Bekanntlich handhaben die Analysten ihre Prognosen … flexibel — sprich: sie ändern sie häufig, und zwar fast ohne Ausnahme in die Richtung der aktuellen Entwicklungen. Von wirklicher Prognosequalität bleibt da nicht viel übrig, geschweige denn irgendeine “Festigkeit” der Analyse…
Während man von den Prognosen an sich nicht viel abgewinnen und gar ihre Existenzberechtigung durch und durch in Frage stellen kann, geben sie manchmal für den Börsianer doch brauchbare Indikationen, in welche Richtung sich der Konsens bewegt und wie der Mainstream die “Beweismasse” der Wirtschaftsdaten interpretiert.
Aus heutiger Sicht kann man wohl sagen, dass die Analysten insgesamt zu optimistisch in die “Korrektur” der Börsen und der US-Konjunktur hineingegangen sind (natürlich in Folge der langen Hausse vorher als sie permanent zu pessimistisch waren). Entsprechend passten sie bereits in mehreren Schritten ihre Estimates an die neuen Daten und Marktgegebenheiten. Wie das im Einzelnen für die wichtigen drei Größen — US-BIP, US-Inflation und Fed-Zinsen — aussah, hat Bespoke Investment in drei Charts zusammengefasst: Consensus Economist Estimates.
Die BIP-Schätzungen sind durchweg reduziert worden — in den ausgewiesenen Monaten des laufenden Jahres haben die Analysten jedesmal die erwarteten BIP-Wachstumsraten für die kommenden Quartale nach unten revidiert.
Bei der Inflation haben wir eine etwas stabilere Entwicklung — insgesamt kann man feststellen, dass eine leicht höhere Inflation, auch mittelfristig, vorausgesagt wird. Es erstaunt jedoch, dass die Inflationsschätzungen doch so milde ausfallen.
Vielleicht hängt dies damit zusammen, dass die Entwicklung der Fed-Leitzinsen nicht ganz den Erwartungen entspricht. Die Experten haben insgesamt mit “einem Tick” aggressivere (expansive) Geldpolitik gerechnet. Jetzt sehen sie die Fed, das aktuelle Zinsniveau über die nächsten Quartale stabil halten.
Schließlich haben die Analysten en masse die Price-Targets (Zielkurse) für die Aktien bereits reduziert, doch zuletzt halten sie die Prognosen aufrecht — aktueller Stand: Im Durchschnitt wurden die Schätzungen (i.d.R. zum Jahresende) um 6,9% heruntergesetzt (verglichen mit dem Januar-Stand, Anfang des Jahres). Dies war jedoch schon im April / Anfang Mai der Fall. Mit einem Wort — bei den Aktien noch keine Bewegung (sie geben auch seit mehreren Wochen auch keinen Anlass dazu…).
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