Börsennotizbuch

Noch halten sich Europa und Wall Street ziemlich wacker — in den letzten Wochen konnte man hier Jahreshochs markieren –, aber die Entwicklung in China gibt Grund zur Sorge. Ich habe bereits hingewiesen, dass die nun restriktivere Geldpolitik im Reich der Mitte die dortigen Börsen sehr nervös macht. China hat zunächst auf die Krise mit massiven Liquidtätsspritzen reagiert (wie die westlichen Länder) und mit einem sehr großzügigen Konjunkturprogramm. Diese Liquiditätswelle sowie die ohnehin robuste Wirtschaftsleistung haben die Kurse (nach einer heftigen Korrektur) erneut angeheizt — die Börse Schanghai war unter den Top-Performer des Jahres.

Anders als hierzulande oder in den anderen entwickelten Staaten, konnte die chinesische Regierung Sachen wie Credit Crunch leicht im Griff halten. Erstens waren die chinesischen Banken Рangeblich! Рnicht sehr stark von der Finanzkrise getroffen, und zweitens (wichtiger!), k̦nnen die Politiker in Peking per direkter Anweisung (und Befugnis) die Kreditvergabe praktisch anordnen.

So ist das Volumen an Neukrediten rapide gestiegen, was Sorgen um Inflation entfacht. Die Chinesische Zentralbank und Regierung haben deswegen mit Maßnahmen eingeleitet, die Liquidität wieder abzuschöpfen. Die Börsen reagieren darauf allergisch, zumal die Bewertungen wieder in stark blasen-verdächtige Regionen vorgedrungen waren.

So fallen die chinesischen Aktien seit mehreren Wochen. FTD spricht gar von Panik. Dabei wird — wie ich meine — richtig zitiert, dass eher die Liquiditätssorgen und weniger die fundamentale Wirtschaftsentwicklung als Auslöser der Verkäufe angesehen werden sollen:

“Der Fall spiegelt pessimistische Ansichten zur kurzfristigen Liquidität wider, weniger zu Veränderungen der fundamentalen Wirtschaftsdaten. Investoren warten nun darauf, dass die Regierung mit irgendeiner Geste einschreitet.”

Die Turbulenzen in China können sich durchaus auf die anderen Börsen auswirken. Also aufpassen: Wir hatten guten Lauf, größere Korrektur würde auch gut im saisonalen Zyklus passen.