Börsennotizbuch

Die Börse in China will nicht abkühlen. Ganz im Gegenteil – die Kurse erhitzen sich weiter und markieren neue Allzeithochs (ATH). Es war also nicht sonderlich viel mit meinen Vermutungen von Ende Mai, dass eine deutliche Korrektur das Logische ist … Oder vielleicht zum Teil doch, insbesondere mit dem Satz: “ABER. Tue ich vorerst nicht.”

Gleich darunter schrieb ich damals:

Der chinesische Markt ist offensichtlich von Hochstimmung erfasst. Lange hat es gedauert bis die wirtschaftliche Stärke des Landes in die Aktienkurse eingepreist wurde. Lange stagnierten oder sogar fielen die Aktien in China, ganz gleichgültig, ob die Wirtschaft mit 10 Prozent wuchs oder nicht. Erst seit etwa einem Jahr (so seit Anfang 2006), beobachten wir eine wahre Kursexplosion. Als ob der ganze wirtschaftliche Aufschwung und das (neue) Gewicht Chinas auf einmal neu bewertet werden mussten. Bestimmt ist ein Teil dieser neuen Bewertung berechtigt, aber in einer derartig spekulativen Atmosphäre verlieren die Notierungen den Bezug zur Realität. Nur, man weiß nie, wie hoch “eine verrückte Menge, den Kurs hochtreiben kann” (um Sir Isaac Newton zu zitieren).

Trotz aller fundamentaler Entwicklung, die in China zweifelsohne stattgefunden ist, sehen die Börsen für mich nach wie vor nicht gerade stabil aus. Wachstum und Potenzial ist in China sicherlich vorhanden, aber rechtfertigt dies so hohe Marktkapitalisierungen:

Nach den massiven Kursgewinnen ist inzwischen eine ganze Reihe chinesischer Unternehmen unter den nach Börsenwert größten Unternehmen der Welt zu finden. Mit einer Marktkapitalisierung von 210,1 Milliarden Euro wird beispielsweise die Industrial & Commercial Bank of China nur noch von zwei amerikanische Konzernen übertroffen, nämlich von Exxon Mobil und General Electric. Unter den Banken liegt die ICBC bereits ganz vorne, die zweitplatzierte Citigroup folgt mit einem Marktwert von 233,8 Milliarden Dollar in deutlichem Abstand. Allerdings lag der Gewinn der amerikanische Großbank vergangenes Jahr dreimal höher als bei der ICBC.

Faz.net, Chinas Börse auf Rekordhoch

Ich weiß es nicht. Ein Glück womöglich, dass die Short-Spekulationen auf die chinesischen Aktien und Indizes gar nicht so einfach sind (vgl. auch die Kommentare zu Crash-Gefahr in China).

Und nicht alleine die Bewertung und die hohe Kapitalisierung der Unternehmen kann einem Sorgen machen, die Inflation in China zeigt sich auch sehr hartnäckig:

Die Inflationsrate ist im Juli nach 4,4 Prozent auf Jahresbasis im Vormonat auf 5,4 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit zehn Jahren gestiegen. Der Anstieg der Konsumentenpreise ist vor allem auf die starke Zunahmen der Nahrungsmittelpreise zurückzuführen. Nahrungsmittel stellen mehr als ein Drittel des Bemessungskorbs.

Die Daten auch aus dem Faz-Artikel von oben (insgesamt übrigens ganz interessanter China-Dossier).

Die chinesische Zentralbank hat ja bereits die Zinsen mehrmals angehoben (zuletzt am 20.07. auf 6,84%; hierzu unterscheidet man one-year deposit rate (3.33%) und one-year loan interest rate (6.84%)), aber offensichtlich nicht genug. Übrigens, die von Faz zitierten nominalen Renditen chinesischer Anleihen von 4,31 Prozent beziehen sich wohl auf die lokale Währung (Yuan bzw. Renminbi), in Dollar denominierten Anleihen sind höher verzinst (vgl. Asianbondsonline).

Wir werden gespannt weiter beobachten. Ich mag kein Charttechniker sein, kann mir aber rein optisch schwer vorstellen, dass diese Shanghai Charts langsam abflachen.