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Börsennotizbuch

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Die Berichtsaison fast zu Ende

15. Mai, 2008 ·

Noch ein kurzes Update zur US-Berichtsaison, die schon fast zu Ende ist:

Wie die Analysten von Zacks.com kann man wohl sagen, dass die Ergebnisse eigentlich zweideutig ausfallen — die Optimisten werden darin noch ihre optimistischen Argumente, aber auch die Pessimisten die Bestätigung für eine allgemeine konjunkturelle Verschlechterung (samt Trend) wiederfinden.

Insgesamt, Stand Ende letzter Woche, verbleibt der Durchschnitt der gemeldeten Gewinne gegenüber dem Vorjahr im negativen Terrain — genauer bei -13,7%. Dabei haben mehr als 40% der Unternehmen im S&P 500 einen Gewinnrückgang gemeldet. Das Median-Wachstum ist trotzdem noch positiv, bei +5,9%; pro Aktie umgerechnet ergibt sich eine etwas höhere Zahl: +9,1%. Dies ist auf die überproportional großen Verluste relativ weniger Firmen, hauptsächlich aus dem Finanzsektor, zurückzuführen. Der Unterschied zwischen Nettogewinn und Gewinn pro Aktie deutet eigentlich darauf hin, dass die Unternehmen ihre Aktienrückkaufprogramme fortgesetzt haben müssen (warum das von Bedeutung ist — hier ein Beitrag als Einstieg).

(Daten: Zacks.com, Earnings Preview for May 12 – 16)

Noch zur Ãœbersicht der Berichtssaison finde ich diese Charts von Bespoke Investment interessant:

Im ersten geht es um die “beat rate” (auch oben erwähnt), also vom prozentualen Anteil der Unternehmen, die Ergebnisse über den Erwartungen vorlegen konnten. Gewöhnlich ist eine hohe “beat rate”, also mehr Firmen “überraschen” positiv, als bullishes Signal für die Gewinnentwicklung zu interpretieren: Der Chart EPS Beat Rates.

Wie man jedoch sieht, sind die “positiven” Ãœberraschungen in den letzten beiden Quartalen deutlich zurückgegangen. Im ersten Quartal 2008 werden (bisher) die ziemlich enttäuschenden 56% ausgewiesen (die Bespoke-Zahlen beziehen sich auf ein breiteres Aktien-Universum, zur Zeit 2076 US-Unternehmen, die berichtet haben). Zuletzt hatten wir solche schlechte Ergebnisse etwa 2000-2001 (!)

Eine weitere schöne Illustration bietet der Chart der P/E oder zu deutsch: KGV-Entwicklung im S&P 500 (eigentlich zwei Charts mit KGVs seit Okt. 2002 und langfristig seit 1960): S&P 500 Historical Trailing 12-Month P/E Ratio.

Wie ich letzen Sommer geschrieben habe, bietet ein (damals durchaus) attraktives KGV keine Sicherheit an der Börse. Seit dem Sommer können wir es ziemlich schön beobachten: die Kurse sind insgesamt gefallen, aber die KGVs gestiegen. Anhand der gemeldeten Gewinne steht der KGV im S&P 500 aktuell bei 23,53 (schnell umrechnen: ca. 4,25% Aktienrendite, was auf einmal nicht mehr wahnsinnig attraktiv ist. Allerdings liegt die Verzinsung der 10-jährigen US-Bonds aktuell unter 4, genauer: bei 3,91%). Das “Beruhigende” hier ist, dass “wie nach unten, so nach oben” — hohes KGV ist auch keine Garantie für fallende Kurse, sogar, historisch gesehen, waren Zeiten mit hohen KGVs des öfteren gute Einstiegsgelegenheiten (hier jetzt als grundsätzliche Beobachtung).

Wie gesagt, sowohl die Optimisten als auch die Pessimisten werden sich gute Argumente aus den Ergebnissen der Berichtsaison zusammenstellen können.

Kategorien: Frontpage · Wirtschaftsdaten

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