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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Hunger durch hohe Ölpreise

18. April, 2008 ·

Es trifft die Ärmsten — der Spiegelfechter hat einen Artikel zum Thema:

Der größte Getreideproduzent der Welt, die USA, subventionieren die Nutzung von Ethanolkraftstoffen jährlich mit 7 Mrd. US$. Ein Viertel der US-Maisproduktion wird bereits zu „Biokraftstoffen“ verarbeitet und es vergeht kaum ein Monat, an dem keine neue Raffinerie für Ethanolkraftstoffe eröffnet wird. Bis 2017 wollen die USA 20% ihres Kraftstoffverbrauchs aus regenerativen Rohstoffen herstellen. Auch die EU subventioniert den Anbau massiv und plant bis 2020 den Anteil an regenerativen Kraftstoffen auf 10% anzuheben. Der Welthandel mit Ethanol soll sich laut Schätzungen des Food and Agricultural Policy Research Institute in den nächsten zehn Jahren fast vervierfachen.

Das ist ein Problem – mit dem Getreide, das nötig ist, um einen SUV einmal mit Ethanol voll zu tanken, kann man ein Kind in Afrika ein Jahr lang ernähren. Ein Auto mit durchschnittlicher Laufleistung benötigt so viel Getreide wie ein kleines Dorf in Afrika. Und dabei geht es nicht nur um das zu Kraftstoff verarbeitete Getreide selbst, sondern um die Anbauflächen, die weltweit auf den Anbau von Sorten umgestellt werden, mit denen man Biokraftstoffe erzeugen kann. Jeder Hektar Anbaufläche, auf dem anstatt Lebensmittel Kraftstoffe produziert werden, lässt das Lebensmittelangebot schrumpfen und damit den Preis steigen.

Aber alles irgendwie auf die USA und die EU abzuwälzen ist natürlich zu wenig. Die Subventionen belasten, klar — sie verzerren Angebot und Nachfrage in eine Richtung, die für die armen Länder sehr ungünstig, ja fatal ist.

Aber ich frage mich, warum springt die Produktion in den armen Ländern nicht an? Seit langem waren ja nur die landwirtschaftlichen Erzeugnisse (eigentlich Agrar-Rohstoffe) ziemlich das Einzige, was aus diesen Ländern eine Chance auf dem Weltmarkt haben konnte. Eigentlich müssten die Preissteigerungen eine willkommene Entwicklung sein, denn so kommen die Schwellenländer an Devisen — durch die Früchte der Erde … sie brauchen kein High Tec, Markenprodukte etc.

Aber doch — auch Landwirtschaft braucht Effizienz, und vor allem Freiheit und marktwirtschaftliche Strukturen. In den meisten betroffenen Ländern herrschen Diktaturen, Korruption und Unterdrückung. Zimbabwe, die ehemalige Kornkammer Afrikas, ist am Verhungern. Nicht weil das Land auf einmal unfruchtbar geworden wäre, sondern, weil dort eine grausame und korrupte Diktatur sich seit Jahren breit macht. Das ist der Kern des Problems, und viel weniger die Subventionen für Bio-Sprit im Westen…

Kategorien: Finanznews · Wirtschaftsblogs

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