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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Rezession und Leitzinssenkung – und die Aktien?

15. Januar, 2008 ·

Die Rezession ist in Amerika vor der Tür (mache meinen sie ist bereits da, manche sehen sie noch kommen, und manche – wie ich – wetten, dass sie uns erst gar nicht besucht). Die Fed reagiert dabei mit Zinssenkungen, und der gesunde Menschen- bzw. “Börsianerverstand” sagt: Rezession ist schlecht für die Aktien, die Leitzinssenkungen wiederum – gut? Eine verzwickte Lage …

egghat hat hierzu einige Beiträge geschrieben und verweist auch auf die “historische Evidenz” — Big Picture: Equities, Earnings and Recessions .

Sein Fazit:

Wenn man berücksichtigt, dass die Basis für den Wirtschaftsaufschwung die Zinssenkungen sind, fällt es nicht schwer in dieser Phase Anleihen zu empfehlen. Zur sicheren Rendite kommt oft noch ein Kursgewinn durch die Zinssenkungen hinzu. Und Risiko/Rendite-Abwägungen ist ein Wirtschaftsabschwung bzw. eine Rezession eine gute Phase für Anleihen.

Eine gute Zeit für Aktien ist die Zeit nach einer Rezession. Dann geht es getrieben von niedrigen Zinsen, steigenden Gewinnen und besserer Stimmung fast immer nach oben.

Würde ich an dieser Stelle prinzipiell auch so sehen. Die Aktien reagieren zunächst stärker auf die schlechteren Aussichten und die Frühindikatoren aus der Wirtschaft. Besonders fragil sind die Kurse, wenn zuvor (in der Hochkonjunktur) die Erwartungen zu hoch gesteckt waren und die Wachstumsraten einfach in die Zukunft extrapoliert wurden. Dann findet (gewöhnlich) die erste und eventuell heftige Anpassung statt, während die Zinsen nicht sofort für Entspannung sorgen können (auch rein rechnerisch bedarf es in der Regel mehrere Schritte und/oder niedrigere Kurse, um auf festeren Boden zu kommen).

Allen Anschein nach befinden wir uns irgendwo in dieser ersten Phase. Da man nie wirklich den Standort bestimmen kann, sollte man – finde ich – im Zweifel weiter mit schwächeren Börsen rechnen.

Dennoch möchte ich hier auch ein paar Bemerkungen hinzufügen:

In der Hochkonjunktur (die wir weltweit und in den USA gesehen haben) waren die Aktien der “etablierten” Industrieländer (also auch Dow Jones & Co. in den USA) meiner Meinung nach nicht zu teuer. Die Gewinne und die Wachstumsraten waren wohl nicht einfach extrapoliert (sonst müssten die Kurse deutlich höher stehen). So erwarte ich von dieser Seite erstmal nicht zu viel Anpassungsbedarf.

Zweitens, die besten Chancen für die Aktien sind – meiner Meinung nach – irgendwann während der Rezession und noch vor besseren Gewinnen und besserer Stimmung. Hier entsteht natürlich die Schwierigkeit, dass man die Rezession erst Jahre danach genau identifizieren kann. Der Bauch muss also helfen.

Ich würde noch anmerken — es kommt vieles auf die Magnitude des Abschwungs sowie auf die Reaktionen der Notenbanken und (sonstigen) “Systemlenker” an. Wie gesagt, ich erwarte keinen Absturz in die (definitionsgerechte) Rezession (USA) und nur eine leichte Verlangsamung der Weltkonjunktur (Weltkonjunktur ist nicht ohne Bedeutung — denn Weltkonzerne, Globalisierung – Sie wissen schon…). Das alles würde mich gar nicht beruhigen, wenn die Aktienmärkte (in den USA, Europa) überhitzt wären. Ich schätze sie aber nicht als überhitzt ein (einige Schwellenländer-Börsen sind es schon). Aber mit einem Wort – kein zu starker Konjunkturabschwung.

Und dann: Die Fed scheint entschieden zu handeln, und sogar (dieses Mal) auch ziemlich rechtzeitig. Die Mischung sollte einiges auffangen können.

Aber noch einmal: Zunächst dürfte der Druck aus der Konjunktur / Unternehmen / Realwirtschaft etwas stärker sein (vs. begünstigende Zinssenkungen). Ich würde mich aber bereiten, nicht zu lange zu warten …

Kategorien: Analysen · Frontpage · Gesamtmarkt

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