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BVI: Der Exodus aus Aktienfonds verschärft sich sogar

9. Juli, 2007 · 5 Kommentare

BVI Fonds-Mittelaufkommen, Mai 2007BVI Fonds-Mittelaufkommen, Mai 2007Die Anleger der deutschen Fondsgesellschaften bleiben weiterhin sehr skeptisch gegenüber Aktieninvestments. Es ist fast nicht zu glauben, dass die Aktien eine so hervorragende Performance in den letzten Jahren (!) hingelegt haben, die die Anleger aber anscheinend mit jedem Schritt nach oben noch weiter verunsicherte.

Jetzt sind die BVI-Zahlen für Mai 2007 raus (PDF) – und was sehen wir? Die Netto-Mittelabflüsse aus Aktienfonds verstärken sich. Mehr als 2.500 Mio. Euro haben die Anleger aus Aktienfonds netto abgezogen, soweit dieses Jahr summieren sich die Netto-Abflüsse auf die “sagenhaften” (und traurigen?) 8.129 Mio Euro (Anm. der Punkt ist kein Dezimalzeichen – es sind wahrlich Milliarden, um die es hier geht!…).

Die Rentenfonds schlagen sich etwas besser, aber auch sie schaffen es dieses Jahr nicht, netto neue Mittel anzuziehen. In Mai steht in der BVI-Statistik ein Minus von 386 Mio. Euro und in den ersten 5 Monaten des Jahres sind es sogar Minus 3.918 Mio. Euro.

Stimmt, diese Statistik wird etwas zu langweilig – die “Gewinner” wie seit Monaten schon sind die Papiere bzw. Fonds, die für die Anleger bloß irgendwie am wenigsten was mit Risiko zu tun haben sollen, sprich: Geldmarktfonds.

Die Zahlen können Sie sich per Klick in einem größeren Bild anschauen.

Kategorien: Fonds · Frontpage

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5 Kommentare bis jetzt ↓

  • Mario // 10. Jul, 2007

    Ich meine es wurde an dieser Stelle schon einmal angesprochen, aber ich habe die Daten nicht parat. Nehmen die deutschen Anleger eine Sonderstellung ein oder existiert dieses Phänomen (Mittelabfluss bei steigenden Aktienmärkten) auch in anderen Ländern?

  • Saviano // 10. Jul, 2007

    Ja, es wurde schon mal angesprochen. Und die wesentlichen (Kritik-)Punkte, die auch relevant sind, sind nach wie vor (zunächst ohne Wertung) folgende:

    1. Die Deutschen haben eine Sonderstellung (konkret: sie sind risikoscheu), aber international sieht es komplett anders aus.

    2. Die Zahlen erfassen nicht die Mittel, die in Zertifikate fließen, und die letzteren sind stark in Mode gekommen (sie erfassen übrigens auch nicht die direkten Investments).

    3. Das ist alles unwichtig oder sogar eher so zu deuten, dass die Institutionellen Aktien abladen (daher die Abflüsse) und die dummen Privatanleger auf diese sitzen bleiben werden.

    * * *

    Zum ersten: die Deutschen sind wirklich risikoscheu – traditionell. Die mangelnde Aktienkultur ist unumstritten. Die Investmentfondsanteile sind hier sehr klein, vor allem im Verhältnis zum sonstigen Vermögen und der Größe der Wirtschaft. Z.B. eine kurze Ãœbersicht der “Anlagegewohnheiten” international. Dennoch innerhalb Europas ist die deutsche Stellung (wenn auch eher im unteren Mittelfeld) nicht extrem. Insbesondere Italien, Spanien, Portugal sind im Prinzip noch “konservativer” – vgl. Trends in der europäischen Investmentfonds-Industrie oder auch Link oben. Darüber hinaus betrachten wir längere Zeiträume und vergleichen “Deutsche mit Deutschen” – man kann sich nicht so wirklich vorstellen, dass die hiesigen Anleger so diametral anders als der Rest der Welt ticken (Risikoaversion hin oder her).

    Zum zweiten: Ja, die Zertifikate-Mode ist Fakt. Dennoch sind nicht alle Zertifikate risikoreich, genau das Gegenteil ist wahr, so z.B. meine Daten. Nicht wenig sind die laufenden Untersuchungen, was, wie viel und in welchen Asset-Klassen hierzulande investiert wird – die Ergebnisse ähneln stets: Lebensversicherung, Sparbuch, Immobilie bzw. Bausparvertrag und irgendwann mal Aktien, Fonds und Sonstige. Sicher gibt es Erhebungsschwierigkeiten und Besonderheiten (vgl. Exotisches Investieren, aber das sind zumindest die besten Daten, die ich habe.

    Und zum dritten: für mich spielt das Investmentverhalten der breiten Anlegerschichten schon eine wesentliche Rolle. Zunächst glaube ich nicht ganz an das Märchen der schlauen Institutionellen: wo sind die guten Ergebnisse auf breiter Front? Außerdem, auch so kluge Fondsmanager können kaum was gegen den Fluss der Mittel “ausrichten” – sie sind gezwungen (“per Vorschrift”) zu kaufen. Wenn sie gut sind, können sie sich in den ihnen gewährten Freiräumen geschickt bewegen, aber insgesamt müssen sie den Trend der Mittelaufkommen berücksichtigen (sprich: folgen). Außerdem flankiert diese Statistik gut die Stimmungsmessungen, denn sie repräsentiert keine Umfragewerte, sondern tatsächliches Verhalten.

    Also: ich halte die Beobachtungen für relevant, muss aber gleich sagen, dass dies auch nur statistische Zahlen sind: Interpretationsfehler, Methodenfehler und alle anderen möglichen Fehler sind Statistiken stets immanent. Wir haben hier mit Sicherheit (!) nicht den Stein der Weisen gefunden und werden mit einer einfachen Beobachtung (und Gegenpositionierung) sicher nicht die tollen Börsenspekulanten. Außerdem werden die Zahlen irgendwann nicht mehr so einfach zu deuten sein.

    Alles in allem hoffe ich, dass die Mittelaufkommen kein schlechter Indikator sind und zu einigen guten Erkenntnissen verhelfen.

  • “Lieber keine Aktien” • Börsennotizbuch // 13. Jul, 2007

    [...] Unter anderem – die Zertifikate-Mode (vgl. Frage zu den BVI-Zahlen): Viele setzen derzeit auf Zertifikate: Wertpapiere, die sich so ähnlich entwickeln wie eine bestimmte Aktie oder ein bestimmter Index, die aber auch von deren Entwicklung abweichen können. In den Vereinigten Staaten gibt es kaum eine Nachfrage nach solchen Produkten, die Menschen investieren lieber direkt in Aktien. In Deutschland dagegen wächst der Markt dafür stetig – und besonders beliebt sind Zertifikate, die zusätzliche Sicherheit gegen Verluste bieten. Dafür bezahlen die Anleger gerne, indem sie auf die Dividende oder einen Teil der Kursgewinne verzichten. [...]

  • Zertifikatemarkt: Einige Tendenzen • Börsennotizbuch // 21. Jul, 2007

    [...] Die Studie gibt Auskunft über Analgevolumen, Trends und Rahmenbedingungen für die Investition in Zertifikaten. Eines ist dabei klar: das Wachstum in diesem Segment ist nach wie vor hoch. Von momentan rund 10 Prozent wird der Depot-Anteil von Zertifikaten voraussichtlich auf ca. 15 Prozent innerhalb der nächsten drei Jahren steigen. Zertifikate gewinnen somit überproportional an Bedeutung (was hier auch bei der Betrachtung der Mittelaufkommen immer mit berücksichtigt wird/werden soll). [...]

  • Mittelabflüsse aus Hedge Fonds • Börsennotizbuch // 15. Aug, 2007

    [...] Werden Hedge Fonds mit einer Welle von Kündigungen konfrontiert? Gewöhnlich gelte eine Frist von 45 Tage zum Quartalsende, um Geld aus Hedge Fonds abzuziehen. Das Problem: verunsichert durch die Hypothekenkrise können die Investoren jetzt viele Kündigungen (zum 30. September) einreichen — ein Redemption-Problem, das im Prinzip eine Kettenreaktion auslösen kann (bzw. begünstigen). Ich habe immer darauf aufmerksam gemacht, dass auch wenn die Fondsmanager gut die Situation und die Werte abschätzen können (an sich eine gewagte Annahme), unterliegen sie zusätzlich dem Druck und dem Investitionsverhalten der Anleger. Wenn diese ihr Geld aus den Fonds abziehen, müssen nach einer Weile Positionen – es hilft nichts – verkauft werden. [...]

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