Börsennotizbuch

Meine (unsere!) neue Börsen-Blogger-Bekanntschaft ist Pierre Daeubner von daytrading.de. In seinem Blog berichtet er vom steigenden Aktienvolumen (Xetra und Börse Frankfurt, “Parketthandel”) im Juni 2007. Im Vergleich zum Vorjahresmonat legte der Umsatz um rund 57 Prozent zu.

Neben der Anmerkung, dass auch die Kurse seitdem deutlich gestiegen sind, will ich meine gegensätzliche Überzeugung zur Signalwirkung eines hohen Aktienvolumens kundtun:

Für mich sind steigende Volumina in einem Aufwärtstrend ein negatives Zeichen. Ich halte herzlich wenig von dem verbreiteten “Lehrsatz”, dass das Aktienvolumen die Trendrichtung bestätigt. Die gängige Argumentation ist wie folgt: wenn viele kaufen (bzw. viel gekauft wird) heißt es, es bestünde gesunde Kaufbereitschaft und Liquidität auf dem entsprechendem Niveau. Analog, wenn die Kurse steigen würden, aber bei dünnen Umsätzen, sei dies Zeichen dafür, dass immer weniger Investoren die Preise attraktiv finden.

Ich beherzige vielmehr die Sicht von André Kostolany, die genau andersherum argumentiert:

Klar, für den Tag oder für die Woche, wenn “alle” in die steigenden Kurse hinauf kaufen, hat der ganz kurzfristige Trend nach oben entsprechende Kraft. Aber – bei steigenden Kursen kauft wer? Die Trendfolger, diejenigen die von den steigenden Preisen angezogen sind und die sich unter Umständen keine sonstigen Gedanken machen. Mit einem Wort – die zittrigen Hände. Sie werden genau so schnell bei fallenden Notierungen verunsichert.

Die Frage an der Börse ist nicht, was heute passiert, sondern was morgen passieren wird; woher werden die zukünftige Nachfrage und das zukünftige Angebot kommen. Darüber hinaus muss immer berücksichtigt werden, dass jedem Kauf ein Verkauf gegenübersteht: die hohen Umsätze jetzt bedeuten, dass auch viele Aktien – trotz steigenden Kursen – verkauft werden. Und wenn man ein bisschen Zeit an der Börse verbracht hat, weiß man, dass die große Masse an Investoren eigentlich nicht bei steigenden Kursen verkauft.

Dies grundsätzlich.

Die aktuelle Situation ist immer etwas komplizierter als die grundsätzlichen Überlegungen. Ich habe sicherlich nicht so viel Fingerspitzengefühl, um mit ausreichender Gewissheit deuten zu können, ob die jetzt steigenden Aktienvolumina und die Kursentwicklung auf eine kleine, große oder keine Gefahr hinweisen. Ich tippe auf kleine.

Noch einmal: Euphorie und “Unvernunft” kann ich am Markt nicht feststellen. Die Rahmenbedingungen stimmen. Mittelfristig (und langfristig erst recht) bin ich für die weitere positive Börsenentwicklung zuversichtlich. Dennoch häufen sich allmählich kleine Stolpersteine, so dass ich ein Einknicken erwarten würde.

Und was mache ich dann? – Ich halte unbeirrt die Positionen…