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DAX-Prognose 2007: Mehr als halb gewonnen?

18. Juni, 2007 · 4 Kommentare

Dax-Prognose, Wetten, WuerfelnBald ist Halbzeit an der Börse, und mit dem Dax knapp über 8.000 Punkten, wohl eine gute Zeit auf meine Dax-Prognose für 2007 zurückzukommen.

Mit diesen Tipps “Wo steht der Dax Ende des Jahres?” ist es so eine Sache: eigentlich mehr Spielerei, als ernsthafte Analyse oder gar Können (aber ein bisschen Spaß muss bekanntlich sein …).

In der Tat, was mehr zählt, ist nicht die Zahl, sondern die generelle Aussage. Eine Zahl kann man am 31.Dezember einfach nennen, und, wenn am 2. Januar ein anderer Wind weht, gleich die entgegengesetzten Positionen eingehen und so ein Jahr lang nach den Tages- und Wochentendenzen traden. Dann ist die Zahl sowieso ohne sonderlichen Inhalt.

Ich bin aber kein Trader, und mit der Dax-Prognose von 8.136 habe ich mehr oder weniger folgende Aussage gemacht:

Die deutschen Aktien sind tendenziell unterbewertet und zwar nicht zu knapp. Fundamentaldaten, Liquiditätssituation, Aktien-Alternativen sowie Anlegersentiment (inkl. Investitionstrends, soweit mit zugänglich), um einige der wichtigeren Faktoren zu nennen, müssten die Aktienkurse nach oben treiben.

Da wir uns – bereits zum Anfang des Jahres – in der sog. Begleitungsphase befanden (vgl. in diesem Blog etwa Vergessen wir nicht – die Börsen bauen technisches Korrekturpotenzial auf und beim Boersenweblog Die Begleitungsphase), kann man davon ausgehen, dass der generelle Auftrieb über bereits greifende spekulative Mechanismen (vgl. hierzu: Mechanische Hausse, und etwas komlexer z.B. George Soros und The theory of reflexivity) eine gewisse Eigendynamik entwickeln wird, die die Notierungen eventuell auf (leicht) übertriebenes Niveau bringen wird.

Der Dax stand zum Zeitpunkt dieser “Wette” bei ca. 6.600 Punkten. Wenn man mit einem generell günstigen Börsenklima (und den oberen Annahmen) rechnet, wäre es nicht viel, ein gutes – möglicherweise dann überdurchschnittlich gutes – Börsenjahr zu erwarten. Also Plus so um die 15 bis 20 Prozent. Leicht nachzurechnen, dass wir uns dann in der Nähe des Allzeithochs befinden würden, was natürlich willkommen ist, um gleich mal die Wette auf glatt 8.136 Punkten (ATH) zu setzen.

Zugegeben – es ist gerade die erste Jahreshälfte um, und genau so schnell wie wir nach oben geklettert sind, können wir (theoretisch) wieder fallen, eine regelrechte Wende vollziehen und sogar den nächsten Bear-Market erleben. Die Prognose bezog sich – da ist nichts zu rütteln – auf den 31. Dezember 2007. Also: ruhig Blut erstmal, Herr Hellseher…

Zweitens: es konnte auch ganz anders kommen. Es herrschte relative politische Ruhe, die Rohstoffmärkte und die Währungen spielten mehr oder weniger brav mit, von Seite der Unternehmen und der Konjunktur gab es keine großen Erschütterungen (nehmen Sie bitte nicht an, dass ich solche leichterhand prognostizieren kann). Auch in Märkten wie China, wo sich sehr wohl blasenverdächtige Entwicklungen abspielen, konnte es bereits gekracht haben. Das musste nicht unbedingt so sein, und es kann noch alles kommen, sodass die Skeptiker das Spiel letztendlich umdrehen und gewinnen.

Wie auch immer … Jetzt haben wir noch 6 Monate (wir bleiben ja bei der Prognose), und es bleiben noch ziemlich genau 100 Punkte. Wie geht es weiter?

Kurz gefasst: Ich sehe die Risiken noch eher auf der Verkaufsseite, sprich: sollte man jetzt seine Aktienpositionen substanziell (bzw. massiv) reduzieren, geht man aus mittelfristiger Perspektive die größere “Gefahr” ein.

Im Blog werden regelmäßig Beiträge, die Entscheidungsstützen sind und meine Positionen – hoffentlich – einigermaßen gut darstellen. An meiner Ausgangslage habe ich analytisch nicht viel zu ändern, und will sie erstmal beibehalten: Die Aktien sind demnach nicht mehr unterbewertet (zumindest nicht deutlich). Sie scheinen fair bewertet zu sein, wobei ich immer anführe, dass ich grundsätzlich keine fair bewerteten Aktien verkaufe. Ich will teure Aktien verkaufen.

Ich denke, noch sind die Aktionäre in der stärkeren Position. Sie können Konjunkturschwäche und schlechtere Fundamentaldaten auf diesem Bewertungsniveau (locker) aussitzen (zur Zeit können wir starke Fundamentaldaten konstatieren, wie auch Dieter Wermuth aktuell hervorhebt). Um der Liquidität – vor allem in ihrer wichtigsten Ausprägung: den langfristigen Zinsen – ist es nicht mehr so günstig bestellt, die Aktien-Alternativen werden attraktiver, aber noch ist es ein Tick zu früh, die Alarmglocken zu läuten. Zumindest nicht so, dass man den Markt en masse verlassen muss. Korrekturbewegungen, die durchaus zu erwarten sind, werden schnell kaufenswerte Kurse hervorbringen. Außerdem scheint mir der Markt psychologisch gut unterstützt zu sein, vor allem durch die anhaltende Angst und 2000er Vergleiche, wenn Sie mich verstehen.

Keine Frage, die Entscheidung auf diesem Niveau ist nicht einfacher geworden. Ich bleibe aber zuversichtlich, obwohl ich einen Markt sehe, der ein günstiges und ziemlich wahrscheinliches Szenario einpreist. D.h. im Umkehrschluss, eine ziemlich hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Markt sich selbst durch seine Eigendynamik “durcheinander werfen” kann. Vielleicht ist dies die Erwartung höherer Volatilität. Solange es nur Volatilität ist, macht dies für mich wenig aus. Der gesunde Pfad ist von hier aus, denke ich, nicht mehr allzu steil. Falls wir uns, mit oder ohne höherer Volatilität, ihm entlang entwickeln, ist die Welt in Ordnung. Falls aber die Rally doch in ähnlicher Form weitergeht, werden wir bald teure Aktien feststellen müssen.

Die Zeit wird zeigen. Bis dahin beherzige ich noch den Ratschlag von Ken Fisher (die 4. Option sehe ich nicht kommen).

Kategorien: Frontpage · Gesamtmarkt

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