Gestern habe ich auf die früheren Warnungen von Gottfried Heller hingewiesen, dass es in einem Zinserhöhungszyklus gewöhnlich eine oder mehrere spektakuläre Pleiten bzw. Zahlungsschwierigkeiten größerer Finanzinstitutionen gibt. Als er das schrieb waren die Kandidaten eher bei den Rohstoff-Spekulanten zu vermuten. Damals kollabierte ja der Hedge Fonds Amaranth.
Dieses Mal scheint Ungemach – wen wundert es – aus der Immobilienbranche zu drohen. (Die Rohstoffe sind trotzdem nicht ganz außer Augen zu verlieren – die Spekulation da war auch nicht ohne; noch konnten sich vermutlich die meisten Akteure durch die wieder steigenden Preisen “retten”; hoffentlich haben sie genug Zeit gehabt, das Risiko zurückzunehmen).
Das Handelsblatt schreibt in Bezug auf die Bear Stearns Hedge-Fonds-Krise:
„Wir werden noch mehr Fälle wie Bear Stearns sehen“, warnt Cormac Weldon von der Fondsgesellschaft Threadneedle. Im Moment sei es noch sehr schwierig zu erkennen, „wo die Leichen der Sub-Prime-Krise im Keller liegen“. Allerdings wäre es falsch den Fall mit dem LTCM-Kollaps zu vergleichen, betont der Fondsmanager. Heute seien die Risiken im Finanzsystem viel breiter und besser verteilt. Auch Investmentbanker Ridley erwartet nicht, dass die Bear Stearns-Krise den Anlegern „ihren Risikoappetit völlig verdirbt“.
[...]Eine börsennotierte Tochter des Fonds Cheyne Capital musste einräumen, dass sie im abgelaufenen Geschäftsjahr wegen der akuten Probleme auf dem amerikanischen Immobilienmarkt einen Verlust von rund 68 Mill. Dollar verkraften musste. Ähnlich erging es dem Hedge-Fonds Caliber Global Investment, der mit neun Mill. Dollar in die roten Zahlen rutschte. Stuart Fierze, der Gründer von Cheyne weißt allerdings darauf hin, dass die Situation nicht mit der von Bear Stearns vergleichbar sei. „Wir verfügen über Barreserven von 50 Mill. Euro und haben die Risiken des Fonds deutlich reduziert“.
„Es gibt mit Sicherheit noch mehr Fonds, die auf das falsche Pferd gesetzt und schmerzhafte Verluste eingefahren haben“ [...]
Handelsblatt.com, „Wir werden noch mehr Pleiten sehen“
Die Meldungen mehren sich – vielleicht brauchen wir bald einen Implod-o-Meter für die Immobilien-Hedge-Fonds.
1 Kommentar bis jetzt ↓
Volatilität auch bei der Anlegerstimmung • Börsennotizbuch // 29. Jun, 2007
[...] Ich meine auch, dass es mich überraschen wird, wenn wir nicht – bald – etwas einknicken. In meinen Augen wird die Zuversicht der Börsianer nicht ausreichen, um sich den Druck der steigenden Zinsen und der Unsicherheiten bezüglich der US-Konjunktur entgegenzusetzen. Auch die Hypotheken-Geschichten haben das Zeug, noch mehr Liquidität zu verschlingen, Bonitäten zu verschlechtern und ein generell niedrigeres Bewertungsniveau der Assets „einzufordern“. Nur: eine gut vorbereitete Armee von Börsianern kann auch schwerste Angriffe abwehren. Wer will kann sich vorbereiten… [...]
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