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Münchener Rück im Visier der Hedge Fonds?

7. Juli, 2007 ·

Das Handelsblatt berichtet:

Hedgefonds halten nach Einschätzung von Münchener Rück-Chef Nikolas von Bomhard zehn bis 15 Prozent an dem weltweit zweitgrößten Rückversicherer. Auch über eine Zerschlagung des Konzerns habe man gesprochen, sagte Bomhard. Er leht einen derartigen Schritt jedoch ab.

„Wir haben keine Anzeichen, dass der Anteil wächst“, sagte Bomhard dem Magazin „WirtschaftsWoche“ laut Vorabmeldung vom Samstag. Mit Hedge-Fonds sei auch über eine Zerschlagung des Unternehmens gesprochen worden. Bomhard lehnt diese aber ab: „Wer, wie wir, mittel- und langfristig Wert schaffen will, für den macht eine kurzfristig orientierte Zerschlagung keinen Sinn.“

Also, nicht dementiert, nicht bestätigt – idealer Grund für weitere Gerüchte und Börsenfantasie. Der Kurs zeigt sich in den letzten Wochen aber eher ruhig.

Die Aktie wird laut Onvista.de mit einem KGV 2007e von 9,41 und für 2008e von 8,96 bewertet. Wenn sie mich fragen – von dieser Seite recht günstig.

Die Versicherer haben in den letzten Jahren wahrlich mit einigen wesentlichen Problemen zu kämpfen:

Im Grunde genommen, erstens, die Fehlspekulationen während der späten 90er, als sie zu hohe Aktienbestände zu überhöhten Preisen angehäuft haben. Während der Hausse begünstigte die Aktienmarktentwicklung ihren eigenen Aktienkurs und erhöhte ziemlich die Bewertungen. In den Jahren nach der dot-com-Blase schmelzten Kurse wie Bewertungen aber um so heftiger. Am Ende befanden sich etliche Versicherer in prekärer Lage – sie mussten drastische Abschreibungen auf ihre Vermögenswerte (insb. Aktienbestände) vornehmen, notgedrungen sogar massiv Aktienbestände reduzieren, um ihre “Risikotragfähigkeit” sicherzustellen. Das kräftige Hin und Her ihrer Kurse (bisher galten sie ja quasi als “Waisenpapiere”, sprich sichere und wenig volatile Investments) war für die Bewertung ziemlich schädlich. Die Investoren wollten auf einmal erhöhte Anfälligkeit einpreisen.

Zu dieser Anfälligkeit gesellte sich, also der zweite wesentliche Punkt, die Terrorgefahr und die verschärfte Wahrnehmung für Naturkatastrophen (wir denken an Katrina und insgesamt an die Klimadebatte).

Beide Punkte – und besonders den zweiten – halte ich für etwas überzogen, sprich fundamental wären die Versicherer für mich eher unterbewertet. Die niedrigen KGVs sollten trotzdem auch im Verhältnis zu den übrigen Dax-Werten betrachtet werden. Denn sie sind zwar relativ niedrig, aber auch andere Dax-Unternehmen können vergleichbare Kennzahlen ausweisen. Dabei ist zu bedenken, dass die Versicherer traditionell wenig Wachstumsfantasie haben und tendenziell KGV-technisch niedriger bewertet waren (soweit mich die Erinnerung nicht trügt).

Zusätzlich wollte ich auf die Artikel hinweisen: Ken Fisher: Günstige Finanzierung und hohe Rentabilität treiben die Aktien an und Ken Fisher: Mächtige Arbitrage wird die Aktienkurse weiter nach oben treiben, in denen ich auf die Argumentation von Ken Fisher eingehe, die gerade bei Akteuren wie Hedge Fonds hoch relevant scheint. Da bekommt die Aktie von Münchener Rück doch einige Fantasiestriche…

Kategorien: Gelesen · Unternehmen

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