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Das Gegenteil von Kreditklemme in China

8. August, 2009 · 3 Kommentare

China, Geld

Warum die chinesische Konjunktur auch in der weltweiten Wirtschaftskrise brummt (so zumindest die offizielle Statistik)? Und das trotz einbrechender Exporte?

Die Antwort enthält zwei entscheidende Punkte: China hat ein riesiges Konjunkturprogramm recht frühzeitig verabschiedet und – typisch für ein autoritäres Regime – kann es zügig durchsetzen (inklusive der notwendigen Finanzierung). Da die Regierung praktisch an allen wichtigen Stellen in der Wirtschaft und im Finanzsystem das Sagen hat, kann sie ohne unbequeme Umwege das Geld ausgeben, Kreditvergabe erzwingen, Projekte starten, für Nachfrage sorgen…

Zumindest die Kreditvergabe ist offenbar ganz gut gelaufen — im Jahr 2009 schreibt man Rekordsummen:

Chinas Banken haben in der ersten Jahreshälfte 7370 Mrd. Renminbi (760 Mrd. Euro) an neuen Krediten ausgereicht – das ist drei Mal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Die Regierung hatte die Institute zu einer großzügigen Vergabe gedrängt, um das Wachstum anzukurbeln. Nun fürchten Regierungsmitglieder aber, dass ein Teil des frischen Geldes in die wieder boomenden Aktien- und Immobilienmärkte geflossen ist und sich hier neue Blasen bilden. Eine exzessive Kreditvergabe könnte zudem zu einem starken Anstieg fauler Darlehen führen.

FTD.de, China stemmt sich gegen Geldflut

Während wir uns im Westen über die knausrigen Banken Sorgen machen, versuchen die Chinesen ein zu starkes Kreditwachstum zu bremsen. Die “neue Linie” ist noch nicht “offiziell” verkündet, aber die FTD berichtet von “Anweisungen” an die Top-Manager des Landes, die neuen Kredite zu drosseln. Auch die Bank of China macht erste Schritte, die Liquidität zurückzunehmen.

An der Börse Shanghai beobachtet man diese Entwicklungen mit “leichter Nervosität”. Die Kurse sind in diesem Jahr extrem gut gelaufen, man spricht schon von einer neuen Blase. Nicht nur die Bewertungen steigen in luftige Höhen, die Stimmung ist offensichtlich angeheizt. Zuletzt konnte die China Construction Bank ein fulminantes, mehrfach überzeichnetes IPO platzieren. Wenn euphorische Zustände (von solchen kann ich natürlich nicht direkt berichten, nur Hörensagen) auf restriktivere Geld- und Kreditpolitik treffen, geht das selten gut für die Börse aus. Erste nervöse Zuckungen kann man schon sehen: Die Shanghai Indizes schwächelten zuletzt deutlich.

Zwar brauchen die Chinesen alles andere als einen neuen Einsturz der Aktienkurse und werden versuchen, ihn abzuwenden, aber ob das klappt?

Zu China werden wir uns bald noch unterhalten. Irgendwie gefällt mir die Entwicklung dort nicht ganz (vgl. auch hier). Der Herbst könnte die eine oder andere Überraschung aus dem Reich der Mitte bringen.

Kategorien: Frontpage · Gesamtmarkt

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3 Kommentare bis jetzt ↓

  • Saviano // 11. Aug, 2009

    Update von der FAZ:

    Aus Sorge vor einer weiteren Zunahme uneinbringlicher Kredite bremst China die Ausgabe neuer Darlehen seiner Banken radikal: Im Juli betrug der Wert der Neukredite nur noch 355,9 Milliarden Yuan, nach 1,53 Billionen (158 Milliarden Euro) im Juni – ein Rückgang um drei Viertel. Der Juli-Wert war der niedrigste, seit die Regierung die Beschränkungen der Kreditvergabe im Kampf gegen die Wirtschaftskrise im November vergangenen Jahres gestrichen hatte.

  • Wie bereits befürchtet: Crashartige Entwicklung in China kann sich schlecht auf die restlichen Börsen auswirken • Börsennotizbuch // 31. Aug, 2009

    [...] hier Jahreshochs markieren –, aber die Entwicklung in China gibt Grund zur Sorge. Ich habe bereits hingewiesen, dass die nun restriktivere Geldpolitik im Reich der Mitte die dortigen Börsen sehr [...]

  • China hebt die Zinsen leicht an • Börsennotizbuch // 7. Jan, 2010

    [...] In letzter Zeit versuchte die chinesischen Zentralbank immer wieder das “spekulative Treiben”, insbesondere auf dem Immobilienmarkt, abzukühlen. Die Pflichtreserven der Banken wurden schrittweise deutlich angehoben, die Kreditrestriktionen wurden verschärft (vgl. Das Gegenteil von Kreditklemme in China). [...]

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