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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Historisch niedrige Volatilität

3. Januar, 2008 · 2 Kommentare

Waage Balance VolatilitätÜber die Volatilität habe ich schon einiges geschrieben. Einige Punkte dabei kamen immer wieder:

Viele (Seiten-)Beobachter haben das Gefühl, dass die Börse (heutzutage) stark schwankt, dass die Kurse nur so “hin und her” springen — und entsprechend (komischer Argument, wenn man länger darüber nachdenkt), dass man sich (heutzutage) gar nicht langfristig an der Börse engagieren soll, dass man (kurzfristige) Trends folgen muss, denn … hm … die Kurse seien so unbeständig, sprich volatil.

In diese Reihe gesellt sich auch das Gefühl, dass die Börsen wegen der Computerisierung, der wahren (globalen) Informationsflut und der blitzschnellen Kommunikation eben kurzfristiger und “nervöser” geworden sind. Früher war das natürlich nicht so, früher war die Welt, die Börsenwelt eingeschlossen, langsamer, gemächlicher, gemütlicher…

Außerdem, hält sich der Glaube, niedrige Volatilitäten an der Börse würden fallende Kurse ankündigen — erstens, niedrige Volatilität soll Sorglosigkeit bedeuten und, zweitens, historisch gesehen gehen steigende Volatilitäten mit fallenden Kursen einher. Also: wenn die Volatilität niedrig ist, sollte man lieber vorsichtig sein und vielleicht gar aus dem Markt aussteigen…

In allem gibt es sicherlich ein Körnchen Wahrheit, aber meiner Meinung nach nicht genug, um an der Börse richtig zu entscheiden.

Zum Beispiel erleben wir die seit Jahren niedrigsten Volatilitäten an den Börsen. Und in diesen Zeiten niedrigster Volatilität sind die Aktien nicht gefallen, sondern kräftig gestiegen. Alle, die noch in 2005, 2006 und selbst 2007 mit den Warnungen kamen, lagen falsch. Und ich wiederholte immer wieder: die Volatilität soll bitte die Fondsmanager kümmern – für ihre Sharp Ratios oder sonstige nicht gerade sinnvolle Tätigkeiten. Volatilität, by the way, hat wenig mit Risiko zu tun. Die gleichen Fondsmanager nehmen die Volatilität (eben auch fürs Sharp Ratio) als Quantifizierung des Risikos. Das geht meistens schlecht aus. Und da die Volatilität wenig mit dem tatsächlichen Risiko zu tun hat, hat sie auch wenig mit der Risikoneigung bzw. Risikoaversion der Anleger (also auch mit der befürchteten Sorglosigkeit) zu tun. Alles zitterte wegen der zu hohen Kurse und des permanent drohenden Konjunkturabsturzes, aber die Volatilität war niedrig, also — Sorglosigkeit. So ungefähr die Experten…

Und, ja, die Börse – wage ich zu behaupten – ist um keinen Deut unterschiedlicher als in der Vergangenheit. Vor allem nicht in den entscheidenden Sachen. Informationsflut und Kommunikationstechnologie hin oder her, Computerisierung und Globalisierung hin oder her, die Börse ist – davon bin ich überzeugt – grundsätzlich immer noch das alte Spiel…

Und wenn wir hier sind — warum, bitte schön, soll sich langfristiges Engagement nicht lohnen? Gerade wenn (falls) die Börsen volatil sind, könnte man doch besser auf die langfristige Entwicklung achten. Am Ende zählt doch nicht, wie wenig mein Kapital geschwankt hat, sondern wie stark es gewachsen ist.

Um auf die Volatilität, die Sorgen und die Unsicherheiten zurückzukommen — gerade jetzt, scheint mir (wieder) die Zeit, sich stärker auf die langfristige Entwicklung zu konzentrieren. Mögliche Turbolenzen stehen vor der Tür, das habe ich bereits geschrieben (neulich etwa bei der Betrachtung der Liquiditätssituation), aber wenn man eine langfristige Perspektive vor Augen hat, können die Turbolenzen wenig ausmachen, höchstens gute Chancen liefern, Positionen zu beziehen (ich habe nichts über die Richtung der Positionen gesagt…).

Kategorien: Frontpage · Gesamtmarkt

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