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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Wette gewonnen!

30. Mai, 2008 · 8 Kommentare

Flasche Glass GewonnenDie Zahlen (die Revision des US-BIP) habe ich soeben gepostet… Mit 0,9% im Plus haben wir wohl kein “ausreichend positives” Wirtschaftswachstum, um jegliche Sorgen um die US Konjunktur zu vergessen, die Wirtschaftsleistung ist aber positiv genug, damit ich meine Rezessionswette gegen egghat gewinne!

Und noch bevor ich meinen Gewinn aussuche (“Einsatz: Eine Flasche Wein (Baltasar, Vitiano, Dr. Loosen Riesling) oder alternativ eine Flasche Rama oder 6 Flaschen Füchschen Alt”) muss ich an dieser Stelle zum wiederholten Mal egghat loben:

Er war einer der ganz wenigen, die noch im Spätsommer 2007 eine Rezession vorsahen. Viele, mich eingeschlossen, haben die US-Konjunktur überschätzt bzw. die Kraft der Krise unterschätzt. Die Dynamik, mit der die US-Wirtschaft abbremst(e), überraschte. Diesen “Knackpunkt” richtig zu sehen, auch wenn es faktisch daneben ging, ist zweifelsohne eine starke Leistung von eggaht.

Eigentlich ist die grundsätzliche Diskussion noch nicht entschieden: Wird es eine Rezession geben (und nicht nur etwas, was sich wie Rezession anfühlt)? Und für die Börsianer noch wichtiger: Werden die Aktien (der etablierten Märkte) standhalten (wie bisher (!), was ich immer noch für das Wahrscheinlichste halte)?

Zur Konjunktur: Ob sich die relativ optimistische Haltung zur Konjunkturentwicklung (primär in den USA) als nur “etwas falsch” oder als “komplett falsch” erweisen wird, bleibt abzuwarten. Unten das Wirtschaftswachstum der letzten Quartale in den USA (saisonbereinigt):

BIP USA Tabelle

Quelle: BEA – Press Release PDF

(Die Wette galt für die vier Quartale: Q3 07, Q4 07, Q1 08 und Q2 08.)

Die deutlichen Bremsspuren ab Q4 07 sind klar zu erkennen. In der Zahlenreihe fällt auch der Q1 07 auf: mit 0,6% ein recht schwacher Wert. Aber solche “soft spots” sind nicht untypisch und können auch in einem sonst robusten Aufwärtszyklus passieren. Ähnliche “soft spots” hatten wir etwa im Q3 06 (1,1%) oder Q4 05 (1,2%). Klar, das sind auch Zahlen, die etwas besser aussehen als etwa 0,6 oder 0,9, aber generell…

Ich bin entfernt davon, von einem “soft spot” in der aktuellen Situation zu sprechen. Wir haben es in der Tat mit einer ausgewachsenen Abkühlung der Wirtschaft zu tun, mit einem richtigen Abschwung. Ob wir es mit einer richtigen Rezession zu tun bekommen, steht (vermutlich) offen, ist aber immer noch (sehr) wahrscheinlich.

(Die oberen “soft spots” waren auch “einsame Inseln”, während wir jetzt zwei schwache Quartale in Folge beobachten).

Sollten wir uns mit zwei oder selbst drei Quartalen mit Wachstumsraten von “nahe, aber unter 1%” aus der Affäre ziehen, war die Zuversicht nur “etwas falsch” (denn ehrlich gesagt, habe ich eine Abkühlung auf “nah, aber über 1%” anvisiert, mit höchstens einem Null-Komma-Etwas-Quartal).

Alles, was schlimmer kommt, wäre dann natürlich “ziemlich falsch”

Und schließlich, wenn das 1. Quartal den Tiefpunkt markieren soll (und wir bald auf ansehnliche Zwei-Komma-Etwas kämen), wäre die Zuversicht “fast richtig”

Das sind Sachen, die wir noch erfahren werden.

Es gibt leider gute Gründe anzunehmen, dass das Schlimmste noch nicht ausgestanden ist. Sie liegen im Wesen der Ursachen für die Krise, besser: für die Doppel-Krise. Denn ein (sagen wir es ruhig) Kollaps am Immobilienmarkt sowie eine so große “Panne” an den Finanzmärkten (bei den Kreditinstituten) werden sich möglicherweise langsamer durch das System bis zur realen Wirtschaft “durcharbeiten”. Die Immobilienmärkte sind etwas schwerfälliger, langsamer — sowohl im Aufschwung als auch im Abschwung. Die Disruptionen am Kreditmarkt dürften auch die reale Wirtschaft mit etwaiger (größerer) Verspätung beeinträchtigen.

Nichtsdestotrotz muss man, glaube ich, den Finanzmärkten auch eine ziemliche Robustheit attestieren. Die Banken, wie neulich auch George Soros meinte, haben “erstaunliche” Fähigkeit bewiesen, Kapital aufzutreiben und den Stress zu absorbieren.

Genauso bei den Aktien — diese haben sich bisher (mehr oder weniger wie erwartet) gut gehalten. Natürlich verzerrten die Banken das Gesamtbild (die Verluste bei ihren Aktien waren schon etwas heftiger) und verursachten teilweise schärfere Korrekturen. Alles in allem war hier aber weniger Panik und Rezessionsangst, sondern ruhige Hand (bei rechtzeitiger Prüfung der Aktienquote) angebracht. Bisher.

Auf uns kommen spannende Monate zu… Prost! ;-)

Kategorien: Frontpage · Gesamtmarkt

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