Irgendwann an der Uni habe ich Vorlesungen zur Konjunkturtheorie besucht. Am prägnantesten sind bei mir folgende Worte des Professors geblieben: “Wir haben uns mit vielen Ansätzen zur Erklärung und Modellierung des Konjunkturzyklus befasst, aber eins müssen Sie wissen: Keiner davon kann die Konjunktur ausreichend genau beschreiben, geschweige denn prognostizieren”.
Uch! Die ganze Mühe, (mitunter mathematisch durchaus anspruchsvolle) Formeln und Zusammenhänge zu lernen und anzuwenden, war wohl umsonst? Wenn man auf die (ständig mit den Auf und Abs der Wirtschaft fluktuierenden) Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute (oder EU-Kommissionen) schaut, hat sich dieses grundsätzliche Problem bis heute nicht geändert. Der Konjunkturzyklus bleibt ein Rätsel.
Und zur Zeit sind Ökonomen wie Börsenakteure kräftig am Rätselraten. Sie benutzen dabei ein amüsantes Buchstabensalat (oder -suppe?): Zwischendurch sind immer wieder Sachen zu hören wie “V”, “L”, “U” (vor einiger Zeit noch alle auch mal kleingeschrieben). Die Rede ist — klar — von dem erwarteten Konjunkturverlauf: Kommt es zu einer schnellen und kräftigen Erholung (“V”), oder passiert diese nur langsam und gemächlich (“U”), oder aber werden wir einige Jahre vergeblich auf neues Wachstum warten (“L”)?
Angesichts des steilen Absturzes (gemeint sind vor allem die Industrieländer) hat sich die Frage nach den kleinen Buchstaben wohl erledigt (d.h. danach, ob sich die Konjunktur durch die Finanzkrise nur moderat abschwächt). Aber die anderen Fragen bleiben. Und dazu gibt es unterschiedliche Ansichten und interessante Daten:
- Mr. Doom Nouriel Roubini sieht ein “U”: The Global Economy In The Next Year.
(Roubini ist übrigens zu einem der 100 einflussreichsten Personen von Time Magazine gekürt worden.) - Econobrowser hat einen schönen Artikel zum aktuellen Konjunkturverlauf und vergleicht ihn mit den früheren Rezessionen.
- Was reagiert wann im Business Cycle? Meine Lesart — immer ganz aufmerksam auf die privaten Konsumausgaben (PCE) schauen.
- “Can Unemployment Claims Predict the End of the American Recession?”. (Kurzfassung: Ja. Und es werden historisch erstaunlich wenig “falsche Peaks” beobachtet (gleitende Durchschnitte). Mit aktuellen Daten gerechnet: Die Wende wird im Mai oder Juni 2009 kommen!).
- Was interessiert uns der Konjunkturzyklus! Die Börsenzyklen sind doch wichtiger:
a.) “Sell in May Performance“;
b.) Performance nach Monaten (und auch Konjunkturzyklus). - Mehr Research zu den “Shapes” von Rezessionen (PDF).
- Die Österreichische Schule … in der Kritik.
1 Kommentar bis jetzt ↓
Stütze der Konjunktur: Verfügbare Einkommen und private Konsumausgaben • Börsennotizbuch // 28. Jul, 2009
[...] Stütze der Konjunktur fungieren. Auf diesen Indikator habe ich schon mal hingewiesen (hier: Der Business Cycle: Wo stehen wir? Welches Buchstabe? und etwa da: Konjunkturzyklus, zum dritten: Licht am Ende des [...]
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