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Risikoscheue Versicherer. Aktienquoten wieder am Sinken. Anlagenotstand in Sicht?

8. August, 2009 · 1 Kommentar

Aktien Horror

Auf die Gefahr hin, sich zu wiederholen, möchte ich trotzdem auf diese Meldung hinweisen: Das Sicherheitsbewusstsein der (deutschen) Versicherer erhöht sich weiter. Sie stellen sich auf niedrige Kapitalrenditen und auf magere Aktiengewinne ein. Die Aktienquote, zum Beispiel beim Marktführer Allianz, wird um einige Prozentpunkte reduziert:

Deutschlands größter Versicherer, die Allianz, überwindet zunehmend die Krise. Als einer der weltweit größten Kapitalanleger rechnen die Münchner mit dauerhaft niedrigeren Renditen, mageren Wachstumsraten der Volkswirtschaften und turbulenten Börsen, sagte Konzernchef Michael Diekmann bei der Vorlage eines Zwischenberichts in München. Für die Allianz bedeutet das, dass sie in der Geldanlage betont das Risiko scheut. So ist die Quote der Gelder, die sie in Aktien angelegt hat, zum Halbjahr 2009 von ohnehin niedrigen neun auf nun sieben Prozent gesunken. Auf diesem Niveau sei die Aktienquote “gut aufgehoben”, betonte Vorstandsmitglied Helmut Perlet.

FR-Online.de, Allianz scheut Risiko

Es steht richtig da: “von den ohnehin niedrigen neun Prozent”. Die deutsche Assekuranz, die viele der kapitalstärksten institutionellen Investoren umfasst, hat sich während der letzten Börsen-Hausse erstaunlich diszipliniert von den Aktienmärkten ferngehalten. Sicherlich war viel Kapital erneut fehlerhaft in die neuen strukturierten Produkte der Wall Street, bei Mr Madoff oder in Island investiert worden, aber in Aktien ist man nicht mehr so massiv eingestiegen wie zu Dot-Com-Zeiten, als die Aktienquote teilweise an die 20-30 Prozent hochgeschraubt wurde.

Mit einem Wort: Hohe Institutionelle Nachfrage ist von dieser Seite zuletzt ausgeblieben. Wahrscheinlich haben die Versicherer vielmehr netto für Abgabedruck gesorgt. Ist dies jetzt gut oder schlimm, schließlich verkaufen (oder zögern) die wichtigen professionellen Investoren?

Ich glaube — eher gut. Auch wenn die Versicherer beteuern, sie wollen eine niedrige Aktienquote halten, würde ich hier “aufgestautes Nachfragepotenzial” vermuten. Perspektivisch, versteht sich. Ich denke, bald wird man wieder in einen “Anlagenotstand” geraten, denn die Zinsen sind niedrig.

Gerade vor kurzem machte Thomas Grüner auf einen Crash aufmerksam, der keine sonderliche Beachtung in den Medien fand: Der EONIA-Zinssatz ist um – sage und schreibe – 93% eingestürzt. Der wichtigste Interbanken-Zinssatz der Eurozone steht bei ca. 0,34%, nachdem er vor einem Jahr bei ca. 4% gestanden hat und zu Anfang des Jahres bei ca. 2,2%.

Dies ist die Messlatte für die Tagesgeldverzinsung. Im Privatkundengeschäft erlauben sich die Banken Aufschläge auf den EONIA anzubieten (das können sie auch nicht lange durchhalten), im institutionellen Geschäft ist so was nicht mehr machbar. Von nun an wird es eine sehr magere Rendite für diese Sicherheit geben. In einem kompetitiven Umfeld, in welchem die Performance eine so entscheidende Rolle für alles mögliche spielt (vom Produkt-Absatz bis hin zu den Boni), braucht man nur noch ein bisschen länger robuste Börsenentwicklung und die Gelder werden wieder in Richtung Aktien fließen.

Wikipedia zu EONIA:
Der EONIA (Euro Overnight Index Average) ist der offiziell berechnete Tagesgeldzinssatz für den Euro. Er besteht aus dem gewichteten Durchschnitt der Zinssätze, die eine Gruppe größerer Institute im Euro-Währungsgebiet auf dem Interbankenmarkt für unbesicherte Übernachtkontrakte effektiv abgeschlossen haben und ist ein Per-Annum-Zinssatz nach der Methode act/360. Er wird von der Europäischen Zentralbank berechnet und trägt die WKN: 965994 /ISIN: EU0009659945.

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