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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Volatilität auch bei der Anlegerstimmung

29. Juni, 2007 · 6 Kommentare

Über die Zunahme der Volatilität in den letzten Monaten habe ich bereits hingewiesen. Natürlich ist diese im historischen Vergleich noch ausgesprochen niedrig. Fakt, wird aber gern in Gesprächen mit Bekannten (die sich eher nur am Rande von der Börse interessieren) häufig bestritten – sie wiederholen immer wieder gern, dass es „nur so hin und her geht an der Börse“…

Aber egal, die Volatilität normalisiert sich… Wenn man einen Blick auf die cognitrend-Sentimenterhebungen wirft, kann man auch eine erhöhte Volatilität der Anlegerstimmung feststellen: letzte Woche noch gut im Plus, diese bereits deutlich im bearischen Terrain. Auch die ganze Reihe zurück bis ca. März dieses Jahres schwankt sichtlich hin und her um die (an sich etwas bearische, aber nennen wir sie neutrale) Null-Linie.

Wie kommt es aber zu einem so abrupten Wechsel von „Kaufen“ auf „Verkaufen“? Im Wechselbad der Gefühle gewichten momentan die Börsenakteure die Risiken schlagartig hoch, will heißen sie sind sich gar nicht so sicher, was und wie viel sie von all diesen Marktinformationen der letzten Wochen halten sollen. Effiziente Märkte? Ich glaub nicht daran. Joachim Goldberg beschreibt die Sorgen so:

Wer die jüngsten Kommentare zur Entwicklung an den Finanzmärkten verfolgt hat, könnte sogar versucht sein, ‚mit Recht’ zu sagen. Das sei doch klar angesichts der zurückgekerhten Risikoaversion und der gebündelte Ängste, hieß es. Die alten Schlagworte wie ‚Carry Trades’ und ‚Subprime’ sind wieder leicht verfügbar. Viele verglichen die Krise um die beiden Hedgefonds von Bear Sterns mit der von LTCM (Long Term Capital Management) im Jahre 1998. Damals waren die Aktienmärkte, aber auch der US-Dollar zum Yen, massiv unter Druck geraten. Anleger, die sich normalerweise nicht für Devisenkurse interessieren, zeigen daher verstärktes Interesse am Yen. Denn dieser ist ja eine der Währungen, in denen sich Carry-Händler typischerweise verschulden, um den Gegenwert in einer hochverzinslichen Währung anzulegen. Da interessiert es nur wenig, dass die langfristigen Zinsen hierzulande und in den USA zuletzt sogar gefallen sind.

Er suggeriert, dass auch mittelfristige Akteure angesichts der wahrgenommenen Gefahren und dem Dax-Allzeithoch für eine Korrektur (die, sagt man, bis zu 20 Prozent ausmachen könne) vorbereitet sein wollen.

Ich meine auch, dass es mich überraschen wird, wenn wir nicht – bald – etwas einknicken. In meinen Augen wird die Zuversicht der Börsianer nicht ausreichen, um sich den Druck der steigenden Zinsen und der Unsicherheiten bezüglich der US-Konjunktur entgegenzusetzen. Auch die Hypotheken-Geschichten haben das Zeug, noch mehr Liquidität zu verschlingen, Bonitäten zu verschlechtern und ein generell niedrigeres Bewertungsniveau der Assets „einzufordern“. Nur: eine gut vorbereitete Armee von Börsianern kann auch schwerste Angriffe abwehren. Wer will kann sich vorbereiten…

Kategorien: Frontpage · Sentiment

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6 Kommentare bis jetzt ↓

  • SebLug // 30. Jun, 2007

    Die Immobilien -Geschichte ist in den USA auch noch nicht ausgestanden.

  • Saviano // 30. Jun, 2007

    Das meine ich ja – die Verwicklungen am Subprime-Hypothekenmarkt haben noch das Zeug (aus meiner Sicht hauptsächlich durch Verschlechterung der Liquiditätssituation), Druck auf die Asset-Märkte auszuüben…

    Die Frage ist, wie stark dieser Druck – “am wahrscheinlichsten” – sein wird. Denn genau wissen tut keiner; das Beste, was ein Spekulant machen kann, ist die Wahrscheinlichkeit (aus Erfahrung, möglichst guter Analyse und Intuition) in etwa abzuschätzen.

  • kapitalmarktexperten.com » Wochenausblick Börsenwoche KW 27 (02.07. - 06.07.2007) // 30. Jun, 2007

    [...] Zunächst einmal lässt sich grundlegend feststellen, dass es deutlich volatiler geworden ist und auch zukünftig die Volatilität an den Märkten einen größeren Einfluss einnehmen wird (mehr Interessantes dazu gibt es HIER). Der zweite Punkt ist ein wenig schöner, wird aber auch zentral über die weitere Kursentwicklung mitbestimmen: die Terrorangst ist zurück. Nachdem am Freitag Morgen bereits eine in London entdeckte Autobombe kurzfristig die Kurse auf Talfahrt schickte, sorgte die Meldung über eine zweite Autobombe am späten Nachmittag für einen erneuten Kursturz, vor allem im amerikanischen Handel. Und dies, nachdem der Dow Jones im frühen Handel nach deutlich besser als erwarteten Konjunkturdaten ein wahres Kursfeuerwerk entfachte, bis auf 13.556 Punkte stieg und auch den Dax kurzfristig im Schlepptau über die 8.000 Punkte-Markte zog. [...]

  • Stimmung der Privatanleger war selten so hoch • Börsennotizbuch // 9. Jul, 2007

    [...] Na, ja – andere Sentiment-Indikatoren zeigen Anderes, und das Wichtigste: bitte, nie alleine auf die Zahlen eines statistischen Instrumentes verlassen… [...]

  • Die Anleger glauben nicht an Beschwichtigungen • Börsennotizbuch // 27. Jul, 2007

    [...] So schreibt Joachim Goldberg in seiner letzten Kolumne zur Sentimenterhebung von cognitrend. Und wie ich bereits vor kurzem hingewiesen habe, scheinen sich in der Tat die Stimmungsmuster etwa seit Februar dieses Jahres (seit der ersten größeren Korrektur in 2007 – den ersten China- und Immobilienturbolenzen) “grundlegend” geändert zu haben. Die von cognitrend gemessenen Stimmungsschwankungen sind offensichtlich und “oszillieren” um die Null-Linie, sprich: mal gewinnt der Optimismus kurzfristig Oberhand, mal drücken Sorgen das Sentiment ins “Bearishe”. [...]

  • Aktien-Volumen zuletzt hoch - Vorsicht! • Börsennotizbuch // 21. Mai, 2008

    [...] zuversichtlich. Dennoch häufen sich allmählich kleine Stolpersteine, so dass ich ein Einknicken erwarten [...]

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