Es ist eine verbreitete Theorie und Auffassung (die auch soweit ich mich richtig entsinnen kann auch Nobelpreisträger vertreten), dass die Kapitalmärkte “vollkommen” sind, “effizient”, so dass sie auf Basis aller zur Verfügung stehenden Informationen in jedem einzelnen Moment einen “perfekten” Preis bilden. Man sagt, die Märkte “diskontieren” alle vorhandene Informationen effizient, folglich ist es eigentlich nicht möglich die Märkte zu schlagen…
Ich glaube, die Wahrheit ist genau andersrum: die Märkte liegen immer falsch, der aktuelle Preis (Kurs, Notierung etc.) ist nie dort, wo er sein sollte – entweder ist er zu tief oder zu hoch… Dies ist übrigens eine der Auffassungen von George Sorros, auf die er seine Investment-Philosophie aufbaut.
Etwa, sagen wir, 90% des Publikums weiss überhaupt nicht, wo der Kurs stehen soll, kann überhaupt nicht Informationen diskontieren , und weiß meistens auch nicht , was “diskontieren” bedeutet. Hier werden mir die Cahrt-Techniker sympatisch: sie geben offen zu, dass sie sich gar nicht mit “diskontieren” befassen, mit Bewertung, mit “fairen” Preisen etc. Sie beobachten eine Graphik und gut is’. Ich halte ihr Ansatz für Unsinn, aber wenigstens sind sie ehrlich…
In diesem Sinne: ich finde, dass es an der Börse einen bestimmten Mechanismus gibt, der die Kurse nach oben drückt. 90% des Publikums setzen auf long, auf steigende Kurse. Davon etwa 90% wissen überhaupt nicht, ob der aktuelle Kurs nun fair ist oder nicht. Da aber keiner so gern mit Verlusten verkauft, halten die meisten ihre Positionen bis sie in die Gewinnzone kommen (wenigstens). Aus dieser massenhaften Kaufen-und- Einstandskurse-warten-Haltung entsteht ein mechanischer Druck nach oben.
Hier muss man sehr dick unterstreichen, dass die Aufwärtstendenz an der Börse auch langfristig fundamental unterstützt ist und die Long-Spekulation begünstigt.
Unwissend, wo der richtige Kurs liegt, kauft das Publikum und wartet auf höhere Notierungen, und so bis sich etwas in dieser (Kartenhaus-)Konstruktion löst. Dies passiert eher an den extremen Tief- und Hochpunkten. Ansonsten, wenn die Situation nicht extrem ist (Euphorie und Enttäuschung), schaukelt sich die Börse – man möchte sagen fast mechanisch – nach oben. Ich glaube, so langsam setzt sich dieser Hausse-Mechanismus jetzt in Gang.
3 Kommentare bis jetzt ↓
kazana // 21. Nov, 2005
Ah, endlich ein Börsenblog, in dem auch regelmäßig gepostet wird!
Ich persönlich neige ja eher dazu, die technische Analyse zu verwenden, aber das liegt vermutlich an der strategisch anderen Ausrichtung. Will heißen, ich lege eher kurz- oder mittelfristig an. Oder eben im Klartext: Ich spekuliere.
Trotz aller Freude an der technischen Analyse, wuerde ich ihr jedoch nicht blind vertrauen – man muß zumindest die oberflächligen Fundamentaldaten in Acht nehmen. Sonst ist man schneller aus dem Markt als man hineingeraten ist.
DAX-Prognose 2007: Mehr als halb gewonnen? • Börsennotizbuch // 18. Jun, 2007
[...] Da wir uns – bereits zum Anfang des Jahres – in der sog. Begleitungsphase befanden (vgl. in diesem Blog etwa Vergessen wir nicht – die Börsen bauen technisches Korrekturpotenzial auf und beim Boersenweblog Die Begleitungsphase), kann man davon ausgehen, dass der generelle Auftrieb über bereits greifende spekulative Mechanismen (vgl. hierzu: Mechanische Hausse, und etwas komlexer z.B. George Soros und The theory of reflexivity) eine gewisse Eigendynamik entwickeln wird, die die Notierungen eventuell auf (leicht) übertriebenes Niveau bringen wird. [...]
So arbeite ich nicht • Börsennotizbuch // 1. Aug, 2007
[...] Die Börsentrends sind sicherlich ein beständiges Phänomen, aber die “Effizienz der Märkte” ist die falsche Annahme (vgl. hierzu etwa Mechanische Hausse). Und die technische Analyse halte ich nicht für das richtige Analyse-Werkzeug. Ein “meinungsloses” Hin und Her nach dem Gusto des Marktes wird kaum was bringen. [...]
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