Ups, Spaniens Wirtschaft schwächt sich stark ab, die Ökonomen sehen sie sogar bereits in einer Rezession oder zumindest auf dem (schnellen) Weg dahin.
Es sind jetzt die Umfragewerte des spanischen Einkaufmanager-Index, die zusätzliche Signale einer Verschlechterung liefern. Die Stimmung im Land hat sich sehr deutlich eingetrübt (zum Vergleich: der deutsche ifo-Geschäftsklimaindex lieferte Ende März noch recht optimistische Signale).
Spanien kann sich als ein Frühindikator der europäischen konjunkturellen Entwicklung erweisen. Das Land erlebte in den letzten Jahren einen Immobilienboom, der sogar diesen in den USA (und auch in UK) in den Schatten stellte. Der Bausektor ist traditionell (aber insbesondere in Folge des Immobilienaufschwungs) stark angewachsen und macht einen wesentlich höheren Anteil am BIP aus. Ebenso sind die Banken traditionell die gewichtigsten Unternehmen an der spanischen Börse. Beide Sektoren sind jetzt im Zuge der Hypothekenkrise besonders hart getroffen:
Als Auslöser für den Abschwung der spanischen Volkswirtschaft gelten die Immobilienkrise sowie straffere Kreditbedingungen für Unternehmen und Verbraucher. “Wenn man sich anschaut, wie sehr die Bilanzen einiger Geldinstitute vom Bau- und Immobiliengeschäft abhängen, macht das Angst”, sagte Miguel Blesa, Chef der Sparkasse Caja Madrid. Das Land erlebt derzeit eine heftigen Einbruch der Immobilienverkäufe – von um die 30 Prozent zum Vorjahr. Die Hauspreise verfallen ebenfalls kräftig. Zudem mehren sich derzeit Berichte, wonach die Ausgabe neuer Kredite scharf gesunken ist. Hinzu kommt, dass die Exportwirtschaft im europäischen Vergleich mit vergleichsweise stark steigenden Lohnstückkosten zu kämpfen hat.
FTD.de, Spaniens Wirtschaft geht zu Boden
Der schlechte Funken scheint doch aus Amerika herüberzuspringen…
Auch schön zum Überblick: Spanien steht kurz vor Immobilien-Crash.
3 Kommentare bis jetzt ↓
hartmut // 8. Apr, 2008
Merkwürdig ist in diesem Zusammenhang nur, dass
(a) der spanische IBEX aktuell der stärkste europäische Aktienmarkt ist
(b) sich die größte spanische Bank (Santander) in Punkto Aktienkursentwicklung gegenüber allen anderen europäischen Banken als Outperformer erweist.
Äußerst interessant ist in diesem Zusammenhang die Beobachtung, dass aktuell Märkte aus Ländern mit sozialistischer oder ähnlich gelagerten linkslastigen Regierungen deutlich bessere ökonomische Daten (und damit auch eine bessere Aktienmarktperformance) vorweisen, als bürgerlich regierte.
Und dann wird möglicherweise auch klar, warum bestimmte Quellen auf tatsächliche oder vermeindliche “Gefahrenpotenziale” in Volkswirtschaften, wie Spanien, Brasilien, Chile oder Australien hinweisen.
Saviano // 8. Apr, 2008
Tja, Börse und Wirtschaftsentwicklung sind doch zwei unterschiedliche Paar Schuhe…
Ich bin nicht sicher, inwieweit die politische Ausrichtung tragende Rolle spielt (auch nicht für die im Umkehrschluss “konservativ” regierten Länder). Ich könnte aber ihren Punkt eine gewisse “Gültigkeit” nicht absprechen (aber hier waren irgendwelche politischen Absichten überhaupt nicht bezweckt; ich bin gar nicht darauf gekommen, dass es eventuell eine signifikante Diskrepanz zwischen links- und rechtsregierten Staaten aktuell existieren könnte…)
Der Punkt war vielmehr: Spaniens Wirtschaft ist viel abhängiger vom Bau- und von dem Bankensektor. Und dazu noch: hat in den letzten Jahren sicherlich auch überproportional von der dynamischen Entwicklung in beiden profitiert. Bei der um sich greifenden Krise könnte sich Spanien also als ein Frühindikator für die Euroland-Konjunktur erweisen, der scheinbar Warnsignale liefert.
Die Bauabhängigkeit ist zum Beispiel schön im EZB-Monatsbericht für März illustriert (s. 75, PDF):
Quelle (Link oben): ECB, Monthly Bulletin, March 2008
Spanien bereitet Konjunktur-Hilfepaket vor • Börsennotizbuch // 21. Apr, 2008
[...] spanische Wirtschaft hat schon (wie erwähnt) einige deutliche Anzeichen von stärkerer Konjunkturabkühlung geliefert. Und auch kein [...]
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