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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Immobilienpreise in den USA fallen weiter stark, ebenso das Konsumentenvertrauen

26. März, 2008 · 1 Kommentar

Der Tag heute fing ja so gut an für die europäischen Börsen und für den deutschen Dax … und endete eigentlich auch nicht so schlecht, oder wie es im Börsen-Jargon zumindest heißt: “uneinheitlich”. Zwischenzeitlich jedoch hatten wir zwei wichtige Bündel von Nachrichten, die die Stimmung bzw. die Kauflust der Investoren etwas eintrübten:

  • Weiter stark fallende Preise am US-Immobilienmarkt und
  • Stark gesunkenes Konsumentenvertauen (auch USA)


Noch am Montag erreichten uns die Zahlen zu den Verkäufen bestehender Eigenheime (Existing Homes Sales) für Februar. Nach der ersten Meldung, die in den Medien kursierte (“Die Verkäufe sind zum ersten Mal in sieben Monaten leicht gestiegen”), musste man die schüchterne Hoffnung, dass sich hier Stabilisierung am Horizont abzeichnet, so stark relativieren, dass davon eigentlich nichts übrig bleibt. Nach einer saisonalen Anpassung (Bereinigung) der Datenreihe verpufft der mikroskopische Anstieg.

Aus dem gleichen “Ressort” sind die heutigen Zahlen von Standard & Poor’s/Case-Shiller — der entsprechende Index für die Preisentwicklung in den größten US-amerikanischen Städten verzeichnet “Rekordverluste”. Das hört sich im O-Ton der heutigen Mitteilung so an:

Data through January 2008, released today by Standard & Poor’s for its S&P/Case-Shiller1 Home Price Indices, the leading measure of U.S. home prices, show declines in the prices of existing single family homes across the United States continued into the new year, with 16 of the 20 reporting MSAs posting record low annual declines, of which 10 are in double-digits.

Record Declines in Home Prices Continued in 2008 According to the S&P/Case-Shiller Home Price Indices (PDF)

Diese Daten erfassen die Preisentwicklung bis Januar 2008 (inkl.). Die von der National Association of Realtors publizierten Daten für Februar (nochmal der erste Link oben) umfassen auch den Februar und weisen mit Minus 8,2% in die gleiche Richtung.

Also nicht gut. Der Immobilienmarkt befindet sich so ziemlich im “freien Fall”. Für etwas mehr Informationen, grafische Darstellungen und detaillierte Preisentwicklung in den einzelnen Motropolen können Sie die obere Mitteilung aufrufen oder auch diese Präsentation: S&P/Case-Shiller®Indices (PDF).

Freier Fall hin oder her — irgendwo und irgendwann sollten die Preise auf einen Boden treffen. Calculated Risk blickt auf einen Case-Shiller-Chart und mit einer guten Dosis gesunden Augenmaß urteilt, dass wir (im schlimmsten Fall) in etwa die Hälfte des Preisverfalls hinter uns haben. Das ist natürlich keine Beruhigung. Was er hier als Boden anvisiert, ist das langfristige inflationsbereinigte Immobilienpreisniveau, was en grosso modo dem Preisverlauf 1990 – 2000 entspricht. Nun, der Autor bemerkt richtigerweise, dass eine höhere Inflation (oder selbst andauernde Inflation in der aktuellen Höhe) einen weiteren nominellen Preisverfall abmildern sollte.

Wahrscheinlich zu ähnlichen Schlüssen sollte man kommen, wenn man anhand der ganz langfristigen Entwicklung der Immobilienpreise in den USA urteilen sollte, wie sie hier dargestellt ist:

US-Immobilienpreise: Historische Entwicklung
Quelle: S&P/Case-Shiller®Indices (Präsentation, Link oben)

Dennoch möchten wir die fundamentale Entwicklung in der US-Wirtschaft auch nicht vergessen oder vernachlässigen (einen Beitrag hierzu möchte ich bald verfassen; einer der Eckpunkte: der Median-Hauspreis ist jetzt auf $195,900 gesunken).

So, der Immobilienmarkt ist sicherlich auch die Hauptursache, dass sich die US-Verbraucher nicht mehr so “confident” fühlen:

The Conference Board reported Tuesday that its consumer confidence index hit a new five-year low in March, signaling a strong likelihood of economic recession. The component of the index measuring future expectations hit a 35-year low, suggesting that U.S. consumers are as gloomy now as they were back in the 1970s when the Vietnam War was dragging on, a Mideast oil embargo was in place, the Watergate scandal was raging and the economy was mired in stagflation.

TheStreet.com, Main Street Outlook at 35-Year Low

Das Verbrauchervertrauen, mit einem Wort, markiert 35-Jahrestief. Aber – Achtung: Das Konsumentenvertrauen braucht man an der Börse nicht so stark fürchten, denn es ist gewöhnlich ein nachgelagerter Indikator. Die Konsumenten reagieren auf die fallenden Börsenkurse und die schlechtere Wirtschaftslage, und zwar häufig so, dass sie am Tiefpunkt der Börsenbewegung am pessimistischen sind.

Mehr dazu: Driving by looking into the rearview mirror. Commentary: Consumer confidence is a lagging, not leading, indicator; wer sich mit der Materie noch ausführlicher beschäftigen möchte: Eine Studie von Kenneth Fisher von Fisher Investments and Meir Statman — Consumer confidence and stock returns.

Oder auch dies: Starker Rückgang des Verbrauchervertrauens markierte eigentlich die Rezessionen — ein historischer Ãœberblick (Charts) von Bespoke Investment.

Kategorien: Frontpage · Wirtschaftsdaten

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