Paul Kedrosky zeigt noch einmal den riesigen Unterschied zwischen den Sparquoten der chinesischen und der US-amerikanischen privaten Haushalte: Chinese Personal Savings: An Over/Under Bet (Grafiken im Artikel).
Stand und Verlauf der Sparquoten sind wie von zwei völlig verschiedenen Welten: Die chinesischen privaten Haushalte kommen auf durchschnittlich über 45% Sparquote (!), die Amerikaner hingegen tendieren gegen Null (!) — nun gut: gegen ca. 2%. Im langfristigen Verlauf erhöhte sich zudem die chinesische Sparquote mehr oder weniger stetig, während die US-amerikanische ähnlich stetig abnahm.
Kedrosky begründet diese Entwicklung hauptsächlich mit der “Leichtigkeit, mit der die US-Konsumenten in den letzten Jahren Vermögen bilden konnten” bzw. dachten, bilden zu können. Haupttreiber für diese Einstellung waren natürlich die schnell steigenden Asset-Preise, vor allem bei den Immobilien. Ein Gefühl wirtschaftlicher Stabilität und sicherer Entwicklung habe auch eine große Rolle gespielt.
Komplett anders stellt sich die Situation in China dar, aber auch hier soll die Zukunft große Veränderungen bringen:
But the reverse is true in China. Everything there has conspired to make personal savings a necessity, from an uncertain economic environment, to a massive discrepancy between personal incomes and home prices, to an undeveloped financial/credit sector. All of those look set to change radically over the next five years (politics and economic apocalypse aside), with credit becoming more abundant, incomes increasing faster than asset prices, and some economic/political uncertainty disappearing into history.
So schlägt Kedrosky sogar eine Wette vor: Die Sparquote in China werde über die nächsten Jahre fallen, sich sogar halbieren, in den USA werde sie wieder deutlich steigen, sich sogar auf ca. 6% verdreifachen.
So, here is my bet: Over the next ten years the U.S. personal savings rate triples from its current 2% level, while the Chinese rate halves. Any takers? If true it would definitely alter the calculus of those who think the U.S. can outsource its savings to China, who, in turn, continue to buy U.S. government debt.
3 Kommentare bis jetzt ↓
egghat // 12. Sep, 2008
Warst du nicht der Meinung, dass das mit der Sparrate in den USA gar nicht so schlimm sei? Während ich immer meinte, dass das so auf keinen Fall weitergehen könnte und der bevorstehende Trendwechsel die US-Konjunktur auf Jahre hinaus belasten würde?
Saviano // 12. Sep, 2008
Bin ich immer noch (mehr Info — vielleicht hier: Die Sparrate der US-Haushalte: Eine etwas detailliertere Studie).
Konjunkturell bedingt dürfte die US-Sparrate in den folgenden einigen Monaten ansteigen. Mittel- bis langfristig aber wohl kaum so viel… (vielleicht doch, aber die Situation einer sehr niedrigen Sparquote halte ich nicht für “unhaltbar”).
Die chinesische Sparquote – schätze ich – wird nicht immer so hoch bleiben können, während deren Wirtschaft reift, wohlhabender und “more sophisticated” wird.
In Amerika, glaube ich, wird es nicht zu einem grundlegenden Trendwechsel kommen. Eine kleine “Normalisierung” bzw. Stabilisierung in der Nähe der heutigen Niveaus scheint mir wahrscheinlicher.
Die Wette könnte ich fast annehmen… Aber wozu?
egghat // 15. Sep, 2008
“Despite the low personal saving rate,aggregate household
wealth has risen sharply in the past few years.U.S.house-
holds would not be a lot wealthier today—and thus better
able to cope with a decline in asset values—if they had been
saving at a substantially higher pace over the past few years. ”
Die Amis sind reicher als früher. Als müssen die ja wohl irgendwie gespart haben; wie wissen wir aber auch nicht. Das ist ja irgendwie die Aussage der Studie (ich spitze etwas zu).
Harhar. Sind vielleicht auch einfach nur die Immobilienpreise und Aktienkurse gestiegen?!? So kann man auch ohne neues Sparen reich werden. Ob heute die Autoren diese Studie nochmal veröffentlichen würden? Die Studie ist von April 2007 und damals waren die meisten dem puren Optimismus verfallen.
Was die Wette angeht: Die Sparquoten werden sich natürlich angleichen. Die chinesische ist so hoch, weil es dort keine Rente gibt und jeder nur ein Kind haben darf. Damit muss man selber sparen für’s Alter. Und vorher für die Ausbildung des Kindes. Mit Ausbau des Sozialsystem (und das werden die Chinesen machen, allein um der Partei eine andere Bedeutung zu geben; die machen sich ja sonst überflüssig) wird die Sparquote sinken.
Und dass die Sparquote in den USA wird steigen, weil ich schon immer der Meinung war, dass die viel zu niedrig ist.
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