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Junk Bonds: Die sind fast verschwunden…

17. Dezember, 2009 · 1 Kommentar

Junk Bonds

Zumindest nach einer Definition sind die sog. Junk Bonds (Schrottanleihen) vom US-Markt fast verschwunden. Natürlich handelt es sich dabei nicht um die objektive Kreditwürdigkeit (wie auch immer dies gemessen werden soll) oder die plötzliche Genesung der zerrütteten Finanzen der Unternehmen, es geht um die Renditen.

Wie gesagt — Definitionssache. Es wird häufig davon ausgegangen, dass “echte” Junk Bonds solche sind, deren Anleihen bei maximal 50% des Nennwertes gehandelt werden. D.h. notleidende Unternehmensanleihen, die offensichtlich riskant sind und bereits stark an Wert verloren haben.

Ebendiese sind am US-Kapitalmarkt praktisch verschwunden. Vor einem Jahr machten die Anleihen, die bei 50% des Nennwertes notierten, 27,5 Prozent des US-Marktes für Unternehmensanleihen aus. Heute sind es lediglich 1,1 Prozent (Daten von JPMorgan).

Mittlerweile fragt man sich, ob die Investoren die Junk-Bond-Rally nicht zu weit getrieben haben. Die durchschnittliche Rendite auf Junk Bonds (jetzt nach Bonitätskriterien, d.h. Agentur-Ratings) ist auf ca. 9% gefallen. Die Ausfallrate ist indes am Steigen und erreichte 12,9%.

Mehr Infos und Kommentare: FT.com, Distressed debt on the wane in US markets

Wenn sich die Leser erinnern, habe ich eine sinkende Rendite für Unternehmensanleihen (insb. für Junk Bonds) als eine Voraussetzung für die (weitere) Erholung der Börsen und der Konjunktur gehalten. Die Junk Bonds rentierten zeitweise mit 25%, das war enorm. Keine Firma kann unter solchen Konditionen operieren. Jetzt verschafft der Markt den Unternehmen Luft. Es bleibt nur, dass die Fed und die US-Regierung die Wirtschaft etwas ankurbeln (auch wenn nur nominell), damit die Ausfallraten sinken können.

Im Januar 2009 schrieb ich:

Noch sind die Festverzinslichen nicht insgesamt billig. Gefährlich billig sind die Staatsanleihen (vor allem in den USA). 10-jährige US-Bonds werfen magere 2,5% Rendite ab. Die Unternehmensanleihen hingegen weisen generell eine noch attraktive Rendite auf. Die Junk Bonds werden sogar mit extremen Abschlägen und Renditen von ca. 20% (!) gehandelt. US Municipal Bonds oder etwa die deutschen Pfandbriefe eröffnen auch interessante Möglichkeiten (verglichen mit den Staatsanleihen). Ich glaube, ein guter Teil des risikofreudigeren Kapitals wird (bzw. dürfte) zuerst hierhin fließen (vor allem in Unternehmensanleihen).

2009 — Das Jahr der Wende?

Der nächste Satz war allerdings nicht so richtig …

Dafür wird es aber nötig sein, dass die Ausfallraten niedrig bleiben bzw. das Wirtschaftsumfeld einigermaßen stabil.

… war nicht so notwendig, die Junk Bonds stiegen auch so.

Dennoch: ohne sinkende Ausfallraten werden die Papiere bald auf eine Decke stoßen. Die Party bei den Junk Bonds ist ja ohnehin sehr weit fortgeschritten.

Kategorien: Frontpage · Gesamtmarkt · Zinsen

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1 Kommentar bis jetzt ↓

  • Kredit-Chat // 17. Dez, 2009

    Stabilität ist ja so eine Sache, gerade wenn es um kurzfristige Spekulationen statt solider Finanzierung geht. Das an der Börse wieder munter weiter gezockt wird, kurz nach dem Crash, und sich auch faule Papiere und Kredite so wieder größerer Beliebtheit erfreuen, ist menschlich irgendwie nur zu verständlich. Letztlich kann man nicht zwischen “schlechten” und “guten” Kapital/Krediten/Bonds u.ä. unterscheiden – und schon gar nicht an die Vernunft der Akteure appelieren. Thats the game! :)

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