Thomas Fricke hat ein paar harte Worte über die Lohnfindung in der Bundesrepublik:
Der Trend scheint klar. Weg vom Geiz. Hin zum Lohnplus. Und die Beteiligten geben sich in diesen Tagen alle Mühe, den Rest der Republik darüber gezielt in Kenntnis zu setzen. Das ist menschlich wie ökonomisch in der Tendenz nachvollziehbar. Ein Aufschwung ist ja keine Veranstaltung zur Verhinderung steigender Einkommen.
Nur verabschieden sich die Deutschen just in dem Moment vom Geiz, wo es dafür wirtschaftlich nachlassende Gründe gibt und Prognosen wöchentlich gesenkt werden. Ein Zuspätkommen, das in Deutschland System hat. Die Löhne laufen der Realität recht regelmäßig fatal hinterher, in Auf- wie in Abschwüngen. Ein Grund, die Lohnfindung grundlegend zu revidieren.
Wie asynchron, besser: gefährlich asynchron Konjunkturzyklen und Lohnentwicklung in Deutschland verlaufen, zeigt er anhand mehrerer Beispiele — aber was rede ich da, einfach am Beispiel der vergangenen Konjunkturzyklen, denn “Ausnahmen gab es leider keine”…
Ob in den späten 80er oder in den 90er — gleiches Prozedere: Die Löhne stiegen just dann als sich der Abschwung, sogar eine Rezession, abzeichnete…
Auch wenn Fricke schreibt, dass es diesmal nicht so schlimm kommen muss, ähnelt die aktuelle Situation dem gleichen Muster:
So schlimm muss es diesmal nicht kommen. Der Ablauf wirkt aber mindestens so zeitverzögert. Der deutsche Aufschwung begann etwa Mitte 2005, und 2007 lag der Zuwachs der Tarifverdienste laut Bundesbank noch immer bei atemberaubend nichtigen 1,3 Prozent.
Jetzt kursiert in den USA wieder Rezessionsangst, nach Prognosen droht auch die deutsche Wirtschaft nur noch halb so schnell zu wachsen wie 2006. Und die Straßen sind plötzlich voll von Leuten, die entweder keinen Busfahrer finden oder Transparente mit stark nach oben revidierten (Lohn-)Prozentzahlen tragen.
Lesenswert.
1 Kommentar bis jetzt ↓
egghat // 9. Mrz, 2008
Naja, diese Asynchronität kommt aber auch durch die Tatsache, dass die Löhne immer erst sehr spät im Konjunkturzyklus erhöht werden.
Wäre es jetzt ein wirklicher Unterschied, wenn die Löhne bereits 2005 5 statt 2% gestiegen wären? Wäre das für die Unternehmen wirklich besser? Na, ich weiss nicht.
Dieses ganze Gehampel ist eh albern. Eigentlich sollten die Löhne automatisch bei guter Gewinnentwicklung steigen. Aber dann wären die Gewerkschaften überflüssig.
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