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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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“Besser als erwartet”

24. April, 2009 ·

Besser als erwartet

Während der Börsen-Rally, die eigentlich immer noch nicht unterbrochen ist, konnte man einige interessante Sachen beobachten. Oder vielleicht besser: Symptome.

Zum einen blieben uns seit Anfang der Erholung negative Nachrichten wahrlich nicht erspart. Vor allem die Makro-Daten aus den Schlüsselregionen (USA, Europa, Asien/Japan) fielen alle unterm Strich schwach aus und bestätigten somit ein Mal mehr den rezessiven Trend. Trotzdem legten die Börsen – unbeirrt – weiter zu.

Die etwaigen Versuche via Schlagzeilen etwas bessere Stimmung zu machen bzw. endlich mal den einen oder anderen “grünen Zweig” (Bernanke sprach ja von “green shots”) sehen zu wollen, sind — meiner Meinung nach — viel eher den steigenden Kursen zuzuschreiben (die Medien suchen immer nach einer Erklärung für die aktuellen Börsenreaktionen) als einem tatsächlichen Glauben, dass die Dinge drehen.

Hierzu schrieb ich schon einmal, dass wir — alles in allem — keine Besserung der realen Wirtschaft in den USA feststellen können, aber auch (und hier unterscheide ich mich wohl von den meisten Beobachtern), dass die Börse keine Tatsachen aus der realen Wirtschaft braucht bzw. abwarten muss, um zu steigen.

Die erste Beobachtung also: Schlechte makroökonomische Daten wurden ignoriert.

Offensichtlich haben die Akteure den schnellen Abschwung auch relativ schnell gedanklich fortgeführt und rechnen bereits überall mit ein paar Stufen schlechtere Zahlen (z.B. am Arbeitsmarkt, bei den Immobilien, den Einkommen, den Staatsbilanzen, der Gewinnentwicklung etc.).

Als Zweites: Die Ergebnisse der Berichtsaison sind noch nicht ganz eindeutig, aber es gibt erste Zeichen dafür, dass die Firmen die Prognosen schon langsam zu übertreffen beginnen. Zumindest weisen die bisher vorgelegten Zahlen eine besser als erwartete Entwicklung aus.

Dies ist ein gutes Stück den “unerwartet besseren” Gewinnen der Banken zu verdenken (also: Vorsicht, Fake Gefahr!), aber – eine sehr interessante Tatsache – die “Consumer Discretionary” Unternehmen (diese, die nach Lehrbuch am konjunktursensitivsten reagieren sollen) sind soweit auch besser als erwartet (oder: als befürchtet).

Eine kleine Ãœbersicht der bisherigen Quartalszahlen findet sich bei Bespoke Investment.

Die Schlüsse hier dürfen allerdings nicht zu schnell gezogen werden. Das Bild ist noch nicht komplett, und dazu ist es noch von Sektor zu Sektor ziemlich differenziert.

Trotzdem: Die Analysten, wissen wir, sind zunächst zu langsam mit der Revision der Gewinnschätzungen nach unten, dann werden sie (gewöhnlich) zu pessimistisch und anschließend wieder zu langsam bei der Revision nach oben.

Das Zeichen, das man vielleicht sehen kann, ist also:

Die Gewinnschätzungen scheinen von zu optimistisch endlich mal realistisch, wahrscheinlich sogar zu pessimistisch geworden zu sein.

Zusammengefasst: Vielleicht haben wir die erwarteten schweren Turbulenzen im ersten Halbjahr hinter uns. Die Wirtschaft ist (USA, global) noch schwach (die Nachfrage stockt gewaltig) — deswegen ist weiter mit unruhigen Börsen zu rechnen. Aber die Aktien könnten schon in relativ festen und liquiden Händen angekommen sein — bei einer langsamen Besserung (und das muss auf relativer Basis betrachtet werden) dürften die Märkte mit der Zeit eher zulegen.

Aber:
Vorerst hatten wir einen sehr guten Lauf, und … der May ist bald da…

Kategorien: Frontpage · Gesamtmarkt

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