Wie ein Gebot über den Finanzmärkten schwebt der Ausdruck: Je kleiner das Risiko, desto kleiner der Gewinn. Und vice versa. An der Börse müsste man wahrscheinlich leicht modifizieren: Je kleiner die Risikowahrnehmung, desto kleiner der Gewinn. Und vice versa.
Für Dieter Wermuth von Herdentrieb scheint aber eine Dollar-Short-Spekulation eine risikolose Wette zu sein. In der Kolumne „Euro-Anleihen sind immer noch attraktiv“ präsentiert er seine Analyse und eben seine risikolose Wette: Der Dollar wird abwerten.
Die Kolumne ist interessant zu lesen, nur irgendetwas stimmt mich verdächtig. Vielleicht einfach etwas zu viel von dem, was bereits häufig zu lesen war und was den Dollar längst zum Absturz bringen sollte.
Da ist noch die Rede zum Beispiel von einem „freien Fall“ des US-Immobilienmarktes. Stimmt, etliche Indikatoren haben sehr deutliche Abkühlungssignale geliefert. Nur es gibt noch den kleinen „Schönheitsfehler“ – die Preise sind nicht gefallen. Sie steigen, wenn auch langsamer. Vielleicht kommt der Preisverfall noch. Ganz überraschend wäre es nicht, aber jetzt schon von einem sich in freiem Fall befindenden Immobilienmarkt zu sprechen, ist einfach überzogen.
Aber lassen wir den Immobilienmarkt. Wie sieht es aus mit den Zinsen – sie stellen doch einen zentralen Argumentationspunkt pro Euro und gegen Dollar?
Kurzum: Die Zinsen steigen in Europa, während sie in den USA eher fallen werden. Geldmarktanlagen in Euro werden also im Vergleich zu Dollaranlagen immer attraktiver, was tendenziell zu einem festeren Wechselkurs des Euro führt.
Dies mag auch richtig sein. Aber ich frage mich, wie hoch sind denn die Geldmarktzinsen in den USA und wie hoch im Euroland: in etwa 5 und 3 Prozent. Sollte sich die US- und die Weltwirtschaft abkühlen, die langfristigen Zinsen eher fallen (oder stagnieren) und zwar auf Niveaus von knapp 5 Prozent in den USA und unter (folgt man Herrn Wermuth, deutlich unter) 4 Prozent in Euroland, könnte womöglich die Zinsdifferenz gar nicht von solcher Bedeutung sein. Was kümmern mich relative Zinsdifferenzen, wenn in einem Umfeld von fallenden Renditen (allgemein abfallendes Zinsniveau, möglicherweise wegen der Konjunkturabschwächung Belastung auf dem Aktienmarkt, sowie „Unsicherheiten“ in alternativen Investments wie etwa Immobilien) das ein bisschen an Mehr-Rendite „abzukratzen“ wäre?
Kostolany hat mal gesagt (kursiv von mir): „Man muss nicht alles wissen, sondern alles verstehen (tue ich, gottweiß, nicht). Und auch wenn man alles versteht (was ich wie gesagt nicht tue), muss man nicht alles mitmachen (das tue ich aber sehr wohl)“. Ich persönlich würde raten, die Hände vom Dollar zu lassen. Der könnte nämlich aufwerten. Allein aus Trotz.
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