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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Die KGV-Masche

16. Juli, 2007 · 15 Kommentare

Formeln KGVIch spreche öfters von Aktienbewertung. Es wird überhaupt an der Börse häufig von Bewertungen gesprochen. Obwohl das, nüchtern gesehen, der Kern der Aktienanlage ist, war es nicht immer so. Manchmal geraten Bewertungen in den Hintergrund bzw. Analysten wie Aktionäre dehnen den Begriff so weit und so „kreativ“ aus, dass real nicht mehr viel übrig bleibt.

Zum Glück haben wir im Moment keine solche Phase an der Börse. Die Bewertung wird noch im recht klassischen Sinne betrieben, die herkömmlichen Kennzahlen werden angewendet, es werden Alternativen ins Verhältnis gesetzt. Soweit so gut.

Aber, was nicht nur mir auffällt, ist eben, was das Handelsblatt unter dem Titel: „Das heilige KGV“ anspricht. Da gibt es diese „heilige Kennzahl“, die die weitere Hausse (oder zumindest noch eine Rally) gewährleisten soll. Die Allgegenwärtigkeit dieses Argumentes macht mich schon etwas vorsichtig.

Wer meine Notizen etwas länger gelesen hat, weiß, dass ich generell sehr skeptisch gegenüber jeder „mechanischen“ Analyse bzw. Anlagestrategie eingestellt bin. „Mechanisch“ heißt, sich auf bestimmte Kennzahlen und Größen zu stark zu konzentrieren, sie als (alleiniges) Entscheidungskriterium zu wählen und einfach zu befolgen.

Momentan scheint es mir (auch), dass das relativ niedrige KGV in diese Rolle schlüpft. Die Analysten verpassen keine Gelegenheit, uns das niedrige KGV (der deutschen Aktien) anzupreisen. So kann ich auch Analyst werden! KGV und Fed-Modell und das war’s.

Die Relationen können sich aber recht schnell ändern. Und vor allem das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage – und das bewegt die Kurse in Wirklichkeit. Keine Aktie steigt aufgrund des KGV. Die Kurse steigen aufgrund eines Nachfrageüberhangs. Noch etwas höhere Zinsen, höhere Zins-Spreads und paar Gewinnwarnungen mehr, werden sehr schnell neue Tatsachen schaffen. Die Nachfrage-Seite kann plötzlicher vertrocknen als sich so mancher denkt. Das niedrige KGV ist eine Treibkraft, wenn es tatsächliche Nachfrage auslösen kann – z.B. durch diese Arbitrage. Wenn sich die erzielbare Marge so verringert, dass sie für die Akteure nicht mehr attraktiv genug erscheint und gleichzeitig diese Liquidität benötigen bzw. höher bewerten (die Kreditierungskomplikationen sind bekannt), kann sich schnell ein kleines „Nachfrage-Vakuum“ bilden. Und die Kurse reagieren auf die Lage sofort, ganz egal ob nun rechnerisch günstig oder nicht.

Trotzdem: in meiner Analyse, die ich als eine Art „Rahmen-Bewertung“ bezeichnen würde, erscheinen die Aktien kaufenswert. Die notwendige Ausdauer müsste man aber mitbringen.

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15 Kommentare bis jetzt ↓

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  • egghat // 30. Dez, 2007

    Jaja, wie wahr. Ich kenne auch keinen erfolgreichen Investor, der nur aufs KGV schaut. Die Dividendenrendite kommt immer hinzu, das Kurs-Buchwert-Verhältnis ebenfalls. Und dann nimmt man noch bilanzielle Zahlen dazu (Verschuldung, Eigenkapital, etc.). Und schlussendlich noch weiche Faktoren wie Kompetenz des Managements, Marktstellung, Geschäftsmodell, etc.

    *DANN* kann man u.U. ein neuer Buffet werden … Mit einem Kauf der niedrigsten KGV Werte schafft das niemand. Wär auch zu einfach.

    Bye egghat

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