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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Vergessen wir nicht Рdie B̦rsen bauen technisches Korrekturpotenzial auf

3. Januar, 2007 · 5 Kommentare

Wie gesagt – die Stimmung ist gut. Wenn man sich in der Wirtschafts- und Finanzpresse umschaut, trifft man auf erstaunlich viele zuversichtliche Statements. „Erstaunlich“ deswegen, weil nur bis vor kurzem sowohl die wirtschaftliche als auch die Börsen-Entwicklung sehr kritisch beurteilt wurde. Die „Wall of Worries“ war ziemlich hoch, wenigstens so hoch wie die Aktienindizes gestiegen sind.

Woher kamen denn alle Jetzt-Zuversichtlichen?

In einem der Kommentare zum gestrigen Artikel „Die Stimmung ist gut, wo sind die Anleger“ wird die Lage – nach Kostolany – als Ãœbertreibungsphase charakterisiert. Meine Antwort darauf ist – nein, wir befinden uns (für mich: eindeutig) in der Begleitungsphase. In ihr „begleiten“ die Aktienkurse die wirtschaftliche Entwicklung, oder besser die Nachrichtenlage: fallen die Nachrichten gut aus, steigen die Kurse (etwas), kommt es zu Schwierigkeiten, ziehen sie sich (etwas) zurück.

Auf dem ersten Blick, würde man sagen, sollte es ja immer so sein!? Deswegen schauen auch die Trader unentwegt auf ihre News-Ticker und jede Unternehmensmeldung!?

Aber es ist mitnichten immer so. Das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage, was alleine die Kurse bestimmt, verläuft nicht parallel den Nachrichten oder dem Konjunkturzyklus. Auf jeden Fall nicht die ganze Zeit.

Die jetzige Hausse startete inmitten des dunkelsten Pessimismus und kämpfte sich schon beträchtliche Zeit gegen die schlechten Nachrichten hoch. Erst seit dem vergangenen Jahr, würde ich sagen, haben wir einen deutlicheren „Gleichtakt“ (natürlich mit der Unterbrechung im Frühsommer).

Außerdem, ich halte die in Klammern gesetzten „etwas“ für wichtig: keine große Wende, keine großen Anpassungen des Bewertungsniveaus, sondern kontinuierlich kleinere Schritte. Wenn ich auf den Volatilitätsindex schaue, komme ich auch leicht in die Versuchung, etwas mehr Spannung und schärfere Bewegungen vorauszusagen. Muss aber nicht sein.

Trotzdem, ähnlich wie Thomas Müller in seinem aktuellen Beitrag 2007 wird außergewöhnlich! würde ich gern darauf hinweisen, dass die Börsen seit etwa 6 Monaten unaufhörlich steigen. Der DAX hat seit Juni ca. 25 Prozent zugelegt. Es baut sich technisches Korrekturpotenzial auf. Ich sage bewusst „technisches“, weil die allgemeinen Bedingungen für den Aktienmarkt nach wie vor vorteilhaft sind und eine mittelfristige (mindestens über 12 Monate hinausgehende) Hausse-Bewegung begünstigen.

Dennoch, die Situation erinnert etwas an das vergangene Jahr (April-Mai). Damals habe ich gesagt – nicht nach dem kurzfristigen Trade suchen, sondern Anlagehorizont verlängern. Die Bedingungen für eine solche Aussage sind, meine ich, wieder gegeben.

(Thomas Müller spricht von Jahreszyklik, die ein weiteres Steigen der Aktien in den nächsten 1-3 Monaten unterstützt. Ich kann da mitgehen. Vielleicht äußere ich etwas zu früh kurzfristige Vorsicht.)

PS: Spannend, ob im Falle einer Korrektur, die Stimmung schnell umkippen wird?

Kategorien: Analysen · Frontpage · Gesamtmarkt · Sentiment

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5 Kommentare bis jetzt ↓

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    [...] Aber weiteres Wachstum kommt, und damit – schauen wir mal – auch weiter Kurssteigerungen. Aber natürlich nicht unbedingt morgen oder in diesem Quartal – über das Korrekturpotenzial habe ich bereits geschrieben. [...]

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