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Börsennotizbuch

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Gottfried Heller: Freundlicher Börsenherbst

23. September, 2006 · 1 Kommentar

hebst-small.jpgGottfried Heller konstatiert in seiner neuesten Kolumne in der Welt (Freundlicher Börsenherbst) ein günstiges Aktienklima.

Seine Darstellung ist praktisch in zwei Teilen so nach dem Motto „Eine gute und eine schlechte Nachricht“ gegliedert. Welche wollen Sie als erstes hören? Die schlechte?

Das Ende des Immobilienbooms, die (immer noch) hohen Rohstoffpreise (hier sollte man auch der verzögerten Wirkung Rechnung tragen), die kriselnde US-Autoindustrie mit ihren Massenentlassungen und ziemlich miserablen Bilanzen und natürlich auch die bremsende Wirkung der Zinserhöhungen haben bereits und werden noch die Konjunktur in den USA verlangsamen.

Auch viele andere Volkswirtschaften melden Wachstumsabschwächung. Die Zentralbanken rund um den Globus haben der Weltwirtschaft auch gehörig Liquidität entzogen, so dass die guten Zeiten, als alle Anlageklassen steigen konnten, wohl vorbei sind.

Also Bremsspuren, Konjunkturabkühlung und das nicht zu unterschätze Absinken der Konjunkturerwartungen.

Wo ist vor diesem Hintergrund die gute Nachricht zu suchen?

Heller formuliert so:

Die gute Nachricht ist, dass das Pendel nicht von einem extrem guten Zustand zu einem extrem schlechten ausschlägt, sondern nur zu einem mäßig guten. Die Zinsanhebungen haben nicht nur die Konjunktur, sondern auch das Preisklima abgekühlt. Der Rohstoffpreisindex ist vom Höchststand um 17 Prozent gefallen und der Ölpreis sogar um 21 Prozent. Die Kerninflationsrate in den USA ist auf 2,2 Prozent zurückgegangen, die Inflationsrate in Deutschland ist sogar auf 1,7 Prozent gefallen. Die inflationären Erwartungen gehen zurück. Der preisdämpfende Effekt der niedrigeren Rohstoff- und Ölpreise wird sich noch in den kommenden Monaten zeigen. Wenn der Gipfel der Inflation noch nicht überall erreicht sein sollte, dürfte es sich nur um Monate handeln, bis es soweit ist.

Dies würde den Notenbanken ermöglichen, die Weltwirtschaft mit genügend Liquidität zu versorgen. Sollte es so kommen, dass die Wirtschaft, wenn auch mit gemäßigtem Tempo, wächst und die Zentralbanken sie gut mit Liquidität versorgen können (wegen der schwindenden Inflationsgefahr), dann sehe ich keine allzu großen Turbolenzen an den Börsen.

Bedenken Sie, dass die Aktienkurse im Verhältnis zu den Gewinnen auf – erstmal „nominell“ – günstigem Niveaus verharren, verbilligen sich sogar. Der Mark litt und leidet vor allem an Ängsten und sich verengender Liquiditätssituation.

Die ersten Auswirkungen zeigt auch Gottfried Heller auf: In diesem Jahr war erstmal mit Anleihen wenig zu verdienen, die Rentenfonds schrieben sogar rote Performance-Zahlen. Als zweites scheinen sich die Rohstoff-Spekulationen und der Immobilienboom zu wenden. Die Emerging Markets, die – wie hier auch geschrieben – stark von der „westlichen“ Liquidität abhängig sind, haben auch im Schnitt eine ziemliche Watsche gekriegt.

Dennoch die Welt steht ziemlich robust da, die Wirtschaften wachsen und die Unternehmen können große Produktivitätssprünge und gesunde Gewinnentwicklung verzeichnen. Die Faktoren der Globalisierung, die inflationsdämpfend und produktivitätsfördend sind, bleiben bestehen.

Nun, die Gewinne könnten sich abschwächen, sagen viele. Vielleicht sahen wir gerade den Gipfel in der Gewinnentwicklung… Nur, obwohl ich das Wort KGV hier und da benutze, hängt die Entwicklung der Börse nicht blind von dieser Zahl ab. Die Aktien können steigen auch ohne steigenden Gewinnen. Gottfried Heller wieder:

Merke: Aktien können also steigen, ohne dass die Unternehmensgewinne entsprechend zunehmen, wenn das KGV sich erhöht.

Wir dürften jetzt eine Periode steigender Aktien auf Grund eines expandierenden KGV vor uns haben. Die Märkte sind mit einem KGV im Bereich von elf bis 14 günstig bewertet, die Stimmung der Anleger ist skeptisch und zurückhaltend, die Markttechnik ist positiv und die monetäre Situation bessert sich.

Dem würde ich auch zustimmen, nur mit der Bemerkung, dass ich nicht sicher bin, ab sich die Markttechnik und die monetäre Situation bereits bessern. Bald – sehr wohl.

Wenn ich mich mit meiner Meinung nicht gegen, sondern neben Gottfried Heller stellen kann: Vielleicht ist noch zu früh für einen (aggressiven) Kauf-Ruf. Manchmal war Heller etwas zu früh mit seinen Erkenntnissen. Der Markt dürfte noch etwas Zeit brauchen.

Aber indem Heller auch auf einige Risiken hinweist (die üblichen Verdächtigen: Politik, Hedge Fonds) und zu einer soliden, Blue-Chips-orientierten Anlage rät, geht er selbst wohl nicht von einer unmittelbaren Rally aus.

[ratings]

Kategorien: Allgemein · Analysen · Gesamtmarkt · Inflation · Rohstoffe · Unternehmen · Wirtschaftsdaten · Zinsen

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1 Kommentar bis jetzt ↓

  • Nico Popp // 4. Okt, 2006

    Es tut gut, mit Heller einen alten Hasen zu lesen, der auch mal wieder die Geldmenge ins Spiel bringt. Die Weltkonjunktur wächst steig ist jedoch noch weit vom Galopp entfernt – gute Voraussetzungen. Mittlweile würde ich sogar so langsam zu einem Einstieg raten. Gerade den Dax sehe ich vor einer Jahresendrallye (wir stehen nunmal im letzten Quartal ;) )!

    Hier zeige ich – weit weniger volkswirtschaftlich als Heller – meine Gründe an:

    http://aktien-blog.com/dax-jahresendrallye.html
    http://aktien-blog.com/dow-jones-dax.html

    Grüße & willkommen zurück!
    Nico Popp

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