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Börsennotizbuch

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Negativer realer Zins und steigende Rohstoffpreise

22. April, 2008 · 3 Kommentare

Egghat hat in einem Kommentar das Thema von negativen realen Zinsen und (positiver) Preisentwicklung der Rohstoffe aufgegriffen.

Ganz kurz könnte ich die Argumente, die einen solchen Zusammenhang begründen, aus meiner Sicht und Wissensstand erwähnen:

Der negative Real-Zinssatz kommt zustande durch Anleiherenditen (meistens wird die Benchmark 5- oder 10-jährige Staatsanleihen genommen), die unterhalb der Inflationsrate liegen. Für die meisten Investoren entsteht so auf Dauer ein ziemlich starker Anreiz, die Festverzinslichen bei diesen Bedingungen zu “verlassen” (oder einfach zu meiden) und verstärkt in Sachwerte anzulegen. Die Rohstoffe sind Sachwerte (bei den Aktien ist die Lage etwas strittig — sie sind irgendwie Halb-Sachwerte, Halb-Geldwerte). Das kann also ein (so zu sagen “investitionstechnischer”) Faktor sein.

Außerdem bedeuten negative Realzinsen für die meisten Investoren (Theorie und Empirie hin oder her) eine baldige Zunahme der Geldmenge und mehr Inflation — noch ein Grund das Kapital in Sachwerten zu schützen.

Aus anderer Sicht verbilligen niedrige Zinsen (und negative Realzinsen erst recht) die Lagerhaltung. Insbesondere wenn die – sagen wir – Hersteller mit steigenden Preisen rechnen können, lohnt es sich, mehr Rohstoffe auf Lager zu halten. Dies trifft natürlich nur für lagerbare Rohstoffe zu.

Ein negativer Realzins in Dollar macht die amerikanische Währung weniger attraktiv und “verbilligt” die in Dollar denominierten Rohstoffpreise in anderen Währungen (also auf relativer Basis). Die internationalen Rohstoffkäufer können sich, zumindest temporär, leisten, etwas höhere Dollar-Preise zu bezahlen.

Ich vergesse sicher die übrigen paar Dutzend Kausalitäten, dafür habe ich einige interessante Links, die sich genau mit dieser Problematik befassen.

Zunächst – haben wir einen negativen Realzins? Ja, es sieht so aus — zum Beispiel anhand der 5-jährigen US-Treasuries (inflationsbereinigt):

US Realzins
Quelle: St. Luis Fed, Fred

Und hier Lesestoff:

Viel Spass

Kategorien: Frontpage · Inflation · Rohstoffe · Zinsen

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3 Kommentare bis jetzt ↓

  • herbert // 22. Apr, 2008

    Es sieht so aus als hätten die Notenbanken über Jahre hinweg falsch oder mutlos entschieden. Viel Geld wurde verschenkt oder verbrannt!

    Jetzt sollte aber mal etwas positives passieren.

  • egghat // 22. Apr, 2008

    Die Regressionsanalyse bei Econbrowser ist schon ziemlich eindeutig. Aber es sind halt alles nur Wahrscheinlichkeiten. Es gibt dank des negativen Realzinses eine hohe Wahrscheinlichkeit für steigende Rohstoffpreise. Aber Sicherheit gibt es nicht. Und dass Aktien schlecht laufen, ist auch noch lange nicht gesagt.

  • Saviano // 22. Apr, 2008

    Eigentlich sollten sich die Perspektiven für die Aktien bei einem negativen (oder nahezu negativen) Realzins bessern, auch wenn die unmittelbare Entwicklung durch die Faktoren, die zum negativen Realzins geführt haben, wohl gefährdet ist.

    Die Analyse — es gab auch relativ wenig Perioden mit negativem Realzins, was die statistische Auswertung erschweren soll. Im Econbrowser außerdem (zweiter Link oben):

    “A bold prediction [dass steigende Fed-Zinsen und somit tendenziell Realzinsen, zum Zeitpunkt der Publikation], but I am tempted also to call attention to the very dramatic emergence of the Asian economies, particularly China and India. At least as far as energy is concerned, the historical record suggests rapid growth in the use of raw materials in the early stages of economic development. Given the sheer magnitude of the economic growth in Asia, it is hard to dismiss this as a big factor in the price not just of oil, but perhaps commodities across the board”.

    Dieses “economic development” dürfte trotz zwischenzeitlichen Schwankungen und trotz vieler uneindeutiger Auswirkungen auf die eine oder andere Volkswirtschaft insgesamt auch nicht das Schlechteste für den Business (sprich: die Aktien) sein…

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