Börsennotizbuch

Heute im Handelsblatt steht zu lesen: „Profis schichten ihre Depots um“. Laut Artikel haben die Manager breites in den letzten Wochen und Monaten Vorbereitungen getroffen und den Aktienanteil sukzessive auf die „normalen“ ca. 60% reduziert.

Ich darf anzweifeln, ob dies tatsächlich so geschehen ist angesichts des ziemlich scharfen Rückgangs im DAX. Eine allmähliche „Vorbereitung“ und Repositionierung von Adressen, die bekanntlich den Löwenanteil am Aktiengeschehen bestimmen, dürfte etwas anders aussehen…

Aber wenn’s auch so ist – um so besser. Wir brauchen nicht wieder zu viele „Börsenwunden“. Wir brauchen auch nicht in Aktienpositionen überstrapazierte Portfolios. Die Reduktion der Aktienbestände könnte durchaus mit den Mittelabflüssen in April in Verbindung gebracht werden (und mich würde es stark überraschen, wenn wir in Mai jetzt noch deutliche Zuflüsse haben).

Auf jeden Fall – wenn’s in der Zeitung steht, ist zu spät darauf zu setzen…

Diese „kalte Dusche“ bringt nicht nur die Preise wieder auf attraktivere Niveaus, sie wird schnell noch denjenigen die Risiken der Börse vor Augen führen, die sich mehr oder weniger vom jüngsten Optimismus und den Kurssteigerungen „aus der Reserve“ locken ließen. Ich sage nicht „begeistern“ oder Ähnliches, denn zumindest die deutsche Realität – so wie ich sie natürlich vernehme – ist fern von Unvernunft und mutigen Ambitionen (privat, geschäftlich und an der Börse).

Und wie komme ich auf meine Ãœberschrift?

Zu Spekulieren heißt im Gunde genommen antizyklisch zu agieren. Es heißt sich mehr oder weniger (denn Extremsituationen, wo es „mehr“ ist, sind auch nicht so oft) genau gegen die Profis zu positionieren. Einerseits gegen ihre Meinung, Ängste und Erwartungen, andererseits gegen ihren finanziellen und technischen Spielraum (oder sagen wir externen Druck).

Ken Fisher hat neulich noch mal seine 3 Schlüsselfragen zum Börsengeschehen so formuliert:

1. What do you believe that’s actually false?
2. What do you know that others don’t?
3. What the heck is my brain doing to blindside me now?

Und jetzt?… Alles leicht gesagt, aber was soll man denken und tun?… Es ist zumindest etwas interessanter geworden.