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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Die Spannung bleibt uns erhalten Рauf dem Fussballplatz und an der B̦rse

1. Juli, 2006 · 2 Kommentare

Eigentlich, ja Рseit heute ist Halbzeit an der B̦rse.

Die ersten 6 Monate waren auch schön abwechslungsreich: die internationalen Börsen sind gut gestartet in das Jahr, die europäischen Aktien konnten deutlich zulegen und auch die US-amerikanischen Indizes haben sich etwas von ihrer eher vorsichtigen, nahezu schleppenden Entwicklung im positiven Sinne lösen können. Von den Börsen der Schwellenländer ganz zu schweigen.

Auf den guten Beginn folgte seit Mitte Mai – genauer betrachtet etwas später als die meisten dachten und nicht spät genug, damit sich eine gefährlichere Ãœberhitzung ausbildet (meine persönliche Meinung) – die ernüchternde Korrektur. Diese traf, wie erwartet und geschrieben (z.B. Antizyklisch Spekulieren, Rohstoffe – Anlageklasse unter Beobachtung), vor allem die heiß gelaufenen Rohstoffe (gemeint sind hier die Industrie- und Edelmetalle, leider der Preis vom Öl hält sich – noch? – auf dem hohen Niveau), die Schwellenländer und auch, etwas abgemildert, die anderen Outperformer.

Gottfried Heller veröffentlicht aktuell einen Artikel in der Welt, in welchem er diese Entwicklungen gut schildert. Einige seiner früheren Gedanken habe ich auch zum Posting „Das leichte Spiel ist vorbei“ vom 26. Februar 2006 angeführt – ein Blick darauf zurück kann ich empfehlen. Diese greift er jetzt erneut auf und nimmt – ähnlich wie ich – eine zuversichtliche, aber gleichzeitig abwartende Position zu den Aktienmärkten.

Unter den Faktoren, die schon häufiger Thema im Blog waren, weist Gottfried Heller darauf hin, dass die schärferen Korrekturen in einigen Märkten (und zwar „Mode-Märkten“) durchaus gewichtige Akteure und Hedge Fonds in finanziellen Schwierigkeiten gebracht oder noch bringen könnten wie es mit dem LTCM Hedge-Fund 1998 der Fall war. Daher ist etwas Abwarten angebracht.

Während Gottfried Heller grundsätzlich optimistisch in die Zukunft blickt, zeigt sich George Soros deutlich skeptischer, wenn nicht pessimistischer. Schon früher habe ich auf seine Befürchtung verwiesen, dass die USA 2007 in eine Rezession rutschen könne (“Zinsen, Zinsen, Zinsen”).

Jetzt meldet sich Soros erneut etwa mit den Worten:

What’s the biggest threat to the health of the American economy?

The puncturing of the housing bubble is the most immediate danger. U.S. households have a negative savings rate because of the double-digit appreciation in houses. That created equity that people have been withdrawing [in the form of home equity loans and cash-out refinancing. They withdrew $900 billion last year which is an amount even larger than our trade deficit. People spent some of that money because they feel rich, and excess spending by U.S. consumers has been the main motor of the world economy. Now the music has stopped. House prices have stopped rising at such a rapid rate. They may in fact fall temporarily because of the rise in interest rates. That would cause a worldwide slowdown. With falling house prices, consumers will feel the need to increase their savings. The savings rate is about 5 percent lower than normal now. When you go back to a normal savings rate, then that 5 percent falls out of the economy, causing the slowdown.

Is there nothing we can to let the air out of the housing bubble more slowly?

It’s a little bit like a Greek tragedy. It just has to unfold, then you can take measures. Right now you have inflationary pressures building up and that is forcing the Federal Reserve to keep raising interest rates, and the more they raise rates, the more house prices will be depressed. The Federal Reserve is aware of this and is not eager to raise interest rates, but they can’t avoid it.

Das Interview enthält auch Einiges zu den politischen Ansichten von George Soros bezüglich USA: America the Dangerous?

Im Grunde genommen handelt es sich um die gleiche Konstellation von Zinsen, Liquidität, Wirtschaftsdynamik, Rohstoffe- und Immobilienmarkt, nur die Einschätzung für die Gefahr ist bei Soros deutlich ausgeprägter.

Ich erinnere mich an die Worte meines Wirtschaftsprofessors (die sich im Speziellen aufs Marketing bezogen haben, aber auf für die Börse passen würden): Man soll nicht das richtige Ding machen – man soll die Dinge richtig machen.

Wenn Sie besonders gut sind und wissen, was das Richtige im Moment ist – Kaufen oder Verkaufen – dann tun Sie es einfach.

Ich bin nicht so sicher. Ich denke eher Kaufen, oder bald – Kaufen. Nur, um die Dinge richtig zu machen (unabhängig davon, ob es zu Erfolg führt oder nicht) scheint mir, man sollte wenigstens bis zum Ende der Zinserhöhungen warten. Ich habe das Gefühl, dass der Markt dann oder noch vorher relativ schnell nach oben reagieren kann, so dass man mit dem Warten ein gutes Stück von der Performance verpassen würde.

Aber „…denken“, „…so ein Gefühl“… Die Dinge richtig machen, heißt im Moment nicht gegen die Liquiditätsabschöpfung spekulieren.

Ich hoffe, dass ich in den Augen der Leser nicht inkonsequenter erscheine als ich mich fühle. Ich bleibe noch sehr fest hinter der Meinung, dass schwierigere Monate bevorstehen, aber keine Baisse und auch kein Unterschreiten der Marke von (meine virtuelle Wette) 1150 im S&P500.

Aber im Zweifel glaubt man nicht mir, sondern George Soros…

Kategorien: Analysen · Gesamtmarkt · Inflation · Prognosen · Zinsen

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2 Kommentare bis jetzt ↓

  • Die Volatilität steigt • Börsennotizbuch // 27. Jun, 2007

    [...] Thomas Grüner und Gottfried Heller haben uns schon für eine steigende Volatilität vorbereitet. Auch vor Pleiten im Finanzsektor wurden wir vor ziemlich genau einem Jahr gewarnt. Vielleicht bewahrheitet sich schon wieder, dass es kaum ein Zinserhöhungszyklus gegeben hat, in welchem keine größere Finanzinstitution (oder Fond) Pleite oder beinahe Pleite gegangen ist. [...]

  • Werden wir einen Implo-o-Meter für Hedge Fonds brauchen? • Börsennotizbuch // 28. Jun, 2007

    [...] Gestern habe ich auf die früheren Warnungen von Gottfried Heller hingewiesen, dass es in einem Zinserhöhungszyklus gewöhnlich eine oder mehrere spektakuläre Pleiten bzw. Zahlungsschwierigkeiten größerer Finanzinstitutionen gibt. Als er das schrieb waren die Kandidaten eher bei den Rohstoff-Spekulanten zu vermuten. Damals kollabierte ja der Hedge Fonds Amaranth. [...]

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