anzeige

Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
Börsennotizbuch random header image

Verlauf von Konjunkturzyklus und Lohnentwicklung in Deutschland: Gefährlich asynchron

9. März, 2008 · 1 Kommentar

Thomas Fricke hat ein paar harte Worte über die Lohnfindung in der Bundesrepublik:

Der Trend scheint klar. Weg vom Geiz. Hin zum Lohnplus. Und die Beteiligten geben sich in diesen Tagen alle Mühe, den Rest der Republik darüber gezielt in Kenntnis zu setzen. Das ist menschlich wie ökonomisch in der Tendenz nachvollziehbar. Ein Aufschwung ist ja keine Veranstaltung zur Verhinderung steigender Einkommen.

Nur verabschieden sich die Deutschen just in dem Moment vom Geiz, wo es dafür wirtschaftlich nachlassende Gründe gibt und Prognosen wöchentlich gesenkt werden. Ein Zuspätkommen, das in Deutschland System hat. Die Löhne laufen der Realität recht regelmäßig fatal hinterher, in Auf- wie in Abschwüngen. Ein Grund, die Lohnfindung grundlegend zu revidieren.

Wie asynchron, besser: gefährlich asynchron Konjunkturzyklen und Lohnentwicklung in Deutschland verlaufen, zeigt er anhand mehrerer Beispiele — aber was rede ich da, einfach am Beispiel der vergangenen Konjunkturzyklen, denn “Ausnahmen gab es leider keine”

Ob in den späten 80er oder in den 90er — gleiches Prozedere: Die Löhne stiegen just dann als sich der Abschwung, sogar eine Rezession, abzeichnete…

Auch wenn Fricke schreibt, dass es diesmal nicht so schlimm kommen muss, ähnelt die aktuelle Situation dem gleichen Muster:

So schlimm muss es diesmal nicht kommen. Der Ablauf wirkt aber mindestens so zeitverzögert. Der deutsche Aufschwung begann etwa Mitte 2005, und 2007 lag der Zuwachs der Tarifverdienste laut Bundesbank noch immer bei atemberaubend nichtigen 1,3 Prozent.
Jetzt kursiert in den USA wieder Rezessionsangst, nach Prognosen droht auch die deutsche Wirtschaft nur noch halb so schnell zu wachsen wie 2006. Und die Straßen sind plötzlich voll von Leuten, die entweder keinen Busfahrer finden oder Transparente mit stark nach oben revidierten (Lohn-)Prozentzahlen tragen.

Lesenswert.

Kategorien: Gelesen · Gesamtmarkt

Tags:, , , , ,

Vor- und zurückblättern (aktuelle Kategorie) ↓

Anzeige ↓


Verwandte Beiträge ↓



1 Kommentar bis jetzt ↓

  • egghat // 9. Mrz, 2008

    Naja, diese Asynchronität kommt aber auch durch die Tatsache, dass die Löhne immer erst sehr spät im Konjunkturzyklus erhöht werden.

    Wäre es jetzt ein wirklicher Unterschied, wenn die Löhne bereits 2005 5 statt 2% gestiegen wären? Wäre das für die Unternehmen wirklich besser? Na, ich weiss nicht.

    Dieses ganze Gehampel ist eh albern. Eigentlich sollten die Löhne automatisch bei guter Gewinnentwicklung steigen. Aber dann wären die Gewerkschaften überflüssig.

Kommentieren:

newpapers
Interessante Kennzahl: Umsatz pro Mitarbeiter. Aktuell steigend

13. Februar, 2012

Ich lese gerade einen Artikel von Ken Fisher, in dem er seinen mehrmals und an verschiedenen Stellen geäußerten Optimismus für die Weltkonjunktur und die Aktienbörsen noch einmal bekräftigt. Unter den ...
Letzte Hoffnung: EZB?

16. November, 2011

Das ist mittlerweile der Tenor und die Erwartung der Märkte (wie ich im letzten Beitrag erwähnt habe): "Wir stehen kurz vor einer Eskalationsstufe, und es gibt nur noch einen Rettungsanker - ...
Historische Parallele: Wie 1931

14. November, 2011

Ein sehr lesenswerter Artikel von Fabian Lindner bei Herdentrieb/ZEIT: Europa 2011 = Europa 1931. Thomas Fricke argumentiert in die gleiche Richtung: Frau Merkel beendet den Aufschwung (FTD). Und nochmal aus der Feder ...
Lesetipps: Konjunkturunsicherheit beudeutet “unsicher”

17. Oktober, 2011

Wieder mal ein Post ... war auch Zeit ... An der Börse, sagt man uns häufig, ist eine Rezession bereits eingepreist. Allerdings glaube ich nicht, dass es im Falle einer tatsächlichen ...
Stürtzt demnächst auch die Konjunktur ab?

12. August, 2011

Das, was wir an den Börsen gesehen haben, ist schon ein ausgewachsener Aktiencrash, keine Frage. Ob die Märkte jetzt wieder überreagieren und die Kurse eigentlich wieder billig geworden sind, mag ...
Die Wurzeln der Euro-Krise: Das Motto “Jeder für sich”

12. Juli, 2011

Angela Merkel, Germany’s chancellor, insisted there should be no joint EU guarantee: each country would have to take care of its own institutions. That was the root cause of today’s ...
Die Zeiten sind unsicher. Wie immer.

17. Juni, 2011

Gottfried Heller beobachtet seit Jahren eine skurrile Zweiteilung der deutschen Anleger: Die einen investieren (ängstlich) ausschließlich in Zinspapiere, die anderen verfallen ins gegensätzliche Extremum und jagen nach schnellen Erfolgen mit ...