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Magna gerät in die Sackgasse

8. August, 2009 ·

Bei den Verhandlungen um Opel gerät der von der Bundesregierung so offen favorisierte “österreichisch-kanadische” Konzern Magna ins Hintertreffen, gar in eine Sackgasse. Das Problem ist wohl, dass dieses “österreichisch-kanadische” noch um “russisch” ergänzt werden soll. Denn hinter der Offerte für Opel steckt der Konsortialpartner Sberbank, die unter der Führung Moskaus steht.

Auszug aus Wikipedia:

Sberbank (russ. ОАО Сбербанк России/ OAO Sberbank Rossii) ist ein Kreditinstitut in Russland mit Firmensitz in Moskau. Das Unternehmen ist im RTS Index gelistet. Sberbank ist die größte Bank Osteuropas und hat 250 Millionen Privatkunden (Retailkunden) und 1,3 Millionen Geschäftskunden. Die Bank wurde 1841 als Verbund von Sparkassen (russ. Сберегательные кассы/Sberegatelnyje kassy) gegründet. 1988 erfolgte die Umbenennung in Sberbank. Sie hat etwa 19.000 Filialen und 235.000 Angestellte (Stand 2005) und ist im Privatkundengeschäft und im Geschäftskundenbereich die führende Bank in Russland.

Nach eigenen Angaben hält sie Marktanteile von 62 % an Einlagen, 50 % an Krediten für private Kunden, 32 % an Krediten für Geschäftskunden und hält 29 % des gesamten Vermögens des russischen Bankensektors. Das Kernkapital der Bank beträgt 2,8 Milliarden US-Dollar, damit steht die Bank auf Platz 152 der Weltrangliste (Stand 2004).

Die Bank ist eine Aktiengesellschaft. Die Zentralbank der Russischen Föderation besitzt 60,57 % der Anteile, andere institutionelle Anleger halten 25,7 %. 13,73 % der Anteile liegen in den Händen von nichtinstitutionellen Anlegern und privaten Anlegern (Stand 2004).

Vorstandsvorsitzender ist seit November 2007 der ehemalige russische Wirtschaftsminister German Gref.

Von der (englischsprachigen) Website der Sberbank können wir die aktuelle Aktionärsstruktur entnehmen (die sich nicht wesentlich verändert hat):

Sberbank Aktionärstruktur, Screenshot Website sbrf.ru
Quelle: Screenshot, sbrf.ru, Shareholder Structure; Klick auf die Grafik für etwas größere Ansicht

Nach Darstellung der FAZ fühlt sich der wiederum mehrheitlich in US-amerikanischer Staatshand befindende Konzern General Motors unwohl dabei, Eigentumsrechte und Know-How nach Russland zu transferieren. Genannt werden drei wesentliche Stolpersteine im Magna-Angebot:

  • 55 Prozent der Opel-Anteile sollen später an die russische Staatsbank VEB weitergereicht werden dürfen.
  • Die zu erwerbenden GM-Patente, die – laut GM – zum Teil von militärischem Nutzen seien, sollen ebenso weitergereicht werden dürfen.
  • Magna und Sberbank sollen das GM-Russlandgeschäft inklusive der GM-Marke Chevrolet übernehmen.

Darüber hinaus schafft die fehlende Transparenz der Beziehungen zwischen Magna und Sberbank nicht gerade Vertrauen (es wird angeblich keine Einsicht in den Konsortialvertrag gewährt).

Um die Opel-Übernahme zeichnet sich ein durchaus politisches Tauziehen ab. Die US-Regierung als Eigentümer sitzt dabei eindeutig am längeren Hebel. Die Bundesregierung hat sich durch die so deutliche Pro-Magna-Position in eine eher ungünstige Lage hineinmanövriert, die ihr weitere Zugeständnisse (im Klartext: Steuermilliarden) oder politisches Ansehen kosten könnte. Um das Letztere wäre wohl nicht so schade.

Kategorien: Frontpage · Unternehmen

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