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Börsennotizbuch

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Parallelen zwischen dem aktuellen und dem früheren Konjunkturzyklus

16. Februar, 2007 ·

Sie wissen, dass ich bereits im Juni 2006 geschrieben habe: Es ist Frühjahr 1994 …. In der Tat können viele Parallelen zwischen der jetzigen Entwicklung und der vom Anfang-Mitte der 90er (nach wie vor) gezeichnet werden.

In NYTimes.com wird ein interessanter Artikel veröffentlicht, der sich genau mit dieser – manchmal recht verblüffenden – Ähnlichkeit befasst. Und zwar haben nicht nur die Wirtschaftsdaten (z.B. die Wachstumsraten, Arbeitslosenzahlen etc.) sich ähnlich entwickelt, sondern viele der Statements und Kommentare – politische wie ökonomische – klingen zum Verwechseln ähnlich. Etwa bei den Löhnen:

Wage increases have, indeed, been slow in coming. In December, 61 months after the economy started to grow, the wages of production and other nonmanagement workers were barely 1.7 percent higher, after inflation, than when the economy hit bottom in November 2001. Most of those gains came in the last few months.

But many people have forgotten that, initially, the expansion of the 1990s was also called a “jobless recovery,” and then a “joyless” one, when employment started growing but real wages did not. In April 1996, 61 months into that growth cycle, the hourly wages of nonmanagement workers were actually worth 0.4 percent less, after inflation, than when the expansion began.

NYtime.com, This Expansion Looks Familiar

Die Ähnlichkeiten finden sich vor allem bei den Wachstumsraten (die eine fast identische Trajektorie genommen haben), bei der Entwicklung des Arbeitsmarktes (ziemlich mühsamer Abbau der Arbeitslosigkeit am Anfang, später sehr schwache Zuwächse bei den realen Löhnen), bei der sehr guten Entwicklung der Unternehmensgewinne (die ihren Anteil am BIP stark ausgebaut haben: man spricht/sprach deswegen von “die Meschen haben nichts vom Aufschwung”), und nicht zuletzt bei der vergleichbaren Geldpolitik (ein ähnlicher “Kampf” gegen Inflationstendenzen, der die Renditenkurve fast zur Inversion brachte (jetzt haben wir die Inversion schon eine Zeit lang – also tendenziell gefährlicher), vielleicht einen Schritt zu weit ging, aber keine Rezession verursachte und die Wirtschaft in eine zweite Phase des Aufschwungs “schickte”).

Natürlich gibt es auch Unterschiede. Im Artikel wird hervorgehoben, dass der Anfang der 90er von einem Abschwung im Bausektor (building burst) begleitet worden ist, während der aktuelle Konjunkturzyklus von einem Immobilienboom unterstützt wurde.

Zum zweiten, dürften in den letzten 10-15 Jahren die Faktoren der Globalisierung an Kraft und Einfluss zugenommen haben (was immer sie bewirken mögen: steigende Auslandsersparnisse, Lohndruck, hoher Produktivitätszuwachs, Rohstoffknappheit …).

Weiterhin schreiben die Autoren, dass die 90er (erst) gegen die Mitte von einer “Explosion” der Produktivität profitierten, die aus den Technologie-Investitionen während der 80er Jahre hervorgerufen wurden. Jetzt ist kaum anzunehmen, dass ein vergleichbarer Schub möglich ist. Hier muss ich einwenden, dass wir uns schon die ganze Zeit auf einem hohen Produktivitätspfad befinden bzw. nicht verlassen haben. Ein Schub im Sinne von plötzlicher Steigerung dürfte ausbleiben, aber die konstant hohen Produktivitätswerte sind keine kleinere Stütze für die Konjunktur.

Lesenswerter Artikel. Sollte die Ähnlichkeit auch weiterhin Bestand haben, dürfte die Konjunktur nun abkühlen, aber nicht in die Rezession gehen; die Zinsen dürften sich eine Zeit lang beruhigen (vielleicht Schritt nach unten, die Renditenkurve sollte sich normalisieren); die AKtien eine kurze Verschnaufpause einlegen (falls etwas “Böses” kommt wie Erschütterungen bei den Hedge-Funds oder einigen Währungen, auch etwas kräftiger nach unten), aber dann wieder stärker steigen.

Ich sehe dieses Szenario als sehr realistisch an. Ich würde sogar mit Mr. Baumohl sagen:

If anything, he added, the biggest danger to the economy is that growth takes off again, so quickly that the Fed feels compelled to raise interest rates sharply to keep inflation at bay.

“Usually in the past, the Fed overdoes it,” Mr. Baumohl said. If it does so again, “that would be the end of this cycle.”

Kategorien: Analysen · Frontpage · Gesamtmarkt

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