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Rückblick auf den kritischen Monat September 2008

2. September, 2009 · 1 Kommentar

Lehman Brothers: 1 Jahr seit der Pleite

Die FAZ hat ein Special zu den turbulenten Ereignissen um die Pleite von Lehman Brothers vorbereitet. Der Konkursantrag der damals viertgrößten US-Investmentbank hat einen dramatischen Punkt in der Finanzkrise markiert. Nachdem an jenem Wochenende des 13. und 14. September die händeringend gesuchten Optionen ausgegangen waren, musste Lehman Brothers am 15. September 2008 Konkurs anmelden, was an der Wall Street zu einem panikartigen Kurssturz führte.

Der Niedergang von Lehman gilt aus heutiger Sicht als der Höhepunkt der seit Sommer 2007 anhaltenden Finanzkrise. Selbst die Terroranschläge vom 11. September 2001 hatten den Finanzdistrikt an der Wall Street nicht so stark geschockt und verändert wie der Kollaps des 158 Jahre alten Traditionsinstituts. Nach dem Notverkauf der Investmentbank Bear Stearns an die Großbank JP Morgan Chase im März 2008 blieben von den einst fünf größten Investmentbanken an der Wall Street gerade mal zwei, Goldman Sachs und Morgan Stanley, als unabhängige Institute übrig. Und auch Goldman und Morgan, die die Finanzkrise vergleichsweise unbeschadet überstanden hatten, wandelten sich in reguläre Geschäftsbanken, um einer drohenden Abwärtsspirale zu entgehen.

Faz.net, Der Tag, an dem die Wall Street bebte

Nach diesem Tag verzeichnete man schon dramatische systemische Störungen. Jegliche Risikoaufschläge weiteten sich rapide aus, die Banken bekamen Angst, miteinander Geschäfte zu machen, die LIBOR-Sätze (also die Zinssätze, die sich Banken für kurzfristige Liquidität untereinander stellen) schnellten in die Höhe etc. etc. Erst mit massiven Zentralbank-Interventionen konnte einen weiteren Kollaps abgewendet werden.

Die Pleite von Lehman Brothers spielte die Rolle eines Katalysators der Finanzkrise und gilt auch als Auslöser der realwirtschaftlichen Krise. Allerdings, wie Lucas Zeise am Montag schrieb, geht diese Argumentation wahrscheinlich zu weit. Sie ist möglicherweise vielmehr ein schlau eingesetztes Argument für mehr staatliche Hilfe.

Denn der wirklichen systemischen Gefahr haben wir nur “in die Augen geschaut”, aber nicht wirklich ausprobiert (!) Denn man kann die Ereignisse aus zwei Blickwinkel betrachten:

Die Lehman-Pleite hat die globale Finanzkrise (unnötig) zugespitzt und sie in eine realwirtschaftliche verwandelt.

Oder eben: Die Lehman-Pleite war ein erfolgreich bestandener Test, dass das Finanzsystem (selbstverständlich mit der Unterstützung der Zentralbanken) auch größere Pleiten verkraften kann. Das systemische Risiko ist zwar da, wird aber von den Katastrophenpropheten überschätzt.

Denn selbstverständlich stürzt die Pleite einer großen Investmentbank die Finanzmärkte in Panik. Aber die Hilfsmaßnahmen haben doch ausgereicht — der befürchtete Totalversagen des Systems blieb aus. Man kann nur spekulieren, ob der Finanzsektor weitere große Pleiten hätte noch verkraften können. Die Politiker scheinen — seit längerem — diesen Test auf keinen Fall zulassen zu wollen.

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