Wir haben seit längerem nicht mehr über die Renditekurve (bzw. Zinsstrukturkurve) gesprochen. Erinnern wir uns kurz:
Die Renditekurve (Zinskurve) weist in der Regel eine “positive Steigung†auf — die kurzfristigen Zinsen liegen unter den langfristigen. Das bezeichnet man als einen “normalen Verlaufâ€. In seltenen Fällen kann die Renditekurve auch einen inversen (und natürlich auch “flachenâ€) Verlauf annehmen, sprich: die kurzfristigen Renditen liegen über den langfristigen. Dies wird als Zeichen einer kommenden Rezession (oder mindestens Verschlechterung der Konjunktur gedeutet).
Die Renditekurve wurde sehr flach noch ab Mitte 2006; inversen Verlauf nahm sie Ende 2006 – Anfang 2007 an und somit deutlich früher als es optimal gewesen wäre, sie als Indikator für Schwierigkeiten zu befolgen (ich meine etwa: aus den Aktien auszusteigen). Und trotzdem sendete sie wieder ein richtiges Signal, dass dunkle Wolken am Horizont aufziehen…
Es gab vermutlich einige Faktoren, die die Wirkung der flachen bzw. inversen Renditekruve verlangsamt haben. Einer davon war die Auffassung von Ken Fisher, dass in der globalen Wirtschaft die globale Renditekurve viel wichtiger ist als die von den USA alleine. Die globale Zinsstruktur hat zu jener Zeit noch einen positiv Verlauf aufgewiesen.
Ein anderer (wozu ich auch tendierte) war, dass die inverse Zinsstruktur auf einem relativ niedrigen Niveau verlief, mit langfristigen US-Zinsen unter 5%.
Letztendlich werden wir es nicht genau wissen, ob und inwieweit die zeitweise inverse Renditekruve ausschlaggebend für die Rezession war. Ich bin aber überzeugt, dass sie für die Banken eine große Rolle gespielt hat, damit sie sich massenhaft in riskantere Geschäfte stürzten.
(Bei einer flachen Zinsstruktur können die Banken über ihr “klassisches” Geschäft der “Laufzeitentransformation” nichts mehr verdienen oder einfach gesagt: kurzfristige Kredite langfristig Anlegen und die Zinsdifferenz einstreichen funktionierte ab 2006 nicht mehr).
So, und wie stehen wir jetzt? — Gar nicht so schlecht. Die Renditekurve ist ziemlich steil — das wäre ein gutes Zeichen für die Wirtschaft. Aber Geduld, wie wir sehen, muss man schon mitbringen.
Eine interaktive Grafik der US-Zinskurve kann man hier finden.
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