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Börsennotizbuch

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Unnötige Angst vor der steigenden Kreditnachfrage

29. April, 2008 · 2 Kommentare

Seit Ewigkeiten machen gewisse Zahlen viele Marktbeobachter, Laien- wie Profi-Ökonomen, Anleger und Politiker nervös: Das Verhältnis zwischen Bruttosozialprodukt und Kreditvolumen sowie die größere Wachstumsrate der Kreditvergabe und die der wirtschaftlichen Leistung.

Folglich verkündet, ahnt oder befürchtet man in bester konservativer Denktradition die nahende Katastrophe. Und die eine oder andere Krise, die – speziell in diesem Zusammenhang – durch die Finanzmärkte entsteht (was an sich in unregelmäßigen Abständen doch eher normal sein soll), dient gleich als Beweis für die “Unhaltbarkeit” einer solchen Entwicklung; dient für laute Aufschreie nach dem Motto “die „Finanzsphäre“ habe sich von der „realen Sphäre“ abgekoppelt”…

Ich möchte in diesem Zusammenhang auf den Artikel “Lob des Finanzkapitalismus” von Sebastian Dullien verweisen.

Die Debatte, die sich hier eröffnet, ist, so auch Dullien, gar nicht neu: Die oberen angeblich gefährlichen Tendenzen wurden schon in den 90er beobachtet und thematisiert, auch in den 80er, und selbst in den 60er befürchtete man die “katastrophalen” Folgen dieses so genannten “Finanzkapitalisimus”.


In der Zwischenzeit (von nunmehr 20-30-40 Jahren) ist jedoch nichts Dramatisches passiert, zumindest nicht aufgrund der “höheren Verschuldungsquoten”, die Jahr für Jahr ausgewiesen werden. Im Grunde genommen könnte man sogar gleich vom Gegenteil sprechen: von einer - wenn nicht dramatischen, dann aber deutlichen - Wohlstandssteigerung und Zunahme der Wirtschaftsleistung…

Im Kern der Angst steht, erstens, eine “urkonservative” Einstellung, dass sich nach Möglichkeit, bitteschön, nichts an der Struktur des Wirtschafts- und Finanzlebens ändern soll — die (nebulöse) Annahme, dass alles auch so perfekt ist, und die Wirtschaft gar kein anderes Optimum haben könnte.

Zweitens, eine deutliche Skepsis und Misstrauen gegenüber dem “Gespenst des Finanzkapitalismus” (und zwar von Rechts wie von Links). Das hängt mit der Vorstellung zusammen, das “Unternehmen und Haushalte” die Leistung erbringen, und das Finanzsystem diese nur dann hin- und herschiebt… Auf den Gedanken, dass das Finanzsystem erst Innovation, Investition und Wirtschaftsleistung (im Speziellen durch die Kreditvergabe) ermöglicht, kommt man irgendwie ungern…

Ein lesenswerter Artikel…

Ähnliches betreibt man mit Verhältnissen wie die Marktkapitalisierung eines Landes zum BIP. Hierzu könnte noch dieser Beitrag von Interesse sein: “Kurze Notizen zur Börsensituation, Stimmungslage und andere” (dort am Ende des Beitrags zum Thema BIP und Marktkapitalisierung).

Kategorien: Frontpage · Gesamtmarkt

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2 Kommentare bis jetzt ↓

  • egghat // 29. Apr, 2008

    Na, das kann ja nur der Artikel eines Permaoptimisten sein …

    Buffet nennt viele der angeblich so wichtigen Konstrukte der Finanzbranche “Massenvernichtungswaffen”. Das Bankensystem hat eigentlich nur zwei wichtige Funktionen: Die Laufzeitprolongation (also aus kurz ausgeliehenem Geld langfristig ausleihbares Geld zu machen; doof: aus Sparbuchgeldern mit 3 Monaten Laufzeit Hypotheken mit 10 Jahren Laufzeit zu machen) und die Allokation (also das Geld den richtigen zu geben).

    Und wir schauen jetzt mal, wie die Banken das gemacht haben: Hypotheken gibt’s nicht mehr. Und das mit der Allokation hat auch nicht so wirklich geklappt weil man jedem Deppen Geld gegeben hat …

    Und wenn ich über die negativen Sparquoten lamentiere, heißt das weniger, dass die Welt jetzt zusammenbricht, sondern vor allem dass das nicht so weiter geht. Ich glaube halt, dass ein großer Teil des exorbitanten Wirtschaftswachstums (und auch Aktienwachstums) aus nicht wiederholbaren Quellen gespeist wurden: Höheres Risiko, höhere Schulden, massiv gesunkene Zinsen, Entsparen der Konsumenten. Der US-Konsument wird seine Ausgaben nicht mehr stärker erhöhen können als seine Einnahmen (das hat er aber in der Vergangenheot gemacht). Die Firmen sind so hoch verschuldet wie nie und die Bonität ist so niedrig wie noch nie. Auch hier sehe ich keine Luft mehr, weiter auf Pump zu expandieren und auf Pump teuer die Konkurrenz zu kaufen. Und naja der positive Effekt der sinkenden Zinsen ist auch weg.

    Kurz: Wir sind nach zwei sehr guten Jahrzehnten jetzt mindestens in einem, das nicht gut wird … 10% pro jahr nach Inflation müssen wir uns abschminken …

  • Saviano // 29. Apr, 2008

    Nach den zwei Jahrzehnten mit sehr guten Gewinnen (80er und 90er) sind wir jetzt in einem mit sehr schlechten… Und es reicht langsam… ;-)

    Wer Lust hat — hier und da.

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