Thomas Müller von boerse.de ordnet die neuesten Entwicklungen am Aktienmarkt noch einmal mit einer aktuellen Kolumne ein. Er hat frühzeitig ein Korrektur-Szenario mit kräftigem Ausverkauf (wenn nicht panikartigen Rückschlägen) gezeichnet (vgl. etwa die neueren Beiträge Börsen-Unwetterwarnung von Thomas Müller oder Thomas Müller rät zur Versicherung des Aktien-Portfolios). Somit lag er ziemlich richtig, und ich vermute, genau so richtig wird er liegen, was seine sehr optimistische Einschätzung der mittelfristigen Perspektiven für die Börse anbetrifft (er nennt die Periode 2008 – 2010).
Was ihm nun “fehlt”, ist doch der kurzfristige Ausverkauf. Diesen erwartet er trotz aller Unterstützung durch die Zentralbanken (in erster Linie Fed) oder die Politik relativ bald. Die Aktionen der Zentralbanken (vor allem die Reduzierung des Diskontsatzes in den USA) habe die laufende Bereinigung zwar aufgefangen, signalisiere trotzdem eine “wahre Dramatik” der Finanzkrise. Thomas Müller schreibt hierzu:
Die Zentralbanken rund um den Globus versuchen ungewöhnlich frühzeitig die Systeme zu stabilisieren. Das fühlt sich nicht gut an, denn die Hilfe der letzten Instanzen ist stets nach einem Knall erforderlich, nicht im Vorfeld und nicht, um diesen zu verhindern. Alle Märkte brauchen ganz einfach hin und wieder korrektive Prozesse, die durchaus schmerzhaft verlaufen dürfen. Solche grundlegenden Bereinigungen sind aber die Voraussetzung, damit sich die langfristige Expansion fortsetzen kann und sich danach sogar beschleunigt.
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Denn die Phase niedriger Zinsen haben immer absurdere Finanzkonstrukte begünstigt, die sich nun bei steigenden Zinsen von selbst sprengen. Das ist die Zeit des Umdenkens, in der wir uns momentan befinden. Und danach wird es ein Comeback sinnvoller, erfolgreicher Anlagen geben, was den abschließenden, überaus starken Aktien-Boom zwischen 2008 und 2010 auslösen wird. Genauso, wie Ende der 80er und Ende der 90er Jahre! Was momentan fehlt, ist die zwischenzeitliche Panik, die wir 1987 und 1997/1998 hatten. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben….
boerse.de, Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
Ich tendiere aktuell auch dazu, eine Fortsetzung der Korrektur als die wahrscheinlichste Option zu sehen. Die Märkte haben sich zwar deutlich beruhigt, aber die “Probleme hinter den Kulissen” dürften nicht so einfach verschwunden sein. Für eine richtige Anpassung scheint mir die Zeit zu kurz und die Abschläge noch etwas zu klein.
Aber dies ist eine recht kurzfristige Perspektive. Die Politik und die Hilfe der Fed (berechtigt oder nicht) können weitere eventuelle Turbolenzen noch weiter verzögern, “mildern”, aber generell einen gewissen Abgabedruck wohl nicht wegzaubern. Andererseits, das Fundament der Aktien ist, meiner Ansicht nach, ziemlich gut. Mittelfristig bleibe ich optimistisch wie Thomas Müller — die Frage wäre, ob die Maßnahmen (von Notenbanken und Regierungen) den kurzfristigen “Korrekturdruck” über mehrere Monate auffangen können und in die “Mittelfristigkeit” hinüber retten. Ich schätze – doch eher nicht.
In diesem Zusammenhang möchte ich aber noch einmal auf den Beitrag Risiken – ja, aber wo? Oder: Zeit die Aktienquote zu prüfen verweisen: Die Zeichen stehen nicht für “Offensive”, aber unterinvestiere Anleger sollten bedenken, dass die Möglichkeiten, relativ preiswert Aktienpositionen aufzubauen im Moment nicht so schlecht sind.
1 Kommentar bis jetzt ↓
Sehr schwache Daten vom US-Arbeitsmarkt • Börsennotizbuch // 8. Sep, 2007
[...] Beitrag vom 3. September 2007, Thomas Müller: Die Korrektur ist noch nicht überstanden. [...]
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