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Klaus Kaldemorgen: Ungemütliche Börsen-Perspektiven

21. Juli, 2007 · 4 Kommentare

Klaus Kaldemorgen, einer der bekanntesten Namen der deutschen Investmentszene, sagt für das Manager Magazin, dass die kommenden Monate “ungemütlich” werden können. Etwas, was ich intuitiv und auch analytisch für richtig halte (obwohl ich es mit meiner Position nicht so sehr vertrete) ist Kaldemorgens “Mahnung”, dass “es [aus Erfahrung] nicht bei kleinen Unfällen bleibt”…

Trotzdem (soll uns dass beruhigen?) schlägt Kaldemorgen nicht groß Alarm. Ich habe ihn bisher als etwas konservativer (besser:solider) Analyst erlebt. Ein paar Warnungen tun gut, ansonsten halte ich seine “ruhige Hand” für angebracht.

Kaldemorgens wesentliche Punkte [eckige Klammern von mir]:

  • Die Privatanleger spielen keine besondere Rolle [im Moment, für eine echte Endphase werden wir sie aber doch brauchen]
  • Die gewichtige Rolle entfällt großen Akteuren wie Hedge Funds, Private Equity Unternehmen und auch Staatsfonds (alleine der norwegische Staatsfonds bewege 350 Milliarden Euro). The good news: wenigstens die letzteren investieren unter sehr langfristigen Gesichtspunkten. Es gibt natürlich auch “klassische” Institutionelle, die aber erneut zunehmend in Risiko gehen wollen/gehen, dieses Mal in sog. Alternative Investments, also wiederum Hedge Fonds, Private Equity. Das Risiko ihrer Positionen wird nicht geringer.
  • Die guten Deals werden knapper, dadurch wird die Performance der oberen Akteure entweder niedriger, oder sie nehmen höhere Risiken auf.
  • Die Finanzierungsbedingungen werden schwieriger [Zinsen, Zinsen, Liquidität]
  • Im Markt bestehen hohe Korrelationen zwischen den Anlageklassen. Man kann praktisch kaum diversifizieren. Einzig Cash und Devisen entziehen sich den “kommunizierenden Röhren”, die das moderne Finanzsystem umspannen.
  • Die (deutschen Aktien) sind nicht teuer und für den langfristig orientierten Anleger geeignet [meine Rede]
  • Die US-Immobilienkrise (die Subprime-Hypotheken, die Schliessungen der Subprime-Hedge-Fonds von Bear Stearns) wird kontrovers diskutiert. Die Last von geschätzten 50-60 Mrd. Dollar [Bernanke hebt die Obergrenze auf bis zu 100 Mrd. Dollar an] seien auf viele Schulter verteilt, so dass es möglicherweise ohne besondere Verwerfungen tragbar ist.
  • Ähnliche Sicherungsmechanismen und Handlungssystemen, darunter computerbasiert, können relativ scharfe Bewegungen auslösen.
  • Die Rohstoffe erscheinen gutes Investment, wegen Emerging Markets etc.
  • Die Politik wird weitestgehend ausgeblendet, die Globalisierung zwingt zu rationalem Verhalten.

Irgendwo sagt Kaldemorgen auch (kann ich als Ergänzung zur Antwort auf das Kommentar von micha beifügen):

mm.de: Kann der Privatanleger sich da noch zurecht finden?

Kaldemorgen: Ja, solange er sich nicht da tummelt, wo die Profis spielen. Die sind häufig kurzfristig orientiert, denn es zählt oft nur der schnelle Erfolg. Viele sagen also, diese oder jene Aktie habe noch ein Aufwärts- oder Abwärtspotenzial von 10 Prozent auf Jahressicht. Das ist völlig in Ordnung – aber die Verdoppelung innerhalb von ein paar Jahren, das ist doch das Interessante. Und über diesen Zeitraum haben auch Privatanleger Chancen. Schon weil sie sich in bestimmten Branchen ebenso gut auskennen wie die Profis.

Kategorien: Analysen · Gelesen

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4 Kommentare bis jetzt ↓

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    [...] fr-online.de beschreibt den “Deal” und lenkt unsere Aufmerksam noch einmal zum Thema der Staatsfonds (vgl. Interview mit Klaus Kaldemorgen neulich). Sollte China weiterhin solche riesige Währungsreserven anhäufen (diese haben bereits die Marke von 1.200 Mrd. Dollar überschritten), muss es sicherlich nach weiteren Investitionsobjekten Ausschau halten. fr-online beschreibt die Herausforderung, die hier entsteht: Die große Herausforderung für China wird sein, solch große Summen zu investieren, ohne politische Erdbeben loszutreten. 2005 hatte die Volksrepublik beim Versuch, in den USA einzusteigen, einen herben Rückschlag erlitten. Damals scheiterte die Übernahme des US-Ölkonzerns Unocal für 18,5 Milliarden Dollar durch die staatliche chinesische Öl-Firma CNOOC am politischen Widerstand der Vereinigten Staaten. [...]

  • Staatsfonds - Fluch oder Segen • Börsennotizbuch // 25. Jul, 2007

    [...] Zum Thema hat sich auch Klaus Kaldemorgen neulich geäußert: Die gewichtige Rolle entfällt großen Akteuren wie Hedge Funds, Private Equity Unternehmen und auch Staatsfonds (alleine der norwegische Staatsfonds bewege 350 Milliarden Euro). The good news: wenigstens die letzteren investieren unter sehr langfristigen Gesichtspunkten. Es gibt natürlich auch “klassische” Institutionelle, die aber erneut zunehmend in Risiko gehen wollen/gehen, dieses Mal in sog. Alternative Investments, also wiederum Hedge Fonds, Private Equity. Das Risiko ihrer Positionen wird nicht geringer. [...]

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  • egghat // 1. Aug, 2007

    Und da habe ich vor kurzem noch gelästert, weil der Kaldemorgen mir zu optimistisch war. So gefällt er mir schon besser ;-)

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