Nein, die Kursanstiege im April und (sehr wahrscheinlich) auch im Mai sind wohl nicht unter dem Druck neuer Mittelzuflüsse in Aktienfonds zustande gekommen. Ganz im Gegenteil – das Publikum behält eine generelle Skepsis gegenüber den deutschen Aktienfonds bei und verringert weiterhin die Netto-Neuinvestitionen.
Für April sind die Zahlen des BVI zumindest jetzt raus und offiziell.
Die Bewegungen in den Segmenten Aktien- und Rentenfonds haben sich zum Stichtag 30.04. etwas stabilisiert. So verzeichnen Aktienfonds einen Netto-Mittelabfluss von „nur“ ca. 500 Mio. Euro und die Rentenfonds von (wirklich nur) ca. 23 Mio. Euro. Die erste Zahl (Aktienfonds) ist natürlich lediglich im Vergleich zum Vormonat als „Stabilisierung“ zu bezeichnen. Im März – wissen wir – flossen mehr als 3 Mrd. Euro aus den Aktienfonds, sehr wahrscheinlich auch wegen der Kursturbolenzen Ende Februar – Anfang März. Dies passierte (und passiert wie wir sehen) im bereits Jahre anhaltenden Rückzug der Anleger aus den Aktienfonds.
Zulegen konnten nach wie vor die Mischfonds und ganz besonders die Geldmarktfonds. Das Publikum schwankt tatsächlich (eine Beobachtung, die auch losgelöst von den Mittelaufkommen gemacht werden kann) zwischen Inflationsangst und Inflationszuversicht, zwischen zu hohen Aktienkursen und doch adäquater Aktienbewertung, zwischen Sicherheitsbedürfnis und zu billigen Rentenpapieren (auch angesichts der schwankenden Inflationserwartungen). Der größte Teil der Gelder bewegt sich somit, auf Basis dieser Statistik, an die Seitenlinie. Von hieraus dürften die Mittel klarere Signale bzw. attraktivere Einstiegsmöglichkeiten abwarten, sprich niedrigere Aktienkurse oder höhere Zinsen (bei mehr oder weniger unveränderten Rahmenbedingungen). Wenn man dieser Logik folgt, sollten größere Bewegungen sowohl bei den Aktien als auch bei den Renten vorerst ausbleiben. Dass heißt aber nicht unbedingt weniger Volatilität, sondern kleinere absolute Höhe bzw. Tiefe der moves.
Hier finden sie die regelmäßigen Berichte zu den BVI-Fondsstatistiken im Börsennotizbuch.
Immer wieder füge ich hinzu, dass – ja, richtig – die Mittelaufkommen der vom BVI erfassten Fonds nicht allein an sich die Sentimentslage und Investmentverhalten des deutschen Publikums beschreiben kann. Ins Spiel kommen wenigstens die nicht gelisteten, ausländischen Fondsanbieter, der Zertifikate-Boom, die Direktinvestitionen in Aktien oder über Vermögensverwalter etc.
Trotzdem liefert der BVI-Bericht stets eine gute Indikation. Die erfassten Gesellschaften, mit all ihrer Marketing-Power und Vertriebsstrukturen, schaffen es noch nicht, positive Mittelzuflüsse zu mobilisieren. Im Zweifel fehlen genau die Gelder der weniger gut informierten, der weniger eigenständigen Anleger. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ohne sie eine signifikante Schieflage an den Börsen entstehen kann.
2 Kommentare bis jetzt ↓
BVI: Spezialfonds • Börsennotizbuch // 5. Jul, 2007
[...] In der monatlichen Statistik des BVI erscheint die Position Spezialfonds (vgl. z.B. hier: Die Aktien steigen wohl nicht unter dem Druck neuer Fondsmittel). Und während die Aktienfonds ziemlich hartnäckig von den Anlegern gemieden werden (wie übrigens seit einiger Zeit auch die Rentenfonds), so dass wir Netto-Mittelabflüsse konstatieren, können die Spezialfonds doch Monat für Monat neue Gelder gewinnen. [...]
Euro-Geledmarktfonds investieren in Fremdwährungen • Börsennotizbuch // 6. Jul, 2007
[...] Im Kampf um einige zusätzliche Basispunkte Rendite müssen sich die Euro-Geldmarktfonds (die zuletzt sehr beliebt unter den Anlegern sind) kompliziertere Strategien einfallen lassen. So setzen sie vermehrt auf Geldmarktpapiere fremder Währungen (auch gerne aus den USA) und sichern die Kursrisiken ab. Nur spielen die Profis hier so manch Mal mit dem Feuer und können sich auch mal die Finger verbrennen, oder wie das Handelsblatt einen Artikel zum Thema einführt: Die Strategie, auf Dollar lautende Geldmarktpapiere zu kaufen und die Erträge gegen Euro abzusichern, kann je nach Zinsniveau und Währungskonstellation durchaus reizvoll sein. Beim 1,5 Mrd. Euro schweren Schroder SSF Dynamic Reserve (Euro) ging sie in den vergangenen zwölf Monaten jedoch nicht auf. [...]
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