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Börsennotizbuch

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Weiterhin Aktien-Angst bei den Fondsanlegern

10. Mai, 2007 · 7 Kommentare

BVI Mittelaufkomen-Statistik März 2007Heute veröffentlicht BVI die Mittelaufkommen-Statistik der deutschen Fondsindustrie (Stichtag 31. März 2007). In der Pressemitteilung des BVI (pdf) wird zunächst einmal viel Positives hervorgehoben: sehr erfolgreiches erstes Quartal für die Branche, starke Mittelzuflüsse in Publikumsfonds, verwaltetes Vermögen auf Rekordstand. Aber auch einen nach wie vor klaren Trend zur Sicherheit (und zur festen, daher kleinen Rendite bzw. Verzinsung).

Denn die Aktienfonds sind weit abgeschlagen und verzeichnen einen hohen Netto-Mittelabfluss. Auch die Rentenfonds erfreuen sich keiner Beliebtheit mehr. Gewinner bleiben die Geldmarktfonds, die riesige Summen anlocken.

Das Ergebnis konnte man so oder so ähnlich erwarten. Ende Februar und Anfang März sahen wir an den internationalen Börsen eine kurze, aber relativ heftige Korrektur. Gleich wurde von einer Trendwende gesprochen, und es wäre überraschend, wenn die deutschen Anleger, die auch in den zuvor sehr vorteilhaften Börsenjahren und -monaten kontinuierlich Mittel aus Aktienfonds abzogen, sich plötzlich für diese riskantere Papiere entscheiden würden. Sie haben vielmehr mit erhöhter Risikoaversion reagiert und gleich mal weitere ca. 3.126 Mrd. Euro aus Aktienfonds „in Sicherheit gebracht“.

Eine kurze Bemerkung: Diesmal weist BVI die Zahlen nicht nach Monaten aus, sondern gleich fürs Quartal. Die zurückliegenden Monate kann man etwa nach den Publikationen im Blog zurückverfolgen. Zum Beispiel für die Fondsstatistik für Februar. Die März-Werte kann man sich leicht ausrechnen; hoffentlich ist mir dabei kein Rechenfehler unterlaufen.

So, die Aktienfonds stehen nicht gerade glänzend mit ihren -5.043,4 Mrd. Euro. Knapp dahinter die Rentenfonds: -3.513,7 Mrd. Euro. Zum Vergleich, die Geldmarktfonds rangieren mit +14.631,6 Mrd. Euro als die beliebteste Anlageklasse fürs erste Quartal (Klick auf die Grafik oben). Dieses Geld kann man wohl auch im Börsen-Jargon als „Geld an der Seitenlinie“ sehen. Natürlich ist es nicht gegeben, dass es zu den Aktien fließt; nicht weniger wahrscheinlich ist es, dass die Anleger (wieder) die Sicherheit der Renten vorziehen werden, sobald die (mittelfristigen und langfristigen) Zinsen etwas anziehen. Im Grunde genommen, sollte dies eintreten, werden wir wahrscheinlich auch mit einem etwas schwierigeren Börsen-Klima zu tun haben, was die Lust auf Aktien eher in Grenzen halten wird. Andererseits sollte das Seitenlinien-Geld auch die langen Zinsen tendenziell aufhalten, sodass uns die (wichtigste) Bewertungsgrundlage für die Aktien ein bisschen länger erhalten bleibt.

Auf jeden Fall – von dieser Seite keine Spur von Aktien-Begeisterung, und folglich von der „dritten Phase der Hausse“. Diese sehe ich nach wie vor nicht, und sie kann kommen, aber auch fürs erste ausbleiben. Denn nicht immer muss es zu einer breiten und maßlosen Übertreibung und Euphorie an den Börsen kommen. Dafür sind auch weitere Zutaten notwendig, die im Moment – denke ich – (noch) nicht vorhanden sind. Hierzu gerade aktuell die Überlegungen (und die kleine Diskussion in den Kommentaren) beim Aktien-Blog.com.

Kategorien: Fonds · Frontpage

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7 Kommentare bis jetzt ↓

  • Nico Popp // 10. Mai, 2007

    Ja, die Fonds-Sparer bleiben dem Markt noch fern. Ich denke aber, dass sich die Meinung schnell ändert, wenn in den Nachrichten weiterhin stets positve “Milliarden-Meldungen” verbreitet werden. Der Aktienmarkt hat schon wieder Einzug in die herkömmlichen Medien gehalten. Ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit bis auch “Otto-Normal-Aktionär” an die Börse zurückkommt.

  • egghat // 10. Mai, 2007

    Erstmal: Interessanter Artikel. Ich werde den gleich mal zum Anlass nehmen, was eigenes dazu zu schreiben.

    Ich denke allerdings, dass im Moment viele “Hausse=2000″ setzen. Das war wirklich irre, jeder Depp meinte in Aktien gehen zu müssen, teilweise mit wenigen 100 Euro (bzw DM). ABER ich denke auch, dass die Börsengeschichte schon fantastische Crashs gesehen hat, OHNE dass vorher jeder Depp in Aktien war. 1987 z.B. gab es auch keine weit verbeitetete Euphorie und auch 1990/91 z.B. nicht.

    Sowas wie 2000 passiert aus meiner Sicht die nächsten 25 Jahre nicht mehr (mindestens). Dazu ist die Erfahrung zu frisch. Aber sowas wie 87 kann ich mir durchaus vorstellen (was nicht heisst, dass ich 30% Minus an einem Tag erwarte, aber 30% in 3 Monaten, warum nicht?). Dann haben wir ein KGV von 14 und sooooooo unglaublich billig ist das auch nicht … Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da hatte Veba ein KGV von 6.

    Bye egghat.

  • Saviano // 10. Mai, 2007

    @ egghat: Das ist durchaus richtig. Auch sind die Deutschen hier vermutlich nicht gerade das beste Beispiel. Die Aktienkultur hierzulande war immer ziemlich schwach, und das “einzige” Mal, als sich die Menschen wirklich massenhaft für Aktien begeistert haben, war eben 1999-2000. Die Erbitterung nachher umso heftiger und dauerhafter. Anderswo sieht es nicht so “zittrig” aus. Das sind Punkte, die hier im Blog mehrmals deutlich signalisiert worden sind.

    Das Investmentverhalten (der größten europäischen Wirtschaft) kann trotzdem Indikationen liefern.

    Dein Punkt finde ich – noch mal – sehr korrekt. Eine solche Hausse dürften wir nicht so schnell wieder erleben. Und früher haben die Börsen auch ohne solcher Extreme gecrasht. Allerdings, würde ich vermuten, waren die früheren Tops nicht gerade von ausgeprägter Aktien-Aversion begleitet.

    Trotzdem sehe ich die Bedingungen für eine Baisse nicht.

  • Heidi P. Trabert // 10. Mai, 2007

    Ich bezweifle den Aussagewert der Fondsstatistik für den Aktienmarkt. Viel Geld fließt zum Beispiel in Zertifikate, was hier gar nicht erfasst wird. Das Gros der Zertifikate ist jedoch aktienorientiert – in allen möglichen Varianten.
    Ich stimme zu, dass 2007 nicht mit 2000 vergleichbar ist. Wir haben heute eine ganz andere Qualität von Ãœbernahmen: Damals wurde mit Aktien bezahlt, heute zum großen Teil bar – was an den niedrigen Zinsen liegt.

  • Saviano // 10. Mai, 2007

    Das Thema Zertifikate (neben meiner Bemerkung oben) spielt natürlich eine nicht unwesentliche Rolle. Die Zertifikate-Mode ist unumstritten und darauf habe ich früher auch hingewiesen. Leider sind mir keine guten Daten dazu bekannt, die den Markt in ähnlicher Qualität und Regelmäßigkeit erfassen (Hinweise sind willkommen).

    Vor 2 Monaten hatte ich dazu in Der verpasste Börsenaufschwung auf Angaben der FTD hingewiesen. Der Zertifikate-Markt wird danach auf ca. 100 Mrd. Euro geschätzt. Was genau sich hinter dieser Aussage verbirgt? – Wahrscheinlich der Marktwert der verkauften Papiere.

    Zum Vergleich, der Wert der Aktienfonds ist ca. 230 Mrd. , das gesamte Publikumsfondsvermögen ca. 710 Mrd., und das gesamte Fondsvermögen (alles laut BVI) ca. 1.400 Mrd. Euro. Also je nachdem was man in Relation setzen will/soll, sind die Zertifikate von “wesentlich” bis “signifikant aber nicht gerade ein Schwergewicht” einzustufen.

    Trotzdem halte ich den Zertifikate-Trend für bedeutsam, und er sollte mit Sicherheit die Aussagen der Fondsstatistik relativieren. Allerdings, auch Link/Quelle oben, fließt hier das Gros der Gelder wieder in Garantieprodukte.

  • focusonmarkets.com - financial and economic weblog » Archive » Von Sparern und Zinsen // 15. Mai, 2007

    [...] In den heutigen Zeiten hat die Fondsindustrie mit massiven Geldmittelabflüssen zu kämpfen. Gerade bei Aktienfonds hält der Trend unvermindert an. Bevorzugt wird das abgezogene Geld zu Cash gemacht, berichtet das Manager-Magazin. [...]

  • Die Aktien steigen wohl nicht unter dem Druck neuer Fondsmittel • Börsennotizbuch // 13. Jun, 2007

    [...] Die Bewegungen in den Segmenten Aktien- und Rentenfonds haben sich zum Stichtag 30.04. etwas stabilisiert. So verzeichnen Aktienfonds einen Netto-Mittelabfluss von „nur“ ca. 500 Mio. Euro und die Rentenfonds von (wirklich nur) ca. 23 Mio. Euro. Die erste Zahl (Aktienfonds) ist natürlich lediglich im Vergleich zum Vormonat als „Stabilisierung“ zu bezeichnen. Im März – wissen wir – flossen mehr als 3 Mrd. Euro aus den Aktienfonds, sehr wahrscheinlich auch wegen der Kursturbolenzen Ende Februar – Anfang März. Dies passierte (und passiert wie wir sehen) im bereits Jahre anhaltenden Rückzug der Anleger aus den Aktienfonds. [...]

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