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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Warum ich skeptisch für Rohstoff-Investments bin?

8. Januar, 2006 ·

Neulich habe ich auf Wallstreet Onine gelesen, dass in den Aktien schon sehr viel eingepreist sein soll, sie wahrscheinlich fallen würden, und die (einzige) gute und aussichtsreiche Alternative Rohstoffe seien.

Zunächst ist für mich sehr verwunderlich, dass so viel in den Aktienkursen eingepreist sein soll und in den Rohstoffen nicht. Es hat jeder wenigstens genauso viel von dem Rohstoff-Megatrend, drohende Knappheit wegen Endlichkeit der Ressourcen, China etc. etc. gehört. Und auch die starke Preis-Entwicklung der letzen Jahre hat jeder mitgekriegt. Meine persönliche Wahrnehmung ist, dass das Rohstoff-Thema viel mehr hip war/ist und die Aussichten viel weniger angezweifelt werden (sogar von denjenigen, die da nicht investiert sind).
Die Argumentation scheint dabei (und vielleicht ist dies das Gefährliche) einleuchtend: der übergroße Rohstoff-Hunger von China (und anderen Emerging Markets) könne einfach nicht bedient werden. „Wenn alle Chinesen einmal ein Auto fahren wollen – mein Gott, wo wären wir dann beim Ölpreis!…“

Ich will nicht sagen, die Rohstoff-Preise werden nicht steigen. Langfristig sind wohl alleine wegen der Inflation Preissteigerungen zu erwarten. Aber dies gilt eigentlich auch für die Aktien. Ich vermute aber, dass die Rohstoffe weniger erfolgreiche Investments sein werden als die Aktien.

Man vergisst häufig, dass Rohstoffe auf sog. auction markets gehandelt werden. Natürlich sind da die Gesetze von Angebot und Nachfrage am Wirken, aber ein wenig unterscheidet sich das schon von den Aktienmärkten.

Bei den Rohstoffen sind zunächst einmal Produktion und Verbrauch mit einer kleinen Zeitdifferenz identisch. Es ist einfach nicht korrekt formuliert, wenn ab und an zu lesen ist, der Verbrauch übersteigt die Produktion. Das ist schlicht unmöglich. Alles, was aus der Erde gefördert wird (Produktion), wird wenig später auch verbraucht. Und für die geförderte Menge muss ein Preis gefunden werden, es kann nicht (besonders) gelagert werden. Dass die Preise steigen zeugt nur davon, dass irgendjemand höhere Preise zu zahlen bereit ist (Binsenwahrheit). Langfristig sind wohl die Verbraucher- Unternehmen ausschlaggebend, und sie werden solange unter dem Strich bereit sein hohe Preise zu bezahlen, bis sie Gewinne erwirtschaften. Momentan sehen wir, dass trotz zum Teil enormer Verteuerung der Rohstoffpreise, die Unternehmen noch imstande sind, nicht nur Gewinne zu erzielen, sondern diese auch zweistellig zu steigern. Die Produktivität der Weltwirtschaft hält einfach Schritt mit den Preissteigerungen. Die Rohstoffe sind Kosten. Und die Kosten können nicht langfristig die Gewinne (auf breiter Basis) übersteigen – sonst sind wir alle Pleite. Solange Rohstoffe lieferbar sind, werden wir Menschen mit der jeweiligen Technologie das Beste daraus machen. Für einigermaßen übersichtliche Perioden sind die Rohstoff-Lieferungen aber gesichert und die Produktionskosten (korrekter ist Grenzproduktionskosten) sind auf jeden Fall niedriger (und das nicht zu knapp) als die momentanen Preise an den Börsen.

Dass sich die Unternehmen auch übernehmen können und zu hohe Preise bezahlen, so dass die Margen dramatisch sinken und sogar Verluste entstehen, ist natürlich möglich. Dies kann letztendlich in einem mittelfristigen Abschwung oder Rezession münden. Dies wird unweigerlich zu Turbulenzen an den Aktienbörsen führen, aber höchstwahrscheinlich zu nicht minder großen an den Rohstoffmärkten. Aber Zeichen dafür sind noch für mich nicht zu erkennen.

Für Perioden, die über diese mittelfristige Betrachtung hinausgehen, würde ich bei den Aktien bleiben. Die technologische Entwicklung spricht für mich einfach dafür, dass der Rohstoffanteil für eine bestimmte Menge Leistung immer kleiner wird. Es wird überall irgendetwas verbessert, rationalisiert, gespart – von Energie bis Materialverbrauch. Die Wirtschaft bewegt sich auch bekanntlich zu relativ mehr Services als Waren. „Wenn alle Chinesen ein Auto haben – mein Gott, wie viel mehr Wachstum bei den Services (und der gesamten Wirtschaft) sein wird!…“

Kategorien: Allgemein

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