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Banken-Nachrichten: Deutsche Bank, Postbank, Lehman Brothers, Washington Mutual

11. September, 2008 ·

Deutsche BankEs ist zur Zeit viel Bewegung im Bankensektor — jeden Tag erreichen uns neue Nachrichten. Zum Glück nicht immer ausgesprochen negativer Natur. Es ist allerdings so, dass die Finanzkrise einige der Prozesse (zum Beispiel den Konsolidierungsprozess in Deutschland) entscheidend beschleunigt hat.

Deutsche Bank übernimmt Mehrheit bei der Postbank

Zwei Wochen nach dem Deal zwischen Commerzbank und Dresdner Bank (bzw. Allianz) wird die deutsche Bankenlandschaft noch einmal kräftig umgestaltet: Deutsche Bank übernimmt die Mehrheit an der Postbank. Die Ãœbernahme sei “unter Dach und Fach”, lediglich das Votum des Post-Aufsichtsrats stehe noch aus, so Reuters. Zu den Einzelheiten meldet die Nachrichtenagentur:

Die Deutsche Bank will die Postbank auf Raten übernehmen. Finanzkreisen zufolge will sich der Branchenprimus zunächst mit knapp unter 30 Prozent an der Tochter des Bonner Logistikkonzerns beteiligen. Finanzexperten rechnen mit einem Preis für den Anteil von rund 2,6 Milliarden Euro, womit die größte deutsche Filialbank insgesamt mit mehr als acht Milliarden Euro bewertet würde. In den kommenden zwölf bis 35 Monaten solle sich die Deutsche Bank dann den Rest der von der Post gehaltenen Anteile von 50 Prozent plus einer Aktie einverleiben können. Dafür sei ein klarer Zeitplan mit Kauf- und Verkaufs-Optionen vereinbart, der auch Preisuntergrenzen festschreibe.

Financial Times Deutschland ergänzt hierzu:

Für die erste Tranche zahlt das Institut rund 2,6 Mrd. Euro, was zwischen 54 und 55 Euro je Aktie beträgt. Derzeit notiert die Postbank-Aktie bei gut 46 Euro. Die Bank soll unter dem eigenen Namen weitergeführt werden. Entlassungen seien zunächst nicht vorgesehen, hieß es. Der Aufsichtsrat der Deutschen Post soll nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur noch an diesem Freitag die Vereinbarung beschließen.

So reagiert Deutsche Bank auf den (mittlerweile ebenbürtigen) Konkurrenten aus dem Zusammenschluss der Commerzbank und Dresdner Bank, indem sie sich vor allem gute Positionen im Privatkundengeschäft sichert.

Einen kurzen Überblick über die Meilensteine der Postbank-Geschichte ist bei der FTD zu finden. Kommentar zur Übernahme von Holger Steltzner in der FAZ: Wagnis und Chance.

Lehman Brothers weiter unter Druck

Die Aktie von Lehman Brothers hat heute gehörig zu leiden: Aktuell notiert sie mehr als 40% unter Vortagesschluss. Die Anleger befürchten einen Zusammenbruch wie bei Bear Stearn, nur diesmal ist es interessant zu sehen, ob sich ein Retter findet. Die Ausgangsbedingungen bezeichnet die New York Times aber als besser als zu Zeiten des Bear-Stearns-Kollapses, jedoch bei weitem nicht als rosig:

With each passing day, the pressure is growing for Lehman to secure a financial lifeline. While Lehman has few options, it has some advantages that Bear Stearns did not have before its collapse, mainly the special loan program subsequently created by the federal government for Wall Street banks. The risk for Lehman is that employees and money might quickly drain away if confidence in the bank continues to erode.

Den Unterschied zu der Bear-Stearn-Situation unterstreicht auch Rob Curran im WSJ-Blog Marketbeat (Why Lehman Brothers Is Not Bear Stearns): Das Entscheidende ist, dass die Marktteilnehmer nicht (so massiv) Vertrauen in der kurzfristigen Liquidität der Bank verloren haben. Dies erkläre, warum zahlreiche Call-Optionen (Kaufoptionen) in den letzten Tagen gekauft worden sind:

About 15,700 contracts giving the right to buy Lehman stock for $12.50 a share in October changed hands Wednesday, outweighing open interest. Even as the stock trades down 32% to $4.92, a greater number of calls have traded than puts, suggesting a bullish leaning among option analysts.

While options traders also took both sides on Bear Stearns during its crisis, the bias was more clearly on the bearish put side. “We think Lehman is better off than Bear Stearns in a number of respects,” said Scott Sprinzen, credit analyst at Standard & Poor’s. “Their liquidity is stronger, just given the size of their cash position, and (there is) a lesser dependence on credit-sensitive short-term borrowings.”

Und weiter:

Lehman’s prime-brokerage business is smaller than Bear’s relative to its more diverse portfolio, Mr. Sprinzen noted. And Lehman doesn’t depend on hedge-fund clients’ free credit balances to the same extent. In Bear’s case, the “run on the bank” by prime-brokerage clients was a major contributor to its fall.

Auch die Anleihen von Lehman Brothers sind schwer angeschlagen und weisen einen Renditeaufschlag zu US-Bundesanleihen von über 9 Prozent. Dies sind Bereiche die “Junk” schreien und eigentlich eine recht hoche Wahrscheinlichkeit von Zahlungsausfall implizieren (hier: ähnliche Renditeaufschläge hatten auch die Bear-Stearns-Anleihen am 14. März).

Die Verkaufswellen wurden zu guter Letzt durch die Analystenaussagen verstärkt:

Äußerer Anlass für den aktuellen Kurssturz waren Analystenstimmen. Merrill-Lynch-Experte Guy Moszkowski verweigerte ein Anlageurteil: “No Opinion”, laut seine Einschätzung nach zuvor “Neutral”. William Tanona von Goldman Sachs meint, das am Mittwoch vorgestellte Restrukturierungsprogramm reiche angesichts des Notwendigen nicht aus, um der Aktie den Abgabedruck zu nehmen.

Mike Mayo von der Deutschen Bank schreibt: “Liquiditätsprobleme und Abschreibungen schienen aus unserer Sicht beherrschbar. Aber der Wechsel in der Sicht der Ratingagenturen könnte zu Notverkäufen (von Vermögensgegenständen) führen.” Er stufte die Aktie von “Kaufen” auf “Halten” herab und senkte das Kursziel von 28 $ auf 11 $.

FTD.de, Lehman macht Analysten sprachlos

Die Rating-Agenturen prüfen eine Bonitätsherabstufung. Die Lage ist ernst…

Auch Washington Mutual, die größte US-Sparkasse, in der Bredouille

Und das ist noch nicht alles für heute: Die größte US-Sparkasse (savings and loan bank) gerät zunehmend in Schwierigkeiten. Die Hypothekenkrise setzt dem Unternehmen bedrohlich zu:

Washington Mutual has said mortgage losses could reach $19 billion through 2011. The company, with $309.7 billion in assets, raised $7 billion earlier this year from investors, led by private equity firm TPG Inc TPG.UL. But the falling stock price could make further capital raising prohibitively expensive.

“Unfortunately, their options have narrowed significantly, even over the past two days,” Sean Egan, manager of the ratings desk at Egan-Jones Ratings Co, said in an interview.

“What is ideal is an investment well in excess of $10 billion, probably closer to $15 billion or $20 billion, with the hope of additional investments over time,” he added. “Few investors can write a ticket that large, and even fewer have the ability to move quickly.”

Reuters.com, Washington Mutual shares sink below $2 on capital worry

Die New York Times diskutiert die Optionen für Washington Mutual hier: Washington Mutual Stock Falls on Investor Fears .

Bild: tinyfroglet

Kategorien: Frontpage · Unternehmen

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