Ken Fisher und Thomas Grüner im Interview bei der Welt.de. Da wird wieder einmal die Arbitrage, die die Aktienkurse so mächtig nach oben treibt, wiederholt:
FISHER: Ich glaube, 2007 bleibt ein großartiges Jahr für Aktien. Denn an den Finanzmärkten erleben wir derzeit eine historisch einmalige Situation, die viele nicht verstehen.
WELT ONLINE: Erklären Sie sie uns.
FISHER: Für die Bewertung des Aktienmarktes ziehen die meisten das Kurs-Gewinn-Verhältnis zu Rate. Wenn wir das nun umdrehen, den Gewinn in den Zähler und den Kurs in den Nenner stellen, dann erhalten wir das Gewinn-Kurs-Verhältnis, also die Gewinnrendite von Aktien. Normalerweise ist diese niedriger als die Rendite lang laufender Anleihen. Dass weltweit die Gewinnrendite von Aktien über der Zinsrendite liegt, ist sehr selten, und wenn es vorkommt, dann ist eine solche Periode sehr kurz. Nun liegt die Gewinnrendite aber schon seit 2002 weltweit über der Zinsrendite, und die Differenz steigt sogar noch. So etwas hat es noch nie in der Geschichte gegeben.
WELT ONLINE: Und was sagt uns das?
FISHER: Die lange Zeit, die diese Situation nun schon besteht, bringt immer mehr Unternehmen dazu, dies für ihre Zwecke zu nutzen. Denn praktisch bedeutet das, dass sie beispielsweise für 4,5 oder fünf Prozent Zinsen Geld leihen können, nach Steuern entspricht das dann einem Satz von vielleicht 3,25 Prozent. Im Schnitt haben die Unternehmen gleichzeitig ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 und weisen damit eine Gewinnrendite von 6,66 Prozent auf. Da ist es schlicht ökonomisch, dass Unternehmen sich Geld für 3,25 Prozent leihen, um dann andere zu übernehmen, die eine Gewinnrendite von 6,66 Prozent aufweisen. Und genau das erleben wir derzeit und das treibt weltweit die Aktienkurse.
Passend zu meinem vorherigen Posting: auf der einen Seite Bestätigung für das KGV-Argument, andererseits für die Gefahren, die die rechnerische Unterbewertung mindern bzw. eliminieren können:
WELT ONLINE: Aber wie lange kann der Aufschwung bei den Aktien noch andauern?
FISHER: Mindestens so lange, wie diese Lücke zwischen Anleihen- und Gewinnrenditen noch existiert. Diese wiederum kann durch drei Faktoren geschlossen werden: steigende Langfristzinsen, sinkende Unternehmensgewinne oder steigende Aktienkurse bzw. durch eine Kombination dieser drei Faktoren. Aber die Langfristzinsen müssten derzeit beispielsweise um 2,5 Prozentpunkte steigen, um die Differenz zu schließen – das wird mindestens einige Zeit dauern.
Also eindeutig positiver als mein vorheriger Beitrag. Mittelfristig bin ich d’accord. Beachten Sie bitte auch die Kommentare bei der Welt.de – ausgesprochen „optimistisch“. Das bekräftigt meine Zuversicht ein Stückchen weiter…
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