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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Risiken – ja, aber wo? Oder: Zeit die Aktienquote zu prüfen.

15. August, 2007 · 5 Kommentare

Raghuram G. Rajan, ehemals Chefökonom des IWF, spricht im Interview für die Zeit über die Subprime-Krise, die Turbolenzen an den Kapitalmärkten und Risiken. Risiken – ja, zu hohe Risiken sind eingegangen und jetzt erfahren wir eine Bewertungskorrektur der Instrumente, die diese Risiken verbriefen. Aber welche sind das und wie kam es zu einer Ãœberbewertung? Aus dem Interview:

In den vergangenen Jahren waren die Weltfinanzmärkte mit Liquidität überschwemmt, weil so viel Kapital aus Öl- und Schwellenländern gierig nach Anlagemöglichkeiten suchte. Das hat die Zinssätze nach unten getrieben, und in der Folge sind sicher viele Risiken ein wenig unterbewertet worden. Viele Teilnehmer am Finanzmarkt, Investmentfonds und Versicherungen zum Beispiel, haben sehr riskant nach zusätzlichen Renditen gejagt. So sind sie ja überhaupt dazu gekommen, in subprime-Hypotheken zu investieren.

Ich werde dies auch unterstreichen wollen: Die Ãœberbewertung spielte sich in gewissen Segmenten des Kapitalmarktes ab, aber nicht bei den Aktien. Diese waren für meine Begriffe permanent unterbewertet und sind jetzt auch tendenziell unterbewertet. Natürlich werden es die Aktien schwer haben, in einem Umfeld von Unsicherheit, Kreditausfällen (also Probleme bei den Banken) und eventuell nachlassender Wirtschaftsdynamik (falls die kriselnde Immobilienbranche und die gestiegenen variablen Hypothekenzinsen auf den Konsum durchschlagen), noch weiter zu steigen. Logisch ist eine Konsolidierung, ein gewisser Verkaufsdruck – nicht zuletzt von institutionellen Anlegern, die Liquidität freischaffen müssen. Das breite Publikum wird wohl auch nicht Hals über Kopf an die Börsen rennen, um Aktien zu erwerben.

Das ist klar. Unklar ist, ob wir das momentane Bewertungsniveau noch substanziell unterbieten können. Wenn ich jetzt Bewertungsniveau schreibe, weiß ich ganz genau, dass dies ein unsicheres Terrain ist. Keiner weiß genau, wie die Gewinnperspektiven für die Unternehmen aussehen werden, falls die Wirtschaft nach unten abdriftet. Aber auch wenn das Gewinnwachstum für einige Quartale im Schnitt zum Stillstand kommt, brauchen wir noch recht gute Dosis Pessimismus, um die Aktien nicht als mittelfristig gutes Investment zu sehen.

Klar, über die unmittelbare Performance wird kein fundamentales Datum oder Kursgewinnverhältnis entscheiden. Die Nachfrage kann aus psychologischen und/oder liquiditätstechnischen Gründen ausbleiben – dann haben wir schnell noch Minus 10 Prozent gemacht. Vielleicht mehr? Vielleicht, aber ich würde mich in der jetzigen Phase nicht soviel fragen, wo der günstige Punkt ist, sondern: wie es mit meinem Investmentprotfolio insgesamt aussieht? Dieses sollte eine ausgewogene Mischung von Assetklassen haben. Ich glaube nicht, dass man jetzt über Aktienverkäufe viel Risiko reduziert. Vielmehr glaube ich, dass im Falle einer niedrigen Aktienquote, die aktuellen Kurse bereits gute Möglichkeit bieten, nicht zu teuer Positionen aufzubauen.

Sie merken: es geht (noch) nicht um eine mehr oder weniger offensive Steigerung der Aktienquote. Aber ich vermute, dass viele Anleger insgesamt etwas zu wenig Aktien besitzen für die (aus meiner Sicht) ansehnlichen Wachstumsperspektiven der Weltwirtschaft in den nächsten (lassen Sie uns nicht zu weit blicken) 5 bis 10 Jahren. Eine solide Aktienquote wäre mittelfristig wichtig. Wenn man auf seine Assets schaut und diese dort nicht entdeckt, kann man sie – denke ich – jetzt langsam aufbauen.

Kategorien: Frontpage · Gesamtmarkt

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