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Gibt es “magische Zahlen” — Gedanken zum KGV und KBV

20. Februar, 2008 · 6 Kommentare

KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) und KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis) gelten häufig als “magische Zahlen” für viele Investoren. Verbreitet ist der Glaube, dass ein niedriger KGV “unbedingt” günstige Aktie bedeutet und folglich gute Perspektiven eröffnet. Genauso mit dem Kurs-Buch-Verhältnis — je kleiner diese Kennzahl desto mehr Sicherheit und Aufwärtspotenzial wird einer Aktie zugeschrieben.

Theoretisch ist das natürlich logisch. Nur, wie ich einmal geschrieben habe, es gibt so etwas wie die KGV-Falle. Kevin Matras von zacks.com versucht an einigen praktischen Beispielen zu veranschaulichen, dass was in der Theorie logisch und gut klingt, in der realen Welt der Aktienanlage (und Spekulation) nicht unbedingt viel bringt: “Magic Numbers” and Relative Valuations.

Zunächst nimmt er zwei Zahlen, die von den Investoren als eine “magische” Schwelle empfunden werden. Beim KGV sieht er diese (wohl unter den Marktbedingungen der letzten paar Jahren) bei 20; beim KBV bei 1.

Was passiert nun, wenn man diese beiden Zahlen als feste Kriterien anwendet?

Looking at the best-performing stocks of 2007 (as qualified by stocks that were trading at $5 or higher at the beginning of the year, traded on average of 50,000 shares a day and had increased in price by 50% or greater by the end of the year), only 36% of those stocks started with P/Es (using 12 mo. EPS Actuals) of under 20. The other 64% were over 20.

This may or may not sound like a big deal. The point is, though, that if you limited yourself to only those stocks with P/Es under 20, your screen would have kept over 60% of the best-performing stocks off your radar screen. And that IS a big deal.

True, there were/are stocks in there with P/Es under 20, but you would’ve missed a lot of fantastic winners if you excluded those over 20.

As for the Price/Book Value, the median P/B was 3.3 at the beginning of the period and over 5 (that’s right, 5!) by the end. Percentagewise, only 2% of the stocks had P/Bs of less than 1 at the start. This means that using the ‘magic number’ of 1 for a P/B value would have excluded nearly every top performer of 2007.

So if you’re determined to look for stocks with ‘low’ valuations (P/E, P/B), try looking for ‘low’ valuations as compared to their Industries.

Und hier (bei der relativen Bewertung innerhalb des Marktsegments) entdeckt Kevin Matras schon deutlich mehr gute Performer.

Kategorien: Gelesen · Gesamtmarkt

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6 Kommentare bis jetzt ↓

  • egghat // 20. Feb, 2008

    Statistik für Einsteiger?

    Der vergleicht die (ich nenn’s jetzt mal so) fundamental billigen Aktien mit den besten?

    WAS IST DAS DENN FÃœR EIN MÃœLL?

    Wie wäre mal ein Vergleich mit dem INDEX? Denn den gilt es zu schlagen!

    Oder mag uns der gute Mann mal verraten, wie man die besten Aktien im Vorhinein bestimmen kann? Nö, weiss er natürlich auch nicht. So what?

    Die fundamental billigen Aktien sind also nicht die Besten? Eine Aussage, leider völlig nutzlos. Da muss man gar nicht mehr hinzufügen, dass die Strategie mit den fundamental billigen Aktie ihre Überperformance in schwachen Börsenjahren erwirtschaftet. 2000 waren auch einige davon überzeugt, dass Buffet ein Dinosaurier mit überlebter Anlagestrategie war. 2003 waren diese Kritiker ziemlich ruhig (und oft auch pleite).

    Ich blogg darüber gleich was bei mir …

  • Saviano // 20. Feb, 2008

    Nachtrag: Die von egghat (auf seinem Blog) geschriebene Kritik zur statistischen Methode scheint mir gut begründet — also aufpassen und besser: lesen!

    Und nochmal nachgedacht: die Statistik oben ist schlecht! Die Gedanken unten und oben können sich darauf nicht stützen! Vielleicht behalten sie etwas Richtigkeit, aber nicht aus den statistischen Beispielen im Beitrag!

    Ach, nicht ganz — niedriges KGV und niedriges BGV sind keine Garantie für Erfolg. Vielleicht in schlechteren Börsenphasen können sich solche (angeblich günstige) Aktien besser halten als die anderen. Aber du gibst auch ein nicht gerade faires Beispiel: 2000 waren die Aktien reihenweise maßlos überteuert, die Steigerungen fanden in vielen Fällen unter völliger Ausblendung von Gewinnen und Buchwerten (da sprach man lieber, erinnern wir uns, vom “Kurs-Fantasie-Verhältnis”, von “Cash-Burn-Rate” etc.).

    Auch bei Graham (der Buffett die Grundlagen für seinen fundamentalen Ansatz lehrte) liest man häufig davon, dass die fundamentalen Auswahlkriterien eher “nur” ein Mehr an “Sicherheit” (margin of safety) geben und nicht unbedingt ein Mehr an Performance.

    Ich will hier ein bisschen ergänzen:

    Langfristig ist dieses Mehr an Sicherheit bei der Aktienauswahl von großer Bedeutung, es hilft die Widrigkeiten und die Wechselhaftigkeit der Börse besser handhaben. Langfristig wird man es bestimmt mit vielen Krisenzeiten und Boomperioden unterschiedlichster Natur zu tun haben. Da ist es nützlich auf die fundamentale Qualität der Werte zu setzen. Ob sich diese aber durch KGV und KBV ausreichend ausdrücken lässt — fraglich.

    Nach der KGV/KBV-Logik hätte man nie die größten Gewinner der letzten 10-20 Jahre kaufen sollen, denn sie waren permanent überbewertet. Man braucht häufig auch Vision (Spekulation) für die Unternehmensentwicklung, vor allem vom Wachstumspotenzial.

    Außerdem: Ich bin eher Anhänger des Top-Down-Ansatzes — in einem Bullenmarkt steigen die meisten Aktien, im Bearmarket bleiben nur die wenigsten verschont. Also — erste Aufgabe: in was für einen Markt befinden wir uns?

    Wenn dann die Richtung stimmen sollte, stellt man fest, dass nicht die auf dem Papier günstigsten Aktien die beste Performance erzielen.

  • Sebastian // 20. Feb, 2008

    Ich stimme egghat zu.
    Für einen sauberen Beweis müsste ich wieder ein mal ein paar wissenschaftliche Aufsätze durchforsten, aber ich kann mich an mehrere seriöse Quellen erinnern (z.B. Damodaran), die Belege dafür anführten, dass selbst eine oberflächliche Wahl der niedrigsten P/E oder P/B Quantile über längere Zeitintervalle stets den Marktdurschnitt und die höchsten Quantile sogar mit großem Abstand schlägt.

    Es gibt natürlich Jahre in denen Growth Aktien mit hohen eingepreisten Zukunftserwartungen besser performen als Value Aktien. Allerdings halte ich mich nicht für einen Marktpropheten, der sich zutraut diese Phasen im Voraus zu erkennen.

    @Saviano
    Als Grahamianer muss ich hier natürlich einhaken. Graham hat sich in seinen Outperformance-Versprechen bewusst zurückgehalten. Das hat allerdings wenig mit dem mangelnden Glauben an seine eigenen Ideen zu tun, sondern mit der, ihm eigenen, Sorgfalt im Umgang mit statistischen Daten. Selbst in der letzten Edition von “the intelligent investor” 1962 (erste: 1934), war er überzeugt, dass die Anzahl an Jahren von nachvollziehbaren Marktdaten nicht ausreichen würden um seine Strategien statistisch zu fundieren.
    Genau diese statistische Sorgfalt stellt Matras auf den Kopf, wenn er eine Investmentregel aus den Beobachtungen nur eines Jahres ableiten will.
    Neben Grahams Grundgedanken von der “Margin of Safety” hat er übrigens auch einen sehr konkreten Investmentansatz begründet.
    Er empfiehlt etwa Aktien dann zu kaufen, wenn ihre Marktkapitalisierung
    allein geringer ist als der Buchwert der Current Assets abzüglich sämtlicher Verbindlichkeiten.

  • Saviano // 20. Feb, 2008

    Danke für die Ergänzungen! Ich sehe es ein, die Statistik ist kümmerlich…

  • egghat // 21. Feb, 2008

    Ich bin das erste Mal über eine ähnliche Statistik gestolpert, als irgendjemand berechnet hat, dass man mit Discountzertifikaten in 63% der Fälle besser abgeschnitten hat als mit dem Kauf der Aktie. Das ist genau so eine Nullaussage. Wenn ich mit den 63% nur 8 mit dem DZ statt 10% Minus mit der Aktie gemacht habe, mit den restlichen 37% aber nur 8% Plus mit dem DZ statt 25% mit der Aktie, habe ich trotzdem auf Performance verzichtet.
    Die Studie kam überall (Börse Online und alle Emittenten) und niemand hat darauf hingewiesen, dass das statistischer Unfug ist.

    Wahrscheinlich haben die Emittenten den Mist sogar finanziert …

    (Ich sehe, dass du inzwischen verstanden hast, dass die Statistik von Zacks Mist war. Das ist dir *sehr hoch* anzurechnen. Diese Fähigkeit zur Selbstkritik ist leider in der Mainstreampresse nicht sonderlich stark ausgeprägt und könnte eine der Punkte werden, mit der die Blogosphäre punkten kann. Hoffe ich zumindest.)

    Bye egghat.

  • Mit Dividenden sichere Renditen erzielen - geldpro.de // 26. Feb, 2008

    [...] eingebrochen, so dass sich dem Anleger eine attraktive Einstiegschance bietet. Bemessen am KGV ist die Aktie zwar immer noch nicht sehr günstig, aber dennoch erheblich preiswerter zu haben, [...]

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