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Deustche Bank kauft scheibchenweise Privatbank Sal. Oppenheim

9. August, 2009 · 2 Kommentare

Privatbankiers seit 1789

Am 5. August 2009 machte die Deutsche Bank lakonisch bekannt, dass sie “Gespräche über eine strategische Partnerschaft mit der Sal. Oppenheim jr. & Cie. S.C.A” führt. Ziel sei es, “den Kunden von Sal. Oppenheim Zugang zum globalen Netzwerk der Deutschen Bank zu ermöglichen und die Position der Deutschen Bank im gehobenen Privatkundengeschäft vor allem in Deutschland zu stärken”, so die Pressemitteilung (Link oben).

Wenn wir das deuten dürfen: Die Deutsche Bank will eine der besten Adressen des (wirklichen) Private Banking (d.h. für die sog. high net worth individuals, HNWI, zu deutsch: vermögenden Privatpersonen) übernehmen. Der Rest ließe sich mit “Synergien” übersetzen…

Sal. Oppenheim ist nicht irgendwer. Das Unternehmen ist eine der größten und ältesten der sog. Privatbanken, die unabhängig von den großen Finanzkonzernen im Familienbesitz geblieben ist. Den “Namensschild” schmückt die stolze Jahreszahl 1789. Leider, so scheint es, werden die Privatbankiers nicht mehr allzu lange eigenständig bleiben. Sal. Oppenheim ist offenbar in Schieflage geraten, so dass der “strategische Partner” dringend gebraucht wird. Josef Ackerman wittert die Gunst der Stunde und will das Traditionsunternehmen scheibchenweise übernehmen.

Dieses “scheibchenweise” bedeutet schon einiges: Selbst der Riese Deutsche Bank traut sich nicht, “aggressiver” Anteile zu erwerben. Zumindest so die Informationen, die zu uns vordringen. Man habe Angst davor, welche “faule Assets” in Oppenheims Bilanzen noch versteckt sein könnten (die Schwierigkeiten bei Oppenheim wurden u.a. durch den immer noch in Insolvenzgefahr schwebenden Arcandor-Konzern akut verschärft):

Die Not der in Luxemburg angesiedelten Privatbankiers muss zuletzt so groß gewesen sein, dass – nachdem andere Banken abgewunken haben – alle Hoffnung auf dem Retter Ackermann ruhte. Denn für die Oppenheims war es knüppeldick gekommen: 2008 machte das Bankhaus erstmals in der Nachkriegszeit Verluste, die Ratingagenturen drohten mit einer das Image demolierenden Rückstufung, und die Finanzaufsicht sorgte sich um die Kapitalausstattung: 200 bis 250 Millionen Euro seien noch einmal nötig, um das Eigenkapital den Erfordernissen in der Krise anzupassen.

Faz.net, Die Deutsche Bank ist zu allem bereit

Das Geschäft mit vermögenden Privatpersonen, bei welchem das größte deutsche Kreditinstitut relativ schwach aufgestellt ist, wäre eine gute Ergänzung zum global portfolio des Konzerns. Die Frage bleibt allerdings, wie sich eine solche Verflechtung auf das Image und die Kundentreue auswirken wird. Schließlich haben es die Kunden vorgezogen, eben nicht von einer Großbank beraten und betreut zu werden.

Klar scheint allerdings, dass die Deutsche Bank die Krise konsequent für Ãœbernahmen nutzt (Postbank, Berliner Bank, Norisbank, jetzt Sal. Oppenheim). Im Zweifel wird sie jetzt relativ günstig an Beteiligungen kommen können, da sämtliche Kreditinstitute schwächeln, die “Kaufobjekte” sogar in Bedrängnis geraten und die mögliche Bieter-Konkurrenz “gedämpft” ist.

Der Ausgang der Kauftour ist — selbstverständlich — ungewiss, aber es ist … mehr als nur möglich … dass sich weissgarnix in Zukunft noch mehr ärgern könnte.

Kategorien: Frontpage · Unternehmen

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