Markus Gaertner präsentiert auf seinem Blog die durchaus interessanten Erkenntnisse von Mary Daly und Bart Hobijn (Forscher an der Fed San Francisco), die sich mit dem sog. Okun’s Law beschäftigen. Das Okunsche Gesetz stellt einen Zusammenhang zwischen der Produktionsleistung einer Volkswirtschaft und der Arbeitslosigkeit her.
Dieser Zusammenhang ist nach empirischer Prüfung seit der Erstveröffentlichung in den 60ern in der Tat relativ beständig (so wie formal mathematisch im “Gesetz” definiert). 2009 jedoch wurden die Zahlen kräftig durcheinander geworfen: Die Arbeitslosigkeit ist viel stärker gestiegen als die Produktionsleistung der USA gefallen. Das Gesetz ist außer Kraft gesetzt worden.
Die oben genannten Ökonomen haben sich die Sache genauer angeschaut und stellten fest, dass im Kern dieser “Unemployment Surprise” eine stark gestiegene Arbeitsproduktivität steckt. Mit schlichten Worten: Die Unternehmen waren imstande, mit viel weniger Menschen die fast gleiche Produktionsmenge zu erstellen. Quasi als nächster logischer Schritt kann man annehmen, dass in der Rezession massiv die unproduktiveren Jobs gekürzt worden sind.
Das macht auch Sinn: Wenn die Unternehmen Umsatz verlieren und versuchen, den Gewinn zu stabilisieren, trennen sie sich tendenziell von den Produkten und Dienstleistungen mit der kleinsten Produktivität bzw. (aus ihrer Sicht) Deckungsbeitrag. Diese Entwicklung würde man auch in einer “negativen Spirale” von Konsumzurückhaltung → Produktionsrückgang → Anstieg der Arbeitslosigkeit → wieder sinkender Konsum erwarten. Dieser Prozess wird irgendwann eben durch die hohe Produktivität aufgehalten, die ein gewisser (und großer) Teil der Arbeit aufweist und welche sie einfach trotz allem “lohnend” macht.
Zurück zum Okun’s Law und der Studie von Mary Daly und Bart Hobijn. Die Autoren äußern sich aufgrund ihrer Ergebnisse nicht gerade optimistisch zu den Perspektiven am US-Arbeitsmarkt. Wenn dieses Produktivitätswachstum auch 2010 einigermaßen anhält, wird es schwierig sein, die Erwerbslosenzahlen zu reduzieren.
Auch Markus Gärtner interpretiert die Erkenntnisse als schlechtes Zeichen für die US-Konjunktur. Das mag zwar stimmen, aber wir sollten nicht vergessen, dass steigende Produktivität an sich etwas Gutes ist. Das diktiert einfach die ökonomische Vernunft. Hohe Produktivität ist die Grundlage effektiven Wirtschaftens, welches sich auch in den Bilanzen der Unternehmen in Form steigender Ertragskraft niederschlagen wird. Der Börse tut so was gewöhnlich gut, nicht schlecht.
Und schließlich: Wofür haben wir Regierungen? — Per Konjunkturprogramm die unproduktiveren Jobs wieder zu addieren, welche die Gesamtproduktivität in die gewohnten Regionen sinken und das Okunsche Gesetz wieder gelten lassen können.
Der Link zum Paper: Okun’s Law and the Unemployment Surprise of 2009
2 Kommentare bis jetzt ↓
Immer wieder das Gleiche: Zuerst steigt die Profitabilität, dann die Umsätze • Börsennotizbuch // 13. Apr, 2010
[...] (Hierzu auch interessant: Die aktuelle Ungültigkeit des Okun’s Law). [...]
Peter // 10. Aug, 2010
Es könnte AUCH daran liegen daß die REALE Arbeitslosigkeit stärker gestiegen ist als es die offiziellen Zahlen verkünden.
Wenn die Anzahl der Personen welche Lebensmittelmarken bekommen höher ist als die Anzahl der Arbeitslosen Personen und gleichzeitige nur der Lebensmittelmarken bekommt wer arbeitslos gemeldet ist dann spricht das für mich Bände…
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