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Ölpreise und das Gesetz von Angebot und Nachfrage

31. Mai, 2008 · 3 Kommentare

Ohne viele Worte will ich auf diese Grafik und auf diesen Artikel (NY Times) verweisen, die den Verlauf des Öl-Preises und die 12-Monats-Änderung der von den US-Bürgern durchschnittlich gefahrenen Kilometer nebeneinander stellt: Die Botschaft ist einfach — ab einem gewissen Preis aufwärts greift das Gesetz von Angebot und Nachfrage schon deutlicher.

Es ist korrekt zu argumentieren (wie man des öfteren gemacht hat), dass die Nachfragekurve für Benzin eine sehr schwache, quasi keine Elastizität aufweist. Mit normalen Worten — auch wenn der Benzinpreis steigt, fahren die Menschen weiter wie gewohnt, weil sie es gar nicht ausweichen können, die höheren Preise nicht zu bezahlen. So reagiert die Nachfrage auf die höheren Preise nicht wie es sonst typisch wäre.

Was natürlich für kleinere bis relativ große Preisänderungen gilt, kann dennoch nicht ewig gelten. Irgendwann fangen die Menschen an, weniger zu fahren. Das muss nicht unbedingt bedeuten, dass sie das Auto komplett stehen lassen, aber sie streichen längere Fahren, bei der Urlaubsplanung verzichten sie auf “driving vacations”, zu guter Letzt steigen sie auf sparsamere Modelle um.

So etwas kann man seit mehreren Monaten in den USA deutlich beobachten. Da scheinbar alles in diesem Land vermessen und statistisch erfasst wird, gibt es auch den oberen Indikator: “Wie viel Kilometer (Pardon: Miles) pro Jahr fahren die US-Bürger im Durchschnitt”. Die Zahl sinkt. Sie, oder vielmehr ihre Wachstumsrate, habe auch in der Vergangenheit bei größeren Ölpreis-Spitzen deutlich nachgelassen. Kurz darauf fielen auch die Ölpreise wieder.

Ok, die kräftige Nachfrage aus Indien und China gab es in den 70er oder 80er nicht, aber die Amerikaner sind immer noch die “wichtigsten Autofahrer der Welt”.

Und, by the (drive) way, wenn schon die auto-verliebten, so unglaublich auf das Auto angewiesenen und außerdem (im internationalen Vergleich) reiche Amerikaner als Reaktion auf die hohen Preise weniger fahren, könnte man sehr wohl vermuten, dass auch anderswo der Verbrauch zurückgeht, oder?

Kategorien: Frontpage · Rohstoffe

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3 Kommentare bis jetzt ↓

  • egghat // 1. Jun, 2008

    Die Frage, ob die gefahrenen Kilometer in anderen, ärmeren Länder stärker zurück geht, ist natürlich eine interessante. Intuitiv müsste es eigentlich so sein, schließlich haben diese Länder ja viel weniger Geld. Allerdings sind die Kilometer dort viel wichtiger. Man fährt also nicht um Drive-In für drei Burger, sondern auf den Markt, um die Erzeugnisse der Woche zu verkaufen. Der Anteil der “Pflicht”-Kilometer dürfte also prozentual deutlich höher sein als in den USA. Und damit kann noch schlechter gespart werden. Also kann es gut sein, dass das in den USA einfach Spaßreisen sind, die wegfallen, in den ärmeren Ländern das aber einfach auf den Preis umgelegt wird.

  • Saviano // 3. Jun, 2008

    In diesem Zusammenhang finde ich diesen Artikel auch noch interessant: Why, In China, Gas Is $2.49 A Gallon?

    Es ist nicht nur so, dass die “Pflicht-Kilometer” prozentual höher ausfallen dürften, die Benzinpreise sind in mehreren Schwellenländern auch staatlich subventioniert (was natürlich andererseits eine budgetäre Belastung darstellt und weitere Konsequenzen nach sich ziehen kann).

    Dennoch — die wichtigsten Autofahrer sind die Amerikaner und die Europäer (und wenn man sich die Preise in Europa anschaut, müsste der Verbrauch auch hier nicht gerade davongaloppieren).

    Vielleicht kann man einen Verbrauchsrückgang außerdem noch bei der Industrie vermuten (?)

  • Saviano // 21. Jun, 2008

    Zur Ergänzung einmal den Hinweis auf die subventionierten Benzin-Preise in Asien und gleichzeitig darauf, dass diese Länder die Subventionen ein gutes Stückchen aufgeben müssen (ergo den Verbrauch wohl bremsen werden).

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