Wahrscheinlich ganz zurecht meinen viele Beobachter, dass die aktuelle Krise – sowohl bei den Banken als auch in der realen Konjunkturentwicklung – sich erst dann beruhigt und vorbei sein wird, wenn die Immobilienpreise in den USA aufhören zu sinken (und am besten noch: wieder zu steigen beginnen).
Es ist auch plausibel, liegen doch gerade die sinkenden Hauspreise im Wurzel der ganzen Banken- und Konjunktur-Misere…
egghat ist offensichtlich der gleichen Meinung, konkretisiert diese aber auf einen sehr wesentlichen und gut beobachtbaren Indikator:
Am Immobilienmarkt wird sich die Lage meiner Meinung nach erst dann anfangen zu bessern, wenn die Anzahl der verkauften Immobilien steigt; genauer: wenn die Anzahl der unverkauften Häuser gemessen in Monatsumsätzen sinkt. Diese Zahl sagt aus, wie lange es bei gleichbleibenden Umsätzen dauern würde bis alle unverkauften Häuser verkauft wären.
Damit diese Zahl sinkt, müssen entweder bei gleichbleibendem Umsatz weniger neue Häuser auf den Markt kommen als verkauft werden oder die Umsätze müssen so stark steigen, dass die steigende Anzahl von unverkauften Häusern übertroffen wird. Da die Umsätze im Abwärtstrend üblicherweise fallen, dreht der Immobilienmarkt normalerweise dann, wenn das Angebot stark genug sinkt.
Diese wichtige Größe wurde auch von anderen kompetenten Beobachtern in den Fokus der Immobilienmarkt-Analyse gestellt. Sie gibt auch den zentralen Aspekt der Preisbildung wieder: Angebot und Nachfrage, und ist deswegen so “unbarmherzig” relevant.
Dennoch, bei aller Wichtigkeit einer Erholung des Immobilienmarktes, bin ich geneigt zu behaupten, dass die allgemeine Erholung noch etwas früher zu spüren sein wird. Die finale Erholung des Immobilienmarkts wird (vielmehr: kann, könnte) von einer Erholung woanders vorausgegangen werden — eine positive Konjunkturentwicklung, die den finanziellen Druck auf die Immobilienverkäufer mindert, eine vermögensrelevante Erholung der Aktienmärkte o.ä. Der Indikator “Anzahl der unverkauften Häuser gemessen in Monatsumsätzen” ist nichtsdestotrotz ein entscheidender und wird sehr wahrscheinlich die Wende am Immobilienmarkt richtig signalisieren.
2 Kommentare bis jetzt ↓
egghat // 25. Mai, 2008
Wenn ich gewusst hätte, dass genau der Abschnitt zitiert würde, hätte ich den doch noch umgeschrieben … So richtig gefiel er mir nicht.
Ich gebe dir auch Recht, dass die Entspannung schon vorher kommen wird. Nämlich an dem Punkt, an dem die Fallgeschwindigkeit abnimmt. IMHO ist der aber auch noch nicht erreicht. Und wenn meine Prognose aufgeht, dass das der Punkt ist, an dem wir etwa die Hälfte des Abschwungs hinter uns haben, haben wir dann ja immer noch die zweite Hälfte des Abschwungs vor uns. Puh; die Rückgänge bei den Immobilienpreisen sind ja jetzt schon deutlich …
US-Immobilienmarkt: Updates • Börsennotizbuch // 29. Mai, 2008
[...] Die Entwicklung des Case-Shiller Home Price Index sowie einige Sub-Indizes (in absoluten Index-Punkten) kann man sich schön hier anschauen. Dort auch eine interessante Grafik vom Verhältnis (bzw. Korrelation) zwischen Index-Veränderung und “Anzahl der unverkauften Häuser gemessen in Monatsumsätzen” (Months of Supply), die Kennzahl, der eine sehr große Bedeutung beigemessen werden soll. [...]
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