Börsennotizbuch

Nicht zufällig erhoben viele Beobachter noch 2009 die Staatsschulden zum wahrscheinlich wichtigsten Thema an den Finanzmärkten. “Sovereign Debt — The New Subprime” lautete eine fette Ãœberschrift in der Financial Times (internationale Ausgabe) im November letzten Jahres, die die bereits brodelnde Debatte in die breite Öffentlichkeit brachte.

Damals zehrten mehrere besorgniserregenden Ereignisse an den Nerven der Investoren wie die Bonitätsherabstufung Griechenlands durch – im Endeffekt – alle Ratingagenturen. Sorgenfalten. Kurz danach bat die “staatsnahe” Baufirma Dubai World um einen Zahlungsaufschub. Die Sorgenfalten wurden tiefer — kann Dubai nicht mehr zahlen? (Das Emirat Abu Dhabi sprang am Ende doch zur Seite). Es folgten mehrere weitere Herabstufungen, die Credit Deafult Swaps gingen in die Höhe, kleine Angstanfälle…

Nun ist es aber soweit: Die erste echte Staatspleite …

Die Regierung von Jamaika hat ihren einheimischen Gläubigern eine Umschuldung von 7,8 Mrd. $ an Staatsanleihen angeboten. Für die Papiere sollen neue Bonds zum gleichen Nennwert, aber geringerer Verzinsung und längerer Laufzeit angeboten werden. Das kommt einer Bitte um Zahlungsaufschub gleich.

FTD.de, Jamaika ist pleite

Aber wie pleite … das ist eine Umschuldung, werden vielleicht einige sagen. Eben: Die Staatspleiten sind gewöhnlich Umschuldungsangebote. Der Staat kann und/oder will die Schuldlast nicht mehr tragen und handelt neue Konditionen mit seinen Gläubigern aus. Die Letzteren werden Verluste hinnehmen müssen.

Also da ist sie: Die Staatspleite Nummer 1 der Krise.

Allerdings, muss man sagen, geht alles ziemlich gesittet vonstatten: Die Investoren werden keinen großen Schnitt erleiden, der IWF steigt mit einem Kredit in Höhe von 1,25 Mrd. USD ein, und die Rating-Agenturen äußern sich positiv.